Tierrechtler von Peta kritisieren Wildtiernummern im Waiblinger Weihnachtscircus und fordern im Rems-Murr-Kreis gleich mehrere Verbote.

Zirkus - Traurige Weihnachten für Tiere.“ Das zumindest befürchten die People for the Ethical Treatment of Animals (Peta). Der Anlass für die Pressemitteilung der Tierrechtsorganisation ist die Eröffnung des Waiblinger Weihnachtscircus an diesem Donnerstagabend auf dem Festplatz an der Rundsporthalle. Die Gala-Premiere beginnt um 19 Uhr und danach gibt es täglich Nachmittags- und Abendvorstellungen bis zum 6. Januar. Nur an Heiligabend und Neujahr nehmen sich die Zirkusleute und -tiere frei.

 

Peta: tierschutzwidrige Veranstaltung

Vor der Gala hat am heutigen Nachmittag der Lions-Club noch eine Sondervorstellung organisiert: für Familien, die sich einen solchen Zirkusbesuch sonst nicht leisten können. Dazu wurden laut dem Vorstandsmitglied Hartfried Wolff rund 100 Kinder und ihre Familien eingeladen. Diese rechnen vermutlich kaum mit traurigen Tieren sondern eher mit einem fröhlich- bunten Spektakel der zwei- und vierbeinigen Artisten unter der Zirkuskuppel. Peta hingegen sieht in der Zirkusvorstellung, bei der unter anderem eine gemischte Raubtiergruppe mit einem weißen Löwen, drei männlichen Löwen und zwei Tigern auftreten werden, eine „tierschutzwidrige Veranstaltung, bei der exotische Wildtiere zu unnatürlichen ‚Kunststücken’ gezwungen werden“. Deshalb, so die Mitteilung aus Stuttgart, appelliere die Tierrechtsorganisation an die Kommunalpolitiker, dem Beispiel anderer Städte zu folgen und ein Wildtierverbot auf den Weg zu bringen. „Für die Tiere im Zirkus ist Weihnachten kein Fest, sie zahlen einen hohen Preis für das kurze, zweifelhafte Vergnügen der Zirkusbesucher“, wird die Peta-Fachreferentin Yvone Würz zitiert. Im Übrigen seien Zirkusse mit Wildtieren eine erhebliche Gefahr für Zuschauer und Anwohner.

„Ach die wieder“, entfährt es Britta Sperlich, die die Kritik offensichtlich nicht allzu schwer nimmt. Den Tieren im Zirkus gehe es hervorragend, sagt die Direktorin. Erst am Mittwoch sei das Veterinäramt auf dem Festplatz gewesen und habe unter Beteiligung von Vertretern eines anderen Tierschutzverbandes alles kontrolliert. „Es gab keinerlei Beanstandungen“, sagt die Zirkuschefin. Mit den für eher radikale Haltungen bekannten Leuten von Peta habe man keinen direkten Kontakt gehabt. Auch sonst sei hier die Erfahrung aus der Vergangenheit eher wenig konstruktiv: „Die pöbeln vor dem Zelt die Leute an.“

Zirkuschefin: „Die Tiere sind alle im Zirkus groß geworden“

In diesem Jahr hat der Waiblinger Weihnachtszirkus an Tieren neben den genannten Raubtieren noch Kamele und Pferde mit in der Arena. Das Highlight im wie alle Jahre neu zusammengestellten Programm sei allerdings eine Artisten-Nummer mit einer Sieben-Mann-Pyramide. Das Ensemble habe zu den Siegern beim Zirkusfestival in Monte Carlo gehört. Ein weiterer Höhepunkt sei die Motorradkugel mit sechs Fahrern. Die im Programm aktiven Tiere seien im Übrigen keine echten Wildtiere – „die sind alle im Zirkus groß geworden“. Und die Raubtiernummer, die habe der Zirkus extra fürs Waiblinger Programm samt Wildtiertrainer verpflichtet.

Der Zirkus in Waiblingen ist im übrigen momentan nicht das einzige Ziel der Peta-Kritik im Rems-Murr-Kreis. Im Zusammenhang mit dem Unfall einer Pferdekutsche nahe Murrhardt, bei dem der 85-jährige Kutscher und ein Pferd getötet wurden (wir berichteten), fordert die Organisation in einer weiteren Pressemeldung von Landrat Richard Sigel, er möge ein kreisweites Kutschenverbot prüfen. „Dieser Vorfall zeigt, dass die Risiken bei Kutschfahrten unkontrollierbar sind. Die einzige Lösung zum Schutz von Mensch und Tier ist ein Verbot von Pferdekutschen“, so Peta.