Die Entscheidung, ob zur Verbesserung des Radnetzes eine Geh- und Radwegebrücke beim Neckarcenter über die Bundesstraße 10 gebaut werden soll, fällt voraussichtlich im Herbst.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die Situation ist unbefriedigend. Radfahrer und Fußgänger, die vom Esslinger Stadtteil Mettingen über den Neckarsteg in Richtung Brühl und Weil fahren, müssen einen langen Umweg entlang der Bundesstraße in Richtung Stuttgart in Kauf nehmen, um durch eine unwirtliche Unterführung in die Weilstraße gelangen zu können.

 

Die Wegeverbindung Mettingen-Brühl/Weil wird wegen zahlreicher Neubauprojekte in den jeweiligen Stadtteilen und wegen des geplanten Ausbaus des Sportparks Weil zu einem zentralen Treffpunkt für die westlichen Esslinger Stadtteile in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen. Deshalb hatte die Esslinger SPD-Gemeinderatsfraktion angefragt, ob sich nicht auf Höhe des Neckarcenters eine kombinierte Geh- und Radwegebrücke über die Bundesstraße 10 bauen lasse. So könne die Verbindung von Mettingen hinüber nach Weil deutlich verkürzt werden. Die Antwort der Verwaltung hat nun im Ausschuss für Technik und Umwelt zu heftigen Diskussionen geführt.

Kürzere und sichere Wege

Zwar kommen die Fachleute zu dem Ergebnis, dass sich ein solches Bauwerk, wenn man sich mit den Grundstückseigentümern einige, durchaus an der gewünschten Stelle errichten lasse. Auch das Genehmigungsrisiko sei eher gering. Zudem biete ein solcher Steg zahlreiche Vorteile gegenüber der bisherigen Verkehrsführung: Genannt werden kürzere Wege für Fußgänger und Radfahrer. Auch gebe es so die Möglichkeit, den Fuß- und Radverkehr konsequent vom Autoverkehr zu trennen, was zu höherer Sicherheit und höherem Komfort für die Verkehrsteilnehmer führen würde. Auch ließen sich mit Hilfe der neuen Verkehrsbeziehung die Gesamtziele des Projekts „Soziale Stadt, Mettingen-West, Brühl, Weil“ unterstützen.

Nach so vielen lobenden Worten – auch die bessere Anbindung an den geplanten Radschnellweg im Neckartal und die noch nicht ermittelten, aber zu erwartenden Fördermittel werden erwähnt –, kommt die Verwaltung zu einem überraschenden Fazit: Das Projekt sei zwar wünschenswert, aber zu teuer. Deshalb solle man darauf verzichten. Errechnet haben die Fachleute Kosten in Höhe von 4,66 Millionen Euro. Vor allem die Rampen, die wegen des zu überwindenden Höhenunterschieds von fünf Metern und einer maximal zulässigen Steigung von sechs Prozent jeweils 90 Meter lang sein müssten, würden die Baukosten in die Höhe treiben.

Dickes Plus in der Stadtkasse

Doch mit dieser Begründung wollten sich die SPD, die Grünen und die Linken nicht zufrieden geben. Angesichts der Bedeutung, der die Stadt Esslingen im Rahmen seines Klimaschutzprogramms dem Radverkehr beimesse, müsse man doch zumindest prüfen, aus welchen Fördertöpfen Zuschüsse für das Projekt zu erhalten seien, merkte die SPD-Stadträtin Heidi Bär an: „Bevor wir uns festlegen, wollen wir konkrete Aussagen zu den Fördergeldern.“ Auch könne man nicht sagen, dass die Stadt kein Geld habe. Statt des ursprünglich erwarteten Minus von sieben Millionen Euro im vergangenen Jahr verzeichnete die Esslinger Stadtkasse 2017 ein Plus in Höhe von 26 Millionen Euro.

Auch der Grünen-Stadtrat Helmut Müller-Werner mahnte nicht nur Handlungsbedarf im konkreten Fall an: „Der bisherige Weg ist saugefährlich und umständlich.“ Er mahnte in diesem Zusammenhang erneut auch das seit langem geforderte Mobilitätskonzept für die Gesamtstadt an. Das sei angesichts der aktuellen Klimadiskussionen gerade in Esslingen überfällig,

Die CDU und die Freien Wähler hätten sich durchaus mit dem Vorschlag der Verwaltung, das Projekt zum aktuellen Zeitpunkt nicht anzugehen, sich aber die Option für die Zukunft offen zu halten, anfreunden können. Schließlich verständigte sich das Gremium aber auf einen anderen Kompromiss: Denn Mitte März sollen die Gespräche mit dem Landkreis über den Radschnellweg beginnen. In diesem Rahmen will die Verwaltung klären, wie der Steg an das Radwegenetz angebunden werden kann. Zudem will die Verwaltung die kommenden Monate nutzen, um konkrete Fördermöglichkeiten zu erfragen. Im Herbst soll das Thema Radsteg dann erneut auf die Tagesordnung kommen.