In den kommenden Wochen suchen Forscher noch einmal nach Signalen von der Oberfläche des Kometen Tschuri. Bei einem Kongress in Stuttgart klagen die Ingenieure, dass Rosettas zehnjähriger Flug so einfach wirke. Dabei wirkte die Mission Anfangs äußerst unwahrscheinlich.

Stuttgart - Der Komet Tschurjumow-Gerassimenko entfernt sich seit drei Monaten wieder von der Sonne und wird mit den sinkenden Temperaturen wieder ruhiger. An diesem Mittwoch trauen sich die Piloten von Rosetta, die Raumsonde wieder auf 170 Kilometer heranzufliegen. Sie waren auf Abstand gegangen, damit Rosetta nicht von den Partikelfontänen getroffen wird, die entstehen, wenn das Eis des Kometen in der Sonnenhitze explosionsartig verdampft. Damit gibt es in den kommenden drei oder vier Wochen eine neue Möglichkeit, Kontakt zur Landesonde Philae herzustellen, die am 12. November 2014 auf Tschuri gelandet war. Der Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt spricht beim Raumfahrtkongress in Stuttgart von einer „fairen Chance“. Zuletzt haben er und seine Kollegen am 9. Juli von Philae etwas gehört.

 

Wenn etwas funktioniert wie Rosettas zehnjähriger Flug zum Kometen, sieht es immer einfach aus, klagen die Ingenieure beim Kongress. Deshalb erinnern sie daran, wie unwahrscheinlich die Mission anfangs wirkte. Beim Start im Jahr 2004 war vom Ziel nicht mehr als ein Lichtpunkt bekannt. Außerdem mussten neue Technologien entwickelt werden. Die Firma Azur Space Solar Power aus Heilbronn stellte zum Beispiel die 32 Meter langen Solarpaneele von Rosetta her. Bei früheren Missionen hatten die Raumsonden immer einen Atomgenerator an Bord, weil Solarzellen bei den tiefen Temperaturen im Weltall weniger Strom liefern als sonst, erläutert Gerhard Strobl von Azur Space.

Anderes Wasser auf Tschuri als auf der Erde

Die bisherigen Daten von Rosetta und Philae zeigen, dass der Komet nicht magnetisch ist und erstaunlich viel Sauerstoff enthält. Weil sich Kometen seit der Geburt des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren nicht verändert haben dürften, weiß man nun, dass es damals keine Magnetfelder gab. Dass der Sauerstoff überlebt hat, wundert die Forscher, da die Moleküle als sehr reaktiv gelten. Klar ist nun auch, dass das Wasser auf der Erde nicht von Kometen des Typs Tschuri stammen kann. Denn das Verhältnis der Wasserstoffvarianten im Kometeneis unterscheidet sich deutlich vom Verhältnis im irdischen Wasser.

Die folgenreichste Entdeckung machte Philae jedoch bei der Landung: Nachdem der Roboter etwa 20 Zentimeter in lockeres Material eingesunken war, stieß er auf eine unerwartet harte Oberfläche. Und weil die Harpunen nicht auslösten, die Philae im Boden verankern sollten, hüpfte die Sonde wieder weg und kam erst einen Kilometer weiter im Schatten zum Stehen. Man könne den Standort bis auf 20 oder 30 Meter eingrenzen, sagt Stephan Ulamec. Aber Rosetta habe Philae trotzdem noch nicht fotografieren können.