Wer im Sommer nicht an die Costa Brava oder den Gardasee reisen möchte, sollte sich im Osten Deutschlands nach Urlaubszielen umschauen, findet unsere Autorin. Sie zog für ihre Ausbildung nach Leipzig und schwärmt nicht nur von der ostdeutschen Kulinarik.

Stuttgart - Wenn ich ans Türmle, die Weinberge und Stäffele denke, überkommt mich das Heimweh nach Stuttgart. Doch meine Ausbildung führt mich nun mal dorthin, wo der Wind mich hinträgt – und derzeit weht die Flagge gen Osten. Seit mehreren Wochen erkunde ich Leipzig und möchte euch die Geheimtipps für diese City nicht vorenthalten. Also bye bye Vorurteile und ab dafür – im Gegensatz zu Leipzig können andere Städte nämlich einpacken!

 

Altbaupracht und Szeneviertel: Hypezig!

Mit dem Rad durch Leipzig lohnt sich – denn so entdeckt man die vielen Altbauten, die die Straßen hier säumen. Wer nicht aufpasst, verliert sich schnell in den filmreifen Kulissen. Kultur pur: Denn Leipzig ist reich an Bauten der Gründerzeit und des Jugendstils. Und damit toppt Leipzig alle anderen Städte Deutschlands. Wer zum Beispiel am Neuen Rathaus vorbeiläuft, der könnte es glatt mit Hogwarts verwechseln. Pluspunkt: In Leipzig müsst ihr keine Stäffele erklimmen!

Und auf eben diese Prachtbauten treffen in Leipzig Szeneviertel – „das neue und unentdeckte Berlin“, sozusagen. Die Karl-Heine-Straße im Stadtteil Plagwitz zum Beispiel punktet mit alternativen Cafés, veganen Restaurants und Industriekultur vom Feinsten. Selbst der Supermarkt ist hier im historischen Westwerk untergebracht – einer ehemaligen Produktionshalle. Direkt nebenan könnt ihr im Automaten ein Foto von euch schießen lassen – ganz analog im schwarz-weißen Vierer-Passbildformat, versteht sich. Auch die Südstadt hat sich zum pulsierenden Herzen der jungen Kultur entwickelt. Hier findet ihr die liebevoll Karli genannte Karl-Liebknecht-Straße. An der reihen sich Clubs, Bars und Restaurants aneinander.

Kulinarische Highlights: Wurst und vegane Ente

Wie eine Drohung hört es sich an, wenn die Kellner einem hier nicht guten Appetit wünschen, sondern: „Schmecken lassen!“ Da wäre zum Beispiel das Würzfleisch. Nein, euch erwartet kein Barbecue-Teller, sondern ein überbackenes Fleisch im Förmchen. Besonders gut schmeckt das in der Gaststätte Kollektiv auf der Karli – die ist im DDR-Style gehalten.

Und wer im Heimathafen am Ufer des Karl-Heine-Kanals wie bei Mutti speist, sitzt total romantisch. Dort solltet ihr unbedingt das Ostdeutsche Jägerschnitzel probieren. Seid aber nicht enttäuscht, wenn statt einem panierten Schweineschnitzel mit Champignons frittierte Jagdwurst mit Tomantensoßen-Spirelli auf dem Teller landen. Das isst man hier so! Doch nicht nur Allesfresser kommen in Leipzig auf ihre Kosten.

Vegane Restaurants gibt es so weit das Auge reicht. Vor allem asiatisch schmeckt hier vorzüglich. Nehmt zum Beispiel Platz bei Quechi und lasst euch dort die vegane Ente auf keinen Fall entgehen!

Was hier in Sachsen total das Ding ist: Softeis. An jeder Landstraße kommt man an einem Stand vorbei. Empfang gibt es hier nicht, mobile Daten könnt ihr getrost auslassen, das nächste Restaurant ist zehn Kilometer entfernt. Aber Softeis, das findet ihr auf dem sächsischen Dorf in mindestens drei verschiedenen Varianten. Schmecken lassen!

Abendprogramm: Aperol, Bier und Brause

Einen Aperitivo kann man sich nach dem Rundgang durch die Stadt schon mal gönnen! Und dazu empfehlen sich die vielen sogenannten Freisitze, dem Stuttgarter auch als Biergarten bekannt. Die coolsten Biergärten im Kessel haben wir euch hier zusammengefasst. Der Wilde Heinz macht seinem Namen alle Ehre: Einen Aperol bekommt man im verwilderten Garten schon für 4,50 Euro. 

Auch eine alte Villa kann hier in Leipzig in neuem Kleinod-Glanz erstrahlen: Im Garten der Villa Hasenholz sonnt es sich neben Schweinchen, Schafen und Co. besonders schön mit einer Limo in der Hand. Und abends können die Leipziger es so richtig krachen lassen. Auf der Karli geht die Post ab – Bier und Brause schmecken in den Bars vorzüglich. Und im Anschluss ans Vorglühen geht es entweder zur Sachsenbrücke oder in den Westhafen. In der Open-Air-Location tanzt man dann zu Elektro-Beats barfuß im Sand, bis die Sonne wieder aufgeht.

Wässrige Adrenalinkicks und Calm-Down-Momente

Wen das noch nicht von Leipzig überzeugt hat, der findet nun vielleicht seine Bestimmung in der Stadt aller Städte: Denn Leipzig bietet einen Mix aus Adrenalinkicks und perfekten Calm-Down-Momenten. Nicht nur tagsüber könnt ihr am Stadthafen ein Kanu ausleihen und über die Kanäle schippern. Auch nachts geht es auf dem Wasser rund, wenn ihr eine Tour bucht. Wer sich im nassen Kalt wohlfühlt, kann außerdem Yoga auf einem SUP praktizieren – Kurse gibt es zum Beispiel Freizeitcampus beim Cospudener See.

Am besten sagt ihr aber Cosi, denn die Leipziger verniedlichen die Seen gerne. Von denen gibt es in der Umgebung so einige. Wenn die Sonne strahlt, könnt ihr euren Sommerurlaub also an die Seenlandschaft nach Leipzig verlegen, nach dem Motto: Jeden Tag ein anderer See! Der Kulkwitzer See bietet Buchten für romantische Schwimmausflüge, der Schladitzer See Action mit Wasserpark und Strand. Auch in Stuttgart gibt es ein paar coole Bade-Spots - welche das sind, erfahrt ihr hier.

Egal also ob Museumsbesuche, Sightseeing-Tour, Badeurlaub oder actionreiche Ferien: Leipzig bietet die perfekte Mischung. Für ein paar Tage lässt es sich so auch ohne Türmle, Stäffele und Co. aushalten.