Die politische Arbeit werde auch für den Grünen-Kreisverband Stuttgart leichter, weil Winfried Kretschmann 2021 noch einmal antreten wird, meint der Kreisvorsitzende Mark Breitenbücher. Die CDU dagegen freut sich nicht.

Stuttgart - Winfried Kretschmann will in anderthalb Jahren wieder Ministerpräsident werden – diese Entscheidung des grünen Regierungschefs hat am Donnerstag auch bei den Stuttgarter Kreisverbänden der Parteien und im Stuttgarter Rathaus Reaktionen ausgelöst. Bei den Grünen herrschte Zufriedenheit, bei der politischen Konkurrenz nicht unbedingt.

 

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) reagierte am Donnerstag nicht ganz so schnell, weil er in wichtigen Terminen steckte. Schließlich war Bundespräsident Walter Steinmeier in Stuttgart. Aber es ist ja bekannt, dass Kuhn und Kretschmann die Zusammenarbeit pflegen. Sie kennen sich schon seit den Anfangsjahren der Grünen-Partei, die jetzt 40 Jahre alt ist. Am Donnerstagnachmittag ließ Kuhn zwei Sätze herausgeben: „Ich freue mich über Winfried Kretschmanns Entscheidung. Sie ist gut überlegt und wird unserem Land guttun.“

Mark Breitenbücher, Kreisvorsitzender der Grünen in Stuttgart, sprach von einer „sehr guten Nachricht für unser Land“. Das helfe Baden-Württemberg weiter. Kretschmann habe sich engagiert der Strategiediskussion zur Automobilindustrie angenommen, die für die Wirtschaftsstandorte Stuttgart und Baden-Württemberg von entscheidender Bedeutung sei. Da müsse und könne man mit Kretschmann weiterkommen, ebenso beim Klimaschutz. Er hätte Kretschmann durchaus Beschaulichkeit und Ruhestand gegönnt, sagte Breitenbücher. Dass der prominente Parteifreund sich weiter der Verantwortung stelle, zeige aber, dass auch er „getrieben“ sei vom Ringen um die „grünen Werte und Ziele“ wie jenem, dass auch künftige Generationen noch auf dem Planeten Erde leben können. Kretschmanns Entscheidung mache die Arbeit und den Wahlkampf der Grünen natürlich leichter, weil er der beliebteste Ministerpräsident der Republik sei. Die Partei hätte notfalls aber auch mit einem anderen Spitzenkandidaten für die nächste Landtagswahl zuversichtlich sein können, denn „die Grünen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, meinte Breitenbücher. Bis zur Landtagswahl 2026 könne die Partei in aller Ruhe die Nachfolge regeln. Breitenbücher glaubt nämlich, dass es keinen Plan zum Stabwechsel in der bevorstehenden Legislaturperiode gebe. Das habe Kretschmann in einer Pressekonferenz am Donnerstag doch glaubhaft versichert.

Grünen-Stadträte erwarten sich auch Impulse für Klimaschutz

Die Grünen im Rathaus begrüßten Kretschmanns Entscheidung ebenfalls sehr. „Damit kann der Transformationsprozess Baden-Württembergs in eine klimaneutrale und erdölfreie Zukunft weitergehen“, sagte Fraktionschef Andreas Winter. Und weiter: „Wir sorgen dafür, dass die Landeshauptstadt ihren Beitrag dazu leistet. Unsere Unterstützung hat er.“

Die Christdemokraten kommen nicht umhin, zuzugeben, dass Kretschmann eine große Konkurrenz für sie bei der nächsten Landtagswahl sein wird. Gleichwohl signalisierten sie Zuversicht. Mit der CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann und Kretschmann werde sich sicherlich „eine spannende Auseinandersetzung“ ergeben, meinte Alexander Kotz, Fraktionschef der CDU im Rathaus. Leider habe Kretschmann nichts dazu gesagt, ob er gegebenenfalls auch als Vize-Ministerpräsident unter Eisenmann zur Verfügung stehen würde. Die Entscheidung hat Kotz nicht überrascht. Der CDU-Mann findet es trotzdem schade, „dass Kretschmann wie andere Politiker in die Falle tappte, sich für unverzichtbar zu halten“. Das sei offenbar etwas, was man entwickle, wenn man an der Macht sei.

Der Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann sagte, die Grünen hätten nicht wirklich eine Alternative gehabt. Daher trete Kretschmann wieder an. Kaufmann: „Bei aller Sympathie für ihn: Bei der Landtagswahl wird es zum Beispiel um die Zukunft unserer Schulen, Wirtschaft, Infrastruktur und des Klimas gehen – und Susanne Eisenmann wird Kretschmanns Lustlosigkeit im Landtagswahlkampf stellen.“