Die Stadt findet den Westen prädestiniert für die Container, aber den Bezirksbeiräten missfallen die „großen Kisten“.

S-West - Das hatten sich die Vertreter der Verwaltung sicher anders vorgestellt. Im Bezirksbeirat West präsentierten sie ein Konzept für Fahrradgaragen im Bezirk und lieferten gleich eine Liste möglicher Standorte mit. Dafür hagelte es fraktionsübergreifend harsche Kritik. Vor allem an der Ästhetik der Radgaragen arbeiteten sich die Lokalpolitiker ab. „Wir sind geschockt angesichts dieser großen Kisten“, sagte Jochen Hammer (CDU). Reiner Nitsche sagte, man müsse die Bevölkerung emotional mitnehmen auf dem Weg zu einer radfreundlichen Stadt. Mit so einer „Mauer“, wie er die Garage nannte, gehe das nicht.

 

Lokalpolitiker kritisieren die ausgewählten Orte

Andere kritisierten die zwölf konkreten Plätze, die die Verwaltung für die Garagen in Betracht zieht. Unter anderem sind die Gutenbergstraße am Feuersee, das Gutenbergplätzle an der Vogelsangstraße, der Paul-Gerhardt-Platz und der Hölderlinplatz im Gespräch. Einige Bezirksbeiräte befürchten, dass die großen Garagen den Fußgängern Platz wegnehmen werden, weil der Zugang über den Bürgersteig erfolgt.

Stattdessen müssten sie zwingend auf der Straße stehen, sagte Andrea Schmidt von der „Fraktion“, die außerdem kritisierte, dass die Stellplätze kostenpflichtig sind. Fraktionskollege Paul Russmann stellte den Gesamtnutzen in Frage: Bei mehr als 50 000 Einwohnern im Bezirk brächten selbst 20 Radgaragen mit 400 Plätzen nicht viel. Ein weiterer Kritikpunkt: Lastenräder haben in den Garagen keinen Platz. „Die Stadt fördert Lastenräder, aber die Verwaltung hat das bei den Garagen überhaupt nicht bedacht“, klagte Maria Flendt (Grüne). Martin Hasenäcker vom Stadtplanungsamt entgegnete, man sei mit dem Hersteller in Kontakt, der an einer deutlich tieferen Variante arbeite.

Die Garagen sind ein Teilbereich der fahrradfreundlichen Stadt

Vor einem Jahr hat der Gemeinderat beschlossen, Stuttgart zu einer „echten“ Fahrradstadt zu machen. Die Fahrradgaragen seien eines von verschiedenen Instrumenten davon, sagt Martin Hasenäcker. Im Stuttgarter Westen sieht er insgesamt ein großes Potenzial für die Sammelgaragen. Dort könne man „durchstarten“, sagte er, die dicht bebauten Quartiere seien prädestiniert für das Konzept. Bei der noch nicht endgültig feststehenden Ausgestaltung der Garagen wolle man stärker auf Holzbauweise setzen, die Dächer begrünen, die Seitenwände als Fläche für Aushänge und Stadtkarten nutzen.

Doch auch daran hagelte es Kritik. So zweifelten einige daran, ob die Garagen überhaupt sicher seien, da man Holz ja leicht auseinandersägen könne. Die Radbeauftragte Eva Adam blieb gelassen. In den Fahrradstädten Hamburg und Kopenhagen seien die Radgaragen erprobt und bewährt, das gleiche gelte für die Schweiz. Die Ansprüche dürfe man auch nicht zu hochschrauben.

Bezirksbeirat will in der nächsten Sitzung erneut über Garagen diskutieren

„Alles kann man nicht haben: eine ästhetisch ansprechende Garage, die vor Diebstahl und Wetter schützt und auch noch kostenlos ist“, sagte Adam. Das gebe es nirgendwo. In Kopenhagen hätten diese Anlagen nicht mal einen Wetterschutz. Es sei aber noch nichts entschieden, bislang gebe es nur Vorschläge. Am 18. Februar beschäftigt sich der Gestaltungsbeirat mit den Garagen. Die Mitglieder des Bezirksbeirats wollen sich auch noch ein paar Gedanken machen und das Thema am 11. Februar wieder aufgreifen.

Ein Pilotprojekt ist bereits gestartet: Zwei Fahrradgaragen à 20 Plätze hat die Stadt bereits unter der Paulinenbrücke aufgestellt. Auch in anderen Stadtbezirken sind Garagen geplant. So plant die Stadtverwaltung – ebenfalls pilotweise – einige rund um den Hauptbahnhof: vier am Arnulf-Klett-Platz und vier im Schlossgarten bei der Rampe, die in den Bahnhof führt. Auch sie werden jeweils 20 Plätze bieten.