4000 Euro Zuschuss soll es ab Mai beim Kauf eines Elektromobils geben. Doch ist das die richtige Förderung für die neue Autotechnik? Daran gibt es Zweifel.

Stuttgart - Die Meinungen könnten kaum weiter auseinander liegen: Während die Autohersteller Daimler, VW und BMW am Mittwoch die geplante Prämie beim Kauf eines Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb erwartungsgemäß feierten, schrien vor allem Ökonomen angesichts des geplanten Markteingriffs auf: „Die Prämie für E-Autos halte ich für einen schweren Fehler“, sagte beispielsweise der Chef des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), Clemens Fuest: „Die 600 Millionen Steuergelder wären besser in der Erforschung und Entwicklung neuer Umwelttechnologien angelegt.“ Der Wirtschaftsweise und Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung Christoph Schmidt sprach von Mitnahme-Effekten. „Eigentlich ist die Automobilindustrie selbst in der Pflicht, den Kunden bessere Angebote zu machen.“

 

Skeptisch zeigte sich auch der Chef des weltgrößten Autozulieferers Bosch, Volkmar Denner. Bei der Bilanzvorlage nach seiner Einschätzung befragt, antwortete er: „Eine Prämie kurbelt kurzfristig den Absatz an, ist aber nicht nachhaltig“. Eine anhaltend höhere Nachfrage sei erst zu erwarten, wenn Stromautos durch deutlich niedrigere Batteriekosten billiger würden. Bosch liefert Technik für Elektro- und Hybridfahrzeuge und forscht an der neuen Batteriegeneration, die nur noch halb soviel kosten und doppelt so lang reichen soll wie bisher. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks kritisierte, die Prämie sei „nicht der richtige Weg“, um den Absatz von Elektroautos zu fördern. Die Angebote müssten den tatsächlichen Mobilitätsanforderungen in allen Kraftfahrzeug-Klassen entsprechen und wirtschaftlich tragfähig sein.

Grundsätzlich positiv gab sich der Friedrichshafener Autozulieferer ZF, der unter anderem elektrische Antriebe herstellt. Die Prämie könne der Elektromobilität zu einer breiteren Akzeptanz und Marktdurchdringung verhelfen, sagte ein Sprecher, allerdings „hätten wir uns für Hybridfahrzeuge eine Förderung in gleicher Höhe gewünscht, um dieser gerade für den deutschen Markt wichtigen Technologie schneller zum Durchbruch zu verhelfen“.

Positiver klingen die Stellungnahmen von Autoherstellern

Sehr viel positiver klangen die Stellungnahmen, die von den Autoherstellern kamen. „Das wird helfen, schneller als bisher Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen“, sagte etwa Daimler-Chef Dieter Zetsche. Ähnlich überzeugt gibt sich der Vorstandschef von BMW, Harald Krüger: „Die gemeinsame Förderung der Elektromobilität ist ein wichtiger Schritt, um die Mobilität in Deutschland nachhaltiger zu gestalten und die CO2-Emissionen für den Klimaschutz zu reduzieren. Das ist das gemeinsame Ziel der Regierung und der Automobilindustrie”, ließ er mitteilen.

Fast beschwichtigend äußerte sich Matthias Wissmann, der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Es geht nicht um eine dauerhafte Unterstützung der Elektromobilität, es geht um einen Startimpuls“, sagt er. „Und wenn der wirkt, dann kann das Starterkabel auch wieder weggelegt werden. Wir schätzen, dass das spätestens im Jahr 2019 geschehen kann.“

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann zeigte sich erleichtert: „Dieser Schritt war dringend notwendig. Ich erwarte, dass jetzt schnell die rechtlichen Voraussetzungen für die Umsetzung geschaffen werden.“ Allerdings, so Hofmann, seien jetzt auch die Unternehmen am Zug: „Es braucht konkrete Investitionen in Fertigung und Wertschöpfung in Deutschland. Hier spielt die Batteriefertigung eine Schlüsselrolle.“

Fast schon nachdenklich äußerte sich der VW-Chef Matthias Müller, der ein stimmiges Gesamtkonzept forderte: „Dazu gehört vor allem eine flächendeckende, alltagstaugliche und sichtbare Infrastruktur“, betonte er. „Sie ist Voraussetzung dafür, damit das nötige Vertrauen in die Elektromobilität wachsen kann.“ Der Automobilexperte und Leiter des Bochumer Center Automotive Research, Ferdinand Dudenhöffer, zeigte sich enttäuscht über den späten Zeitpunkt der Förderung. „Besser als nichts, aber deutlich zu schwach und als letztes Land in der Welt. Wir haben Übung in Deutschland im Hinterhertrotteln“, schrieb er unserer Zeitung in einer E-Mail von der Pekinger Automesse.