Wo lässt sich die Zukunft des Bahnverkehrs schon heute besichtigen? Auf dem Killesberg, wo die Dampflok Santa Maria für die nächste Saison fit gemacht wird. StZ-Kolumnist Erik Raidt gefällt die Entschleunigung.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn setzt seit einigen Jahren konsequent auf eine Entschleunigung ihres Betriebs. Stuttgart gilt konzernintern als Metropole mit Vorbildcharakter, hier verzieht sich die Bahn in ihr Schneckenhäuschen und schlummert friedlich vor sich hin. Der Bahnhofsumbau? Dauert. Die Pünktlichkeit der S-Bahnen? Bitte haben Sie ein wenig Verständnis. Die Wegeführung auf dem Hauptbahnhof? Immer der Nase nach, an der Imbissbude links, grob in Richtung Milaneo, aber wenn Sie im Primark-Store stehen, sind Sie leider zu weit gegangen.

 

Die Bahn hat nun pünktlich zum Mauerfall-Jubiläum einen 20-Jahresplan vorgelegt, der aufzeigt, wie künftig alles noch langsamer gehen soll. In einem ersten Schritt wird vom nächsten Frühjahr an im Höhenpark Killesberg die Dampflokomotive Santa Maria im Schleichverkehr eingesetzt. Bisher drehten dort die Dampflokomotiven Tazzelwurm und Springerle ihre Runden, auch ein Blitzschwoab und ein Schwoabapfeil befinden sich im Einsatz. Über den Winter soll die Lokomotive Santa Maria, die aus Barcelona stammt, nun Schwäbisch-Unterricht erhalten und sich dem Tempo auf dem Killesberg anpassen.

Anschlusszüge werden überschätzt

Dort summen die Gäste seit Jahren: „There is a slow Train coming.“ Eines Tages könnten die Kleinbahnen womöglich die ICs und ICEs ablösen, die sich derzeit unnötig oft dem Geschwindigkeitsrausch hingeben – in dem stetigen Irrglauben, in Mannheim oder in Frankfurt irgendwelche Anschlusszüge erreichen zu müssen.

Anschlusszüge werden maßlos überschätzt. Heute wäre die Bahn froh, wenn sie wenigstens Lokführer hätte, die die Züge fahren könnten. Bei der Santa Maria wäre das kein Problem. Die Bahn müsste nur in Lummerland bei Lukas dem Lokomotivführer anrufen. Der Mann ist kein Mitglied der Lokführer-Gewerkschaft, außerdem hat er im Umgang mit Drachen, Piraten und Triebwerksstörungen die Ruhe weg.

Träge Grüße, Erik Raidt