Das Thema Unterrichtsausfall war Thema einer zwölfteilige Serie unserer Redaktion. Sie hat auch überregional Beachtung und Würdigung gefunden.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Freiburg - Freude über eine journalistische Auszeichnung: Für die im vergangenen Herbst erschienene zwölfteilige Serie „Achtung Unterrichtsausfall“ ist unsere Redaktion mit dem von der „Badischen Zeitung“ gestifteten renommierten Ralf-Dahrendorf-Preis für Lokaljournalismus 2019 geehrt worden. Redakteure aus den beteiligten Ressorts Multimedia, Lokales und Politik nahmen jetzt im Konzerthaus in Freiburg den zweiten Preis aus der Hand von Schirmherrin Lady Christiane Dahrendorf, Witwe des 2009 verstorbenen bedeutenden liberalen Denkers, entgegen.

 

Die Jury würdigte die aufwendige Rechercheleistung und die „beispielhafte journalistische Umsetzung“ des Themas. Weil die Kultusverwaltung Daten zum Unterrichtsausfall nur pauschal veröffentlichte, bemühten sich die Redakteure – teils gegen erhebliche Widerstände – selbst um Daten. Dabei zeigte sich, dass etwa jede zehnte Schulstunde nicht wie geplant stattfindet – und damit mehr als vermutet. Außerdem erschienen Porträts von betroffenen Eltern, Schülern, Vertretungslehrern und Stundenplangestaltern.

Lob für „professionelle Beharrlichkeit“

Die Serie – und parallel dazu die Initiative von Eltern – zeigte Wirkung. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) versprach mehr Transparenz. Künftig soll mehrmals im Jahr eine Vollerhebung zum Unterrichtsausfall stattfinden. In seiner Laudatio lobte Werner D’Inka, Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ die Redakteure für ihre „professionelle Beharrlichkeit“. Sie hätten sich von der Abwehrhaltung von Behörden und Schulen nicht bremsen lassen, die „Sau sprichwörtlich auf den Rücken gelegt“ und sich dem Thema von allen Seiten genähert. Die „außergewöhnliche Serie“ werde der Komplexität des Themas „jederzeit gerecht“. Im Sinne der von Thomas Hauser, Herausgeber der „Badischen Zeitung“ formulierten Definition von Journalismus kann sie als „Dienst an der Bürgergesellschaft“ gesehen werden.

Der erste Preis ging an die „Oberhessische Presse“, die dem undurchsichtigen Gebaren der Stadt Marburg bei der Vergabe einer Gewerbefläche nachspürte. Den dritten Preis bekam der „Weser-Kurier“ für eine Recherche über ein Stadtviertel, das in schlechtem Ruf steht. Einen Sonderpreis erhielt die „Freie Presse“, die auf dem Höhepunkt der rechtsextremen Ausschreitungen in Chemnitz 2018 eine Plattform für Bürgerdialog entwickelt hat. Der Ralf-Dahrendorf-Preis wird seit 2009 alle zwei Jahre vergeben und ist mit insgesamt 10 000 Euro dotiert. Christian Hodeige, Verleger der „Badischen Zeitung“, nannte den Preis „heute wichtiger denn je“: „Wir alle haben etwas zu verteidigen: den Rechtsstaat, das soziale Netz und die demokratischen Institutionen.“ Diesem Bemühen soll der Ralf-Dahrendorf-Preis dienen.