Auch im Rems-Murr-Kreis haben Fahnder Propagandamaterial und Waffen des KKK sichergestellt. Laut Informationen unserer Zeitung handelt es sich um einen 17-Jährigen und eine 19 Jahre alte Frau aus Fellbach.

Fellbach - In den Morgenstunden schlugen die Fahnder zu: In ganz Deutschland haben am Mittwoch rund 200 Polizisten insgesamt zwölf Häuser durchsucht. Die Razzia unter der Federführung des baden-württembergischen Landeskriminalamts hatte das Ziel, dem Ku-Klux-Klan (KKK) einen Schlag zu versetzen. Die Polizisten stellten T-Shirts und Dokumente mit Hakenkreuzen und anderen Symbolen, Waffen, Datenträger und Listen mutmaßlicher Klan-Mitglieder sicher.

 

Auch in Fellbach soll es eine Razzia gegeben haben, die sich laut Informationen unserer Zeitung gegen einen 17-Jährigen und eine 19 Jahre alte Frau gerichtet hat. Ein Sprecher des LKA will auf Nachfrage aber lediglich bestätigen, dass eines der durchsuchten Häuser im Rems-Murr-Kreis steht. „Auch hier wurden Gegenstände sichergestellt – es handelt sich um T-Shirts, eine Waffe mit Munition und ein Messer“, so der Sprecher.

Ein sichergestelltes Handy führte auf die Spur des Ku-Klux-Klan

Im Herbst 2018 hatten Ermittler in Baden-Württemberg ein Handy beschlagnahmt, auf dem Chatprotokolle mit mutmaßlichen KKK-Mitgliedern gespeichert waren. „Wir hatten Hinweise darauf, dass eine Gruppierung existiert, die sich bewaffnen will“, so der LKA-Sprecher. Scharfe Schusswaffen haben die Ermittler bei der Razzia nicht entdeckt – dafür insgesamt mehr als 100 täuschend echt aussehender Luftdruck- und Schreckschusswaffen, Schwerter, Messer, Schlagstöcke, Wurfsterne und Macheten.

Ob tatsächlich geplant war, diese Waffen bei Straftaten einzusetzen, sollen nun die Ermittlungen zeigen. „Die Besitzer sind jedenfalls keine typischen Sammler“, so der LKA-Sprecher. Die Polizei stuft die Klan-Mitglieder als „zumindest verbal gewaltbereit“ ein.

Viel interessanter als die Waffen dürften für den Staatsschutz dagegen die beschlagnahmten Computer, Datenträger und Listen mit mutmaßlichen Mitgliedern der rassistischen Gruppierung sein. Von ihnen erhoffen sich die Behörden nun weitere Erkenntnisse über die Struktur des KKK in Deutschland. In ganz Deutschland richtete die Aktion sich gegen rund 40 Personen – in Baden-Württemberg waren es 17.

Auch in Baden-Württemberg ist der rassistische Geheimbund aktiv

Neben Fellbach wurden auch zwei Häuser im Landkreis Rastatt und weitere Objekte in Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchsucht. Die Beschuldigten im Alter von 17 bis 59 Jahren sollen sich unter dem Namen „National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschland“ zusammengetan haben. Auf den sichergestellten T-Shirts sind neben Hakenkreuzen auch die Kürzel „NSK“, „KKK“ und Abbildungen der berüchtigten weißen Kapuzen zu erkennen.

Weltweit existieren etliche Klan-Ableger, die untereinander teils zerstritten sind. Was die Mitglieder eint, ist unter anderem die Glorifizierung des Nationalsozialismus und der Glaube an die Überlegenheit weißer Protestanten gegenüber Schwarzen, Juden, Katholiken und Homosexuellen.

Auch in Deutschland treibt der rassistische Geheimbund sein Unwesen: Im Zuge der Ermittlungen um die Morde der rechten Terrorzelle NSU wurde beispielsweise bekannt, dass zwei Polizisten aus dem Umfeld der vom NSU ermordeten Michèle Kiesewetter Mitglieder einer Klan-Gruppe aus Schwäbisch Hall waren. Ernsthafte Konsequenzen hatte dies für die Beamten nicht. Der Haller Klan löste sich vorübergehend auf und gründete sich laut den Stuttgarter Nachrichten2008 neu. Ein Mann aus Hall soll laut den „Nachrichten“ den Rang eines „Supreme Grand Dragon“ bekleiden – also des Europa-Präsidenten.