Am Dienstag sollte erstmals ein privates Raumschiff auf dem Mond landen. Doch das Vorhaben des japanischen Unternehmens ispace, das ein neues Zeitalter der Nutzung extraterrestrischer Ressourcen einläuten wollte, scheint missglückt. Jedenfalls zunächst.

Wäre alles gut gegangen, wäre der vergangene Dienstag ein historischer Tag für die Menschheit geworden. So hatte es jedenfalls Takeshi Hakamada angedeutet, der seit Wochen nervös zuschaute, wie eine von seinem Unternehmen geplante und durchgeführte Mission den Mond ansteuerte. „Dies ist der Aufgang der Mondökonomie“, hatte der Tokioter Unternehmer Hakamada in einem Statement angekündigt. Als Chef und Gründer des Betriebs ispace wäre er dann wohl ein Star der Geschäftswelt geworden.

 

Aber der leuchtende Stern ist Hakamada diese Tage nicht geworden. Zur angekündigten Landezeit konnte ispace, das zuvor immer regelmäßig Updates über soziale Medien und seine Websites kommuniziert hatte, keine Neuigkeiten liefern. Einige Stunden später hieß es in einer Stellungnahme: „Die Verbindung zwischen dem Lander und dem Mission Control Center ging verloren.“ Die Schlussfolgerung lautet: „Wir erwarten die Mondlandung diesmal nicht.“

Man geht davon aus, dass der Lander verunfallt ist

Und das gilt zunächst einmal als große Enttäuschung. Denn ispace wäre das erste private Unternehmen gewesen, dem eine Mondlandung gelungen wäre – und damit der erste Betrieb, der Handel mit Ressourcen vom Mond betreiben würde. Mit der Nasa hat ispace bereits einen Vertrag abgeschlossen, um Weltraumproben zu sammeln und diese an die US-amerikanische Weltraumbehörde zu verkaufen. Demnach naht eine neue Ära, in der der Mond – und vielleicht Planeten – nicht mehr nur wissenschaftlich, sondern auch geschäftlich beackert wird.

Wie genau der Lander auf dem Mond aufgekommen ist, blieb einen Tag später unklar, man geht aber von einem Crash aus. Das sei in dieser Hinsicht nicht nur ein Rückschlag, findet das Unternehmen. Schließlich seien diverse Meilensteine vor der finalen Landung – vom Start über die lange Reise bis zum Eintritt in die Mondumlaufbahn – gelungen. Außerdem: „Das Mission Control Center war in der Lage, wertvolle Daten und Know-how von Anfang bis fast zum Ende zu sammeln, was eine künftig erfolgreiche Landung ermöglichen wird.“ Der nächste Anlauf soll also schon im kommenden Jahr erfolgen.

Die erste Mission Hakuto-R des japanischen Unternehmens hatte bereits Ende 2022 begonnen und ist damit wesentlich länger auf dem Weg in Richtung Mond gewesen als etwa Missionen von der Nasa, die kaum eine Woche brauchen. Hintergrund ist der erklärte Versuch, ressourcensparender unterwegs zu sein und dadurch bei weniger Treibstoff eine längere Reise in Kauf zu nehmen. Immerhin sieht sich das 2010 gegründete Unternehmen ispace als Vorreiter nachhaltiger Ökonomie auf dem Planeten Erde. Diese sei aber nicht möglich ohne die Ausweitung menschlicher Aktivitäten ins All. Auf der Website des Unternehmens heißt es zu dessen Vision: „Indem wir die lunaren Wasserressourcen nutzen, können wir Rauminfrastruktur entwickeln, die wir benötigen, um unser Leben auf der Erde zu bereichern ebenso wie unseren Lebensraum ins All auszuweiten.“

Rohstoffe aus dem Weltraum zur Nutzung auf der Erde

Das „ultimative Ziel“ des Betriebs, der zuvor zu den Finalisten des weit beachteten Wettbewerbs „Google Lunar Xprize“ zählte, sei es, Erde und Mond zu einem Lebensraum zu verschmelzen und damit ein nachhaltiges Leben zu ermöglichen.

Was sprichwörtlich „abgespact“ klingen mag, wird in Politik, Forschung und Wirtschaft schon länger überlegt. So bestehen etwa seit Längerem Bemühungen, seltene Erden und andere Rohstoffe von fernen Planeten abzubauen, damit sich diese wirtschaftlich auf der Erde nutzen lassen. Auch der Gedanke, irdischen Müll ins All zu befördern, wird seit Jahrzehnten verfolgt. Allerdings stehen diverse Untersuchungen zu diesen Themen noch eher am Anfang.

Umso wichtiger wäre es, sagt man sich bei ispace, dass auch ein privatwirtschaftlich organisiertes Mondfahrtkommando mit einer Landung ende. In Japan wäre dies wiederum auch aus staatlicher Perspektive ein Coup. Das ostasiatische Land, das nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg eine pazifistische Verfassung erhielt und daher über Jahrzehnte kaum in sein Militär investierte, verfolgt schon lange das Vorhaben, sich als Weltmacht im All zu etablieren. So erließ die Regierung bereits vor eineinhalb Jahrzehnten ein Gesetz, das auch zu privatwirtschaftlichen Aktivitäten im All ermutigt.

Internationales Know-how

USA
Abgehoben war der Lander in Cape Canaveral in Florida, angetrieben durch eine Rakete des US-amerikanischen Unternehmens Space X. In den USA und in Japan gilt das Vorhaben als Meilenstein der Kooperation.

Vereinigte Arabische Emirate
Zu den Robotern, die mit dem Lander auf die Reise gingen und auf dem Mond platziert werden sollten, um Proben zu sammeln, gehörte auch eine Entwicklung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.