Der Landkreis hat am Sonntag einen Radaktionstag gefeiert, und doch stand wieder ein Mal das Auto im Vordergrund. Denn vorzeitig wurde nur 500 Meter weiter auch die neue Umfahrung der B 466 von Süßen eingeweiht.

Süßen - Die Autofahrer werden dieses Mal ganz besonders für die Unbill des Rad-Aktionstags entschädigt. Wie schon bei der Premiere vor vier Jahren war die B 10 zumindest im letzten Ausbauabschnitt zwischen Eislingen und Süßen-Ost für Autos am Sonntag gesperrt. Die Radler durften die Schnellstraße erobern. Für die Autofahrer heißt es dafür ab heute erst recht freie Fahrt. Denn recht kurzfristig wird die neue Umfahrung von Süßen in Richtung Donzdorf heute für den Autoverkehr freigegeben. Der Abschnitt hätte nach ursprünglicher Planung erst im kommenden Frühjahr fertiggestellt sein sollen.

 

11,9 Millionen Euro investiert

Zum Glück hatten Abgeordnete, Vertreter der Ministerien und des Regierungspräsidiums und andere Honoratioren ohnehin schon zum Rad-Aktionstag zugesagt. Da konnten sie im Anschluss gleich noch die neue rund 11,9 Millionen Euro teure und 2,1 Kilometer lange Ortsumgehung von Süßen einweihen.

Diese soll die geplagten Anwohner der Heidenheimer Straße um rund 15 000 Fahrzeuge pro Tag entlasten und den Staus im Berufsverkehr ein Ende machen. Die Fahrzeit zwischen Fils- und Lautertal dürfte sich dadurch je nach Tageszeit um zehn bis 20 Minuten verkürzen. Doch obwohl der Neubau innerhalb von drei Jahren vonstatten gegangen war, betrug die Zeit von der Planfeststellung im Jahr 1997 bis zur Baufreigabe letztlich volle 19 Jahre. Immerhin soll der nächste Bauabschnitt der B 10 bis Gingen-Ost bis Ende kommenden Jahres fertiggestellt sein.

Dann müsse aber die Planung bis Geislingen vorangetrieben sein. Daran erinnerten die Festredner, angefangen vom Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Norbert Barthle, über den Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer bis hin zum Süßener Bürgermeister Marc Kersting oder dem Landrat Edgar Wolff. Kersting gab seiner Freude Ausdruck, dass Süßen nun nicht mehr von Bundesfernstraßen zerschnitten sei und endlich stadtplanerisch neue Themen angehen könne. Wolff stellte fest, dass der erste Stau auf der neuen Süßener Ortsumfahrung zwei Stunden zuvor von jenen Hunderten von Radlern erzeugt worden war, die eine Sternfahrt aus Geislingen nach Süßen unternommen hatten. Er selbst trage noch die Radlerhose unter der Jeans, so Edgar Wolff.

Radlerhose unter der Jeans

Tatsächlich mussten sich die Autofahrer im Filstal am Sonntag gedulden. Verkaufsoffene Sonntage in Süßen und Eislingen, Großveranstaltungen wie das Apfelfest im benachbarten Schlat und natürlich der Rad-Aktionstag zwangen Autofahrer zu Geduld. Und die neue und im Übrigen landschaftlich durchaus reizvolle B 466 durfte zuallererst von Radlern, Skateboardern oder Skatern unter die Räder genommen werden. Tausende fanden sich an der Aktionsfläche des Fahrradtags am Ausbauende der B 10 bei Süßen ein. Viele hatten sich an einer der Sternfahrten aus Adelberg, Ebersbach, Aichelberg, Böhmenkirch oder Wiesensteig beteiligt.

Terminhatz mit Auto nicht machbar

Auf der Aktionsfläche sorgten verschiedene Stände für das leibliche Wohl und für Informationen rund ums Rad. Besonders müden Radlerbeinen winkte gar eine Fangopackung. Beliebt war auch der Fahrradcheck des ADFC, der pünktlich zum Rad-Aktionstag auch eine Selbstbedienungs-Reparaturstation am Süßener Bahnhof eröffnete. Am Ende des ereignisreichen Tages lobte der Gelegenheitsradler und Landtagsabgeordnete der Grünen, Alexander Maier, treffend die Vorzüge des Radverkehrs: „Göppingen, Schlat, Geislingen, Süßen, mit dem Auto statt mit dem Fahrrad hätte man all diese Termine bei gesperrten Straßen heute sicher nicht geschafft.“