Neun Jahre ist es her. Ein Polizist schießt auf einen 15-Jährigen. Der ist auf der Stelle tot. Jedes Jahr gedenkt die griechische Jugend dieses tragischen Falles. Vermummte nutzen die Gelegenheit und randalieren.

Athen - Am neunten Jahrestag des Todes eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel ist es am Mittwoch in Athen zu Ausschreitungen gekommen. Rund 200 Vermummte schleuderten Steine gegen die Polizei, zerstörten Cafés und andere Geschäfte und zündeten Müllcontainer an. Sie hatten sich zuvor aus einer friedlichen Schülerdemonstration gelöst.

 

Am Abend stürzten Vermummte das als Hochburg der Autonomen und der Anarchie geltende Stadtviertel Exarchia im Zentrum Athens ins Chaos. Sie warfen Leuchtkugeln und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte. Auch in Thessaloniki schleuderten Vermummte Dutzende Brandflaschen auf die Polizei. Die Beamten setzten Blendgranaten und Tränengas ein, um die Randalierer in Exarchia und in Thessaloniki auseinanderzutreiben, wie das Fernsehen zeigte.

Die Sicherheitskräfte zogen sich nach kurzen Einsätzen immer wieder zurück und beobachteten die Lage aus der Ferne. Gleichzeitig wurden die Reporter aufgefordert, sich auch von den Orten des Geschehens fernzuhalten. „Die Autonomen machen ihre Show, solange die Kameras da sind“, sagte ein Polizeioffizier in Athen den Journalisten. Aus Polizeikreisen hieß es, die Beamten hätten den Befehl erhalten, sich auf Distanz zu halten, damit es zu keinen schweren Zusammenstößen und Verletzungen komme.

Eine beispiellose Welle der Gewalt

Der konservative Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis warf der linken Regierung über den Kurznachrichtendienst Twitter vor, der Polizei nicht zu erlauben, ihre Arbeit zu machen. „Noch einmal chaotische Szenen im Zentrum Athens“, schrieb Mitsotakis.

Nach dem Tod des damals 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos war Griechenland im Dezember 2008 von einer beispiellosen Welle der Gewalt erfasst worden. Randalierer zerstörten Geschäfte in Athen und anderen Städten. Parallel demonstrierten Zehntausende friedlich gegen Staatsmacht, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Die schweren Ausschreitungen dauerten fast eine Woche. Im Oktober 2010 wurde der Schütze zu lebenslanger Haft verurteilt.