Die Polizei legt einer Gruppe von Hinterleuten das Handwerk, die im großen Stil Drogen aus Spanien in den Raum Stuttgart gebracht haben soll.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Gemessen an dem, was eine Bande an Drogen nach Stuttgart gebracht haben soll, wirkt die am Dienstag gefundene Menge klein: Gerade einmal ein Kilogramm Betäubungsmittel, vor allem Marihuana und eine kleine Menge Kokain, wurden bei einer großen Razzia entdeckt. Doch die Polizei war nicht wegen dieses einen Kilos in 35 Objekte – davon 28 allein in Stuttgart – ausgeschwärmt: 600 Beamtinnen und Beamte waren bei den Durchsuchungen im Einsatz, weil aufgrund von Ermittlungen in den Monaten zuvor 27 Personen ins Blickfeld geraten waren. Einige von ihnen sollen in den Jahren 2020 und 2021 mehrere Hundert Kilo Drogen aus dem Ausland nach Stuttgart gebracht und hier an Zwischenhändler weiterverteilt haben, melden die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Das heißt, dass es ein sehr großer Schlag für die ermittelnden Behörden, zu denen auch die Steuerfahndung des Finanzamts gehört, gewesen ist: Sie haben sozusagen einen Großlieferanten für den Stuttgarter Drogenmarkt erwischt.

 

Die Polizei überrascht die Gesuchten am frühen Morgen

Am frühen Morgen überraschten die Einsatzkräfte der beteiligten Polizeipräsidien des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei, des Landeskriminalamts und der Steuerfahndung die verdächtigen Personen. Dabei konnten sie acht Männer festnehmen, gegen die bereits im Vorfeld ausgestellte Haftbefehle wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen vorlagen. Diesen acht werde vorgeworfen, regelmäßig Transporte aus Spanien nach Deutschland organisiert zu haben, um hier den Markt mit Drogen zu versorgen. Mehrere Kilogramm Kokain und mehrere Hundert Kilogramm Marihuana seien das nach aktuellem Stand der Ermittlungen gewesen, meldet die Polizei. Die acht Verhafteten sind zwischen 23 und 38 Jahre alt. Außerdem wurde ein 39-Jähriger festgenommen, der mit Drogen, die aus diesen Einfuhren stammten, gehandelt haben soll. Auch bei ihm soll es um große Mengen gehen, und er kam ebenfalls auf Antrag der Stuttgarter Staatsanwaltschaft vor einen Haftrichter.

Auch die Steuerfahndung ist beteiligt

Unter den insgesamt 27 Personen, gegen die ermittelt werde, seien auch 13, die ins Visier der Steuerfahndung geraten sind. Man habe gegen sie den Verdacht, Steuerstraftaten begangen zu haben, teilen die Behörden gemeinsam mit. Die Steuerfahndung des Finanzamts II habe Vermögensarreste über eine Summe von 4,7 Millionen Euro vollstreckt. Inwiefern sie mit den Drogendealern verwoben sind, war am Dienstag vom Finanzamt nicht zu erfahren.

Bei den Durchsuchungen wurde nicht nur Beweismaterial in Form von Speichermedien, Unterlagen und Mobiltelefonen beschlagnahmt. Die Einsatzkräfte nahmen auch teure Autos und insgesamt knapp hunderttausend Euro mit, die mit den Drogengeschäften in Verbindung stehen.

Die rund 600 Beamtinnen und Beamten waren am Dienstag von 6 Uhr an nicht nur in den 28 Objekten in Stuttgart im Einsatz. Parallel dazu durchsuchten sie auch zwei Gebäude in Böblingen, zwei im Rems-Murr-Kreis und je eines in Ulm, Esslingen und im Zollernalbkreis. Es habe sich dabei sowohl um Wohn- und Geschäftsräume der Tatverdächtigen im Drogenhandel und bei den Steuerdelikten als auch um „Bunkerwohnungen“, in denen Rauschgift gelagert wird, gehandelt, teilt die Polizei mit.