Ein Fünftel der Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren zeigt Symptome einer Essstörung. Betroffene Eltern sind oft ratlos. Wie reagiert man richtig – und was hilft in der Situation? Eine Mutter erzählt.

Stuttgart - Es begann damit, dass Mira, die Tochter, ihr Essen auf dem Teller sortierte, ewig darin rumstocherte. Und dass sie genau wissen wollte, wie viele Kalorien das hatte, was vor ihr auf dem Tisch stand. „Ich dachte erst, dass das ein Spleen ist“, sagt Elke Kurth (51), die Mutter (Namen der Familie geändert). Mira war damals 15 und in ihrer ersten Beziehung. In der Zeit, erzählt Elke Kurth, habe sie sich sehr auf den Freund fixiert, sich emotional stark von ihm abhängig gemacht – und gleichzeitig von der Familie und von Freunden distanziert. Bei einer Familienfeier bemerkte die kleine Schwester, wie Mira sich nach dem Essen auf der Toilette übergab. Freundinnen berichteten von ähnlichen Beobachtungen. So kam ein Puzzleteil zum anderen: Mira litt unter einer atypischen Essstörung, einer Mischung aus Magersucht und Ess-Brech-Sucht, Bulimie. „Als die Beziehung auseinanderging, kam innerhalb von ein paar Tagen alles hoch. Ich habe Mira direkt auf ihr Essverhalten angesprochen“, sagt Elke Kurth. Doch die Tochter reagierte nicht, floh zu ihrem Vater, der von der Familie getrennt lebt. Ein paar Tage später dann ein Anruf aus der Schule: „Mama, es geht mir schlecht.“