Es sollte ein normaler Freitagabend in der Kneipe werden. Doch für die Gäste eines Lokals in Asperg endet der Aufenthalt am Tresen mit einer Drogenrazzia der Polizei. Vier Besucher wurden festgenommen.

Asperg - Die Tür des Lokals in Asperg fliegt auf, mehrere vermummte Polizisten mit Helm stürmen hinein. In den Händen halten sie ihre Waffen. „Polizei, keiner verlässt mehr den Raum“, rufen die Beamten des Einsatzkommandos. Von nun an geht alles ganz schnell an diesem späten Freitagabend gegen 22 Uhr: Der Raum ist voller Polizisten, sämtliche Gäste werden an der Flucht gehindert, vor der Tür stehen ebenfalls bewaffnete Beamte und sichern das Gebäude.

 

Blaulicht flackert durch die Straße gegenüber dem Asperger Bahnhof, sämtliche Wege sind durch Zivilautos und Einsatzwagen der Polizei gesperrt. Manch einer der vorwiegend albanischen Kneipengäste findet den Überraschungsbesuch der Ordnungshüter nicht lustig und setzt sich zur Wehr. Doch die Retourkutsche der Beamten folgt prompt: Nur wenige Sekunden später liegt ein Mann in „statischer Lage“, wie es im Polizeijargon heißt, auf dem Boden. Mehrere andere sitzen stumm und reglos mit den Händen auf den Rücken gefesselt am Straßenrand, jeweils bewacht von mehreren Polizisten mit Sturmhaube.

Die Razzia war von langer Hand geplant

Zwei Beamte blicken konzentriert auf den Bildschirm eines Laptops, der auf einer Art Stehpult liegt. Dort werden die Personalien der Kneipengäste überprüft. Daneben parkt ein großer, grüner Lastwagen vor dem Gebäude. „Darin werden alle Verdächtigen in einer Kabine auf Drogen untersucht“, erklärt Daniel Gauss, der Leiter der Kriminalinspektion Böblingen und Abschnittsleiter dieser Aktion.

Und dass sie hier Drogen finden werden, davon sind die Polizisten überzeugt: Schließlich war diese Razzia von langer Hand geplant, mehr als ein Jahr dauerten die Vorarbeiten dafür. „Wir sind vor über einem Jahr in die Ermittlungen eingestiegen. Die Anwohner hatten uns Hinweise gegeben, dass es in der Kneipe offenbar nicht immer mit rechten Dingen zugeht“, sagt Gauss. Ein hohes Aggressionspotenzial, Drogenkonsum, Prostitution und Urkundenfälschung, so lauteten die Verdachtsmomente der Polizei und bildeten die Grundlage der Ermittlungsarbeit.

Das Fazit der Razzia: Bei dem Überraschungs-Coup der Polizei wurden 18 Kneipenbesucher von den Einsatzkräften gefilzt und überprüft, vier von ihnen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und illegalen Aufenthalts vorläufig festgenommen. Die Beamten stellten kleinere Mengen an Kokain und Marihuana sicher und haben Beweise dafür gefunden, dass in und um die Gaststätte Betäubungsmittel konsumiert worden waren. Mitarbeiter des Landratsamtes Ludwigsburg schlossen das Café sowie die daneben liegende und dazu gehörende Loungebar und entzogen dem Betreiber mit sofortiger Wirkung die Konzession.

Die Anwohner hatten die Polizei alarmiert

Um zwei Uhr nachts ist der Spuk vorüber: Alle Personen sind überprüft, die letzten Polizeiwagen haben den Einsatzort verlassen. Der eigentliche Zugriff dauerte gerade einmal etwa 20 Minuten. „Wir sind zwar auf alles gefasst. In der Regel herrscht bei einer solchen Razzia aber keine Gewaltbereitschaft, außerdem sind wir zahlenmäßig schlicht überlegen – normalerweise passiert da also nichts“, sagt Frank Spitzmüller von der Kriminalpolizei Ludwigsburg. Dafür, dass eine Razzia so reibungslos ablaufen könne, brauche es aber natürlich viele Vorerkenntnisse: Wie sehen die Räume aus? Wie viele Türen gibt es, gibt es Hinterausgänge? Welche Menschen verkehren dort, wann ist die Kneipe am besten besucht?

Solche Razzien seien wichtig, sagt Spitzmüller. „Die Polizei möchte Flagge zeigen und den Menschen zeigen, dass sie ihre Ängste und Sorgen ernst nimmt und dann entsprechend auftritt.“ Wenn beispielsweise Anwohner eine Situation als Bedrohung empfänden, sei es wichtig, dass die Polizei reagiere. Zwar könne man mit solcherlei Aktionen wie der Razzia den Drogenkonsum zumindest an diesem Ort nur kurzzeitig unterbinden. Den Drogenkonsum generell zu unterbinden könne solch eine Aktion nicht. „Aber es ist ein Fanal, um zu sagen: So geht’s nicht“, sagt Spitzmüller.

35 Verdächtige werden in zwei Kreisen festgenommen

Die Razzia in Asperg war Teil des Fahndungs- und Kontrolltages der Polizei in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg. Dabei kontrollierten die Einsatzkräfte knapp 1500 Personen, 280 Autos, 26 Lastwagen und vier Busse. Überprüft wurden dabei Bahnhofsbereiche, öffentliche Anlagen und Plätze, Wohngebiete, Autobahnen, Gaststätten, Spielhallen und Lokale im Rotlichtmilieu. Insgesamt waren etwa 400 Männer und Frauen von Schutz- und Kriminalpolizei, des Landeskriminalamtes sowie Steuerfahnder und Spezialisten der Hauptzollämter im Einsatz.

35 Verdächtige wurden vorläufig festgenommen, gegen sie bestand ein Haft- beziehungsweise Vollstreckungshaftbefehl. Für acht dieser Festgenommenen ging es im Anschluss schnurstracks ins nächstgelegene Gefängnis.