Beschäftigte in Zuffenhausen sehen die Schuld für den Rückruf von 22 000 Porsche Cayenne bei der Konzernschwester Audi.

Stuttgart - Wolken hängen über den Porschewerken in Stuttgart-Zuffenhausen. Gelegentlich zeigen sich ein paar Sonnenstrahlen. Zum Schichtwechsel um die Mittagszeit wirkt es vor den Toren des Werksgeländes ruhig. Der offizielle Betriebsurlaub hat seit Donnerstag begonnen. Die verbliebenen Mitarbeiter des Automobilherstellers schlendern durch die Tore. Viele versüßen sich den Freitagmittag mit einem Eis.

 

Zu der am Donnerstag bekannt gewordenen europaweiten Rückrufaktion von 22 000 Porsche Cayenne äußern sich nur wenige. „Ich möchte nichts dazu sagen“, antworten die meisten Mitarbeiter ablehnend. Auch ihren Namen wollen sie in diesem Zusammenhang auf keinen Fall in der Zeitung lesen.

Mitarbeiter bleiben gelassen

Wer doch auf ein paar Worte stehen bleibt, wirkt gelassen. „Es wird alles gut“, sagt ein Mitarbeiter, „das regeln die Politik und die Geschäftsleitung.“ Ein anderer Beschäftigter meint im Vorbeigehen: „Das ist ganz schnell erledigt, die bauen einfach etwas anderes in die Modelle ein.“

„Die ganze Dieselthematik ist sowieso überspitzt“, meint ein 24-jähriger Instandhalter. Es sei nicht alles so umsetzbar, wie die Politik es gerne hätte. Deshalb würde man als Automobilhersteller zu solchen Maßnahmen gedrängt werden. Der Meinung ist auch eine 22-jährige Kfz-Elektrikerin: „Das Verbot ist schwachsinnig“, erklärt sie. „Schummeln tut jeder irgendwie“, vermutet sie, weil die Forderungen des Kraftfahrt-Bundesamtes ihrer Meinung nach realistisch nicht eingehalten werden könnten.

Das ist eine Sauerei von Audi

„Das sind ja nicht unsere Motoren, sondern die von Audi“, wehrt ein anderer Porsche-Mitarbeiter ab, der seine Position nicht nennen möchte. Ein Werkstudent findet noch deutlichere Worte: „Das ist eine Sauerei von Audi“, sagt er. Auch ein 18-jähriger Kfz-Mechatroniker regt sich auf: „Audi hat im Voraus noch versichert, dass die Motoren sauber sind.“

„Wenn sie beschissen haben, ist dieses Verbot schon gerechtfertigt“, äußert sich ein Praktikant. Er kenne einige Kollegen, die sich einen der zurückgerufenen Porsche Cayenne bestellt hätten. „Den werden sie jetzt erst einmal nicht bekommen. Das ärgert sie natürlich“, ergänzt er. Ansonsten habe er sich noch keine Meinung zu dem Thema gebildet.

Standort Zuffenhausen nicht betroffen

Manche Beschäftigte haben von der Rückrufaktion schlicht noch nichts mitbekommen. „Das wusste ich noch gar nicht“, reagiert ein Mitarbeiter. Dagegen erklärt die 22-jährige Kfz-Elektrikerin, dass die Geschäftsleitung bereits eine Stellungnahme an die Mitarbeiter abgegeben habe. „So etwas wird mit uns offen kommuniziert“, sagt sie. Produktionsbedingt sei der Standort Stuttgart-Zuffenhausen von den Ereignissen nicht betroffen. „Wir bauen in unseren Werken vor Ort nur Benzinmotoren in Fahrzeuge ein“, erklärt der 24-jährige Instandhalter. Zum Abschluss ergänzt sein 28-jähriger Kollege: „Keiner von uns lässt jetzt den Kopf hängen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.“