Etliche Clubs in Stuttgart bieten nun Coronatests direkt vor der Tür an: Schließen wollen nur wenige. Die 2-G-Plus-Regel sei „sinnvoll“, ist zu hören. Geöffnete Betriebe seien „ein Teil der Lösung“, illegale Partys hingegen eine Gefahr, unterstreicht das Club Kollektiv.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Aufgeben, resignieren und auf staatliche Hilfen hoffen? „Auf gar keinen Fall!“ Energisch weist Andi Reith, als DJ Anrey ein Star der Stuttgarter Partyszene, den vielleicht einfachsten Weg für die erneut gebeutelten Clubbetreiber in der aktuellen Verschärfung der Coronakrise zurück. Das Mica am Kronprinzplatz, in dem er auflegt, wolle „alles tun, damit wir öffnen können“. Dies bedeutet: ab sofort gibt’s ein eigenes Testzelt vor dem Eingang. Rein kommt künftig in Clubs und Bars nur, wer genesen oder geimpft sowie zusätzlich getestet ist.

 

„Nach der Pandemie gibt es das Nachtleben in der alten Form nicht mehr“

Doch kommen die Gäste dann auch? „Die 2-G-Plus-Regel wird auf jeden Fall die Bremse reinhauen“, erwartet Eric Bergmann von der Bar Jigger & Spoon. Aber anders als Bayern dürfe man in Baden-Württemberg wenigstens aufmachen – keiner weiß, wie lange noch. Lohnt sich der Betrieb bei deutlich weniger Besuch? Diese Frage stelle sich in der preisgekrönten Safebar nicht, sagt der Chef: „Solange wir Gäste empfangen dürfen, werden wir das auch tun – vorausgesetzt, es gibt nicht um 20 Uhr eine Sperrstunde.“

Colyn Heinze vom Club Kollektiv rechnet mit weiteren finanziellen Rückschlägen. Das Nachtleben werde es „nach der Pandemie nicht mehr in dieser Form geben“, sagt er. Bereits am vergangenen Wochenende hätten die Betriebe in Stuttgart „durch die starke Einschränkung aufgrund der Maskenpflicht einen Rückgang der Gästezahlen um bis zu 75 Prozent“ verzeichnet. Das Kollektiv hält die 2-G-Plus-Regel für „sinnvoll“, viele Clubbetreiber hätten sie bereits freiwillig angewandt. Die Folge aber sei ein Umsatzrückgang, weshalb Land oder Stadt „mit zielgerichteten Hilfen“ nachsteuern sollten.

„Clubs sind nach wie vor Teil der Lösung“

Heinzes Befürchtung: „Je unattraktiver die legalen und kontrollierten Angebote werden, desto stärker verlagern sich die Aktivitäten in den illegalen und privaten Bereich.“ Insbesondere in der Weihnachtszeit würden sich viele Menschen größere Zusammenkünfte nicht mehr verbieten lassen. „Für uns ist der Clubbetrieb nach wie vor Teil der Lösung, wir nehmen den Infektionsschutz auch in unserer jungen Zielgruppe ernst“, unterstreicht Kollektiv-Sprecher Heinze und übt Kritik: „Insbesondere bei der Impfkampagne hätten wir uns, was Anreize und Druck angeht, eine viel höhere Konsequenz gewünscht.“ Der erneute Einschnitt sei sowohl für die „mühsame Personalgewinnung“, die Programmplanung als auch für den Wareneinsatz „fatal“, erklärt er.

Alexander Scholz, der Geschäftsführer des Perkins Park auf dem Killesberg, geht davon aus, „dass die meisten Clubbetreiber 2-G -Plus umsetzen werden“. Dies habe man in der vergangenen Woche bereits in Gesprächen mit den Ministerien angeregt, um damit eine Maskenbefreiung auch in der Alarmstufe zu erreichen. „Es muss darum gehen, der jungen Generation einen realitätsnahen und sicheren Clubbetrieb zu ermöglichen“, sagt Scholz, „damit sie nicht in den illegalen Tanz getrieben werden.“

„Jetzt müssen alle mitziehen, sonst kommen wir nie raus aus der Krise“

Im Leonhardsviertel hat die Fou-Fou-Bar ihre Teststation wieder geöffnet. Patrick Witz, Geschäftsführer der Bar in der Altstadt, plädiert für „maximale Sicherheit“. Da der Schnelltest wieder kostenlos sei, könne ihn jede und jeder vorm Ausgehen problemlos machen. Zwar seien so gut wie alle Stammgäste von ihm geimpft, doch keiner wisse, ob man trotzdem ansteckend sei. Mit dem zusätzlichen Test sei eine Ansteckung eher unwahrscheinlich. „Jetzt müssen alle mitziehen, sonst kommen wir nie raus aus der Krise“, sagt Witz.