Das neue Brand- und Rettungswegekonzept für die Verwaltungszentrale in Waldenbuch listet insgesamt 29 Schwachstellen auf. Die dringlichsten Dinge sollen sofort umgesetzt werden.

Waldenbuch - Sollte während der Gemeinderatssitzung im Waldenbucher Rathaus ein Brand ausbrechen, haben die Stadträte womöglich ein Problem. Denn im großen Sitzungssaal fehlt ein zweiter Rettungsweg. Doch auch an anderer Stelle steht in den beiden Rathäusern der Schönbuchstadt beim Thema Brandschutz nicht alles zum Besten. Die Experten des Sindelfinger Fachbüros Kuhn Decker haben das historische Gebäude und den Neubau am Marktplatz auf ihre Sicherheit hin abgeklopft – und dabei insgesamt 29 Schwachstellen entdeckt.

 

„Ich bin bei dieser Auflistung ein bisschen erschrocken. Sie ist ja doch sehr umfangreich“, erklärte die FWV-Stadträtin Annette Dolleschel bei der Präsentation des Gutachtens. Noch steht nicht fest, wie teuer die Umsetzung aller notwendigen Maßnahmen wird. Doch der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz hat bereits klargestellt: „Wir sind gut beraten, nicht an der Sicherheit zu sparen. Im Sinne der Mitarbeiter, Besucher und Bewohner der Gebäude müssen die bekannten Defizite jetzt beseitigt werden.“

Vor allem bei den Rettungswegen muss etwas getan werden

Der städtische Bauexperte Wolfgang Kloker lieferte die Details zu den Kritikpunkten. Bei den insgesamt 15 Maßnahmen, die die Experten für das Alte Rathaus empfehlen, liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf der Ausgestaltung der Rettungswege. Von allen Räumen muss demnach eine zweite Fluchtmöglichkeit ins Freie geschaffen werden. Mit der Beschilderung sind die Profis ebenfalls unzufrieden. Sie möchten, dass jeweils auch die zweite Fluchtmöglichkeit angezeigt wird.

Zudem sind viele Türen ein Problem. Nicht alle genügen den strengen Vorgaben des Brandschutzes, sie gehen in die falsche Richtung auf oder müssen erst umständlich geöffnet werden. „Die Ausgangstüren im Treppenhaus sollten mit einer Panikfunktion ausgestattet werden“, raten die Brandschutz-Experten. Außerdem wird die Gesamtsituation der Räume und Flure als zu offen bewertet. Durch den Einbau zusätzlicher Tür-Elemente sollen neue Nutzungseinheiten mit maximal 400 Quadratmetern entstehen.

Bis 2021 sollen alle Maßnahmen abgeschlossen sein

Ganz ähnlich stellt sich die Situation im Neuen Rathaus dar. Das ist zwar deutlich jünger und moderner, setzt aber im Besucherbereich ebenfalls auf ein großzügiges Raumgefühl. „Eine Verbindung über drei Geschosse ist nicht zulässig“, kritisieren die Experten. Auch drei Parkplätze im Umfeld des Gebäudes werden den neuen Brandschutz-Maßnahmen wohl zum Opfer fallen. An einer Stelle kann der Notausstieg aus der Garage zugeparkt werden, zudem fehlen Aufstellflächen für die Feuerwehr, die über die Umwidmung von Stellplätzen gewonnen werden können.

Mit Hilfe einer Prioritätenliste sollen die gravierendsten Mängel noch in diesem Jahr behoben werden. „Wir können aber nicht alles auf einmal abarbeiten“, erklärte Michael Lutz. Außerdem ist am Neuen Rathaus das Dach undicht. Die Sanierungsarbeiten sind bereits im Haushalt eingeplant und sollen mit den Umbauten für den Brandschutz – zu denen etwa auch der Einbau eines Dachfensters für die Entrauchung gehört – abgestimmt werden. Im Dezember will die Kommune einen Zeitplan für die Umsetzung des Brand- und Rettungswegekonzepts vorlegen. Bis zum Herbst 2021 sollen dann alle Maßnahmen abgeschlossen sein.