Die Närrinnen und Narren des Fellbacher Carneval Clubs stürmen das Rathaus. OB Zull übergibt den goldenen Schlüssel an FCC-Präsidentin Sandra Fasolt.

Region: Corinna Meinke (com)

Fellbach - Wenn sich eine gestandene Frau freiwillig in ein Keltermäusle verwandelt und ihr Gefolge wahlweise ein Blätzle Häs aus buntem Weinlaub überstreift, sich als Elferrat verkleidet oder als Gardetanz getarnten Leistungssport präsentiert – dann ist der Fasching auch in Fellbach angekommen.

 

Kurzerhand staubten sie das Konfetti von den farbenprächtigen Kostümen und nahmen unterstützt von den Fellbacher Bürgern das Rathaus in Besitz

An diesem Schmotzigen Donnerschdig haben die Närrinnen und Narren des Fellbacher Carneval Clubs (FCC) das Fellbacher Rathaus gestürmt. Besagtes Keltermäusle Prinzessin Lena I. samt Prinz Marvin I. und dem Elferrat mit der Präsidentin Sandra Fasolt an der Spitze ließen sich von Gabriele Zulls Kanonenschüssen nicht weiter beeindrucken.

Kurzerhand staubten sie das Konfetti von den farbenprächtigen Kostümen und nahmen unterstützt von den Fellbacher Bürgern das Rathaus in Besitz. Ein Coup, der im besten schwäbischen Sinne hälenga gelang. Denn während die Oberbürgermeisterin noch versuchte, ihr Haus im spielerischen Wettstreit mit den FCC-Granden zu verteidigen, hatte der Narrensamen längst den Verwaltungssitz eingenommen und grüßte fröhlich winkend aus den Fenstern auf die bunte Schar.

Dabei wollte die Rathauschefin nur die Gunst der Stunde nutzen

„Mit einem Baguette kannsch dei Rathaus aber net verteidiga“, hatte der FCC-Vizepräsident Horst Stimmler der Oberbürgermeisterin zuvor übermütig entgegen gerufen, als diese im frankophilen Look gekleidet auf dem Rathausbalkon erschien und das typisch französische Weißbrot drohend in die Luft hielt. Dabei wollte die Rathauschefin nur die Gunst der Stunde nutzen und die Bürger auf den bevorstehenden Europäischen Kultursommer 2020 einstimmen, der in der Stadt ganz im Zeichen des Nachbarlandes Frankreich stehen soll. Einen Sommer lang können sich die Fellbacher über exzellente Gastspiele und Mitmachkonzerte, Ausstellungen und Feste, Kunst und Kulinarik freuen.

Die Stadtkapelle begleitete die Weingeistkinder, Wölfe und Funken beim Ein- und Ausmarsch

Und so stand im großen Sitzungssaal, der für die närrischen Vorführungen rund um den Rathaussturm frei geräumt worden war, zwar auf einigen Plakaten bereits ein hoffnungsvolles „La vie est belle“ zu lesen. Kulinarisch betrachtet konnte sich das neue Motto allerdings noch nicht recht durchsetzen, denn auch in diesem Jahr wurden den Gästen des Rathaussturms zum obligatorischen Fellbacher Riesling und Trollinger lediglich trockene Brezeln kredenzt. „Wär hett au die viele Brezla mit Butter schmiera wella“, kommentierte eine Schwäbin voller Verständnis diesen bekannten Umstand.

Apropos Tradition: Wie gewohnt begleitete die Stadtkapelle die Weingeistkinder, Wölfe und Funken beim Ein- und Ausmarsch und lieferte viele passende Tuschs, bevor die FCC-Präsidentin mit Forderungen nach mehr Narrenschutz und einem Fellbacher Narrenkulturzentrum, einem Fellbexit und der Ausweitung des Fellbacher Herbstes auf alle Jahreszeiten doch noch inhaltlich brisante Themen platzierte.