Weil in Bad Urach der Umschlag mit der Deutschprüfung für Realschulen geöffnet wurde, muss die Klausur verschoben werden. Die Verärgerung darüber währt nur kurz, führt aber zu Mehraufwand für die Schulen.

Renningen/Leonberg - Noch ein bisschen mehr Zeit zum Lernen, freuen sich die einen. Noch mal länger bangen vor der großen Prüfung, klagen die anderen. Weil Sicherheitsvorgaben an einer Schule in Bad Urach nicht eingehalten wurden, musste die Realschulabschlussprüfung im Fach Deutsch in ganz Baden-Württemberg verschoben werden, und zwar vom 18. auf den 27. April. Auch die Realschüler im Altkreis Leonberg müssen beziehungsweise dürfen nun noch eine Woche auf ihre Deutschprüfung warten.

 

Die Kulturministerin Susanne Eisenmann bezeichnete den Vorfall als in höchstem Maße ärgerlich, da die Schule eine lückenlose und sichere Verwahrung der Prüfungsaufgaben an einem dazu geeigneten Ort nicht sichergestellt habe. Unbekannte konnten den versiegelten Umschlag mit den Unterlagen öffnen. Festgestellt wurde das vergangene Woche am Freitag. In der kurzen Zeit konnte das Kultusministerium aber keine neuen Prüfungsunterlagen bereitstellen, da diese ja auch erst gedruckt und an alle Schulen verschickt werden müssen. Der Prüfungstermin wurde daher auf nächste Woche Freitag, den Tag für etwaige Nachprüfungen, verschoben.

„Ärgerlich, aber kein Weltuntertang“

Der Leiter der Realschule Renningen, Moeurn Ty, betrachtet die Situation einigermaßen entspannt: „Natürlich ist das ärgerlich, aber man sollte das auch nicht überbewerten“, findet er. „Das Wichtigste ist, dass die Schüler dadurch keinen Nachteil haben.“ Fehler könnten passieren – erst vergangenes Jahr gab es einen ähnlichen Fall bei den Abiturprüfungen. Davor aber habe er das in seiner Zeit als Lehrer noch nie erlebt. „Wir müssen für den Tag entsprechend die Aufsicht neu organisieren“, erklärt er. Darüber hinaus entstehe zumindest für die Schulen vor Ort aber kein großer Zusatzaufwand.

Viele betroffene Schüler sind natürlich trotzdem nicht gerade begeistert von der Situation. „Wir haben das am Abend schon mitbekommen“, berichtet Saskia (alle Schülernamen von der Redaktion geändert). Die Geschichte ging immerhin schlagartig viral. „Erst dachte ich, das stimmt überhaupt nicht“, erzählt Carolin. Am nächsten Tag in der Schule kam dann die endgültige Bestätigung. „Ich weiß gar nicht, wie so was überhaupt passieren kann“, wundert sich Saskia. Sie selbst ärgert sich schon ein wenig. „Aber mein Cousin hat sich gefreut“, ergänzt sie schmunzelnd. Immerhin haben die Schüler nun ein paar mehr Tage Zeit zur Vorbereitung. „Ich finde es schlimm, dass wir jetzt Mathe als erste Prüfung haben“, sagt Carolin. Letztlich sei das alles aber „kein Weltuntergang“, findet Mitschüler Michael.

Ähnliche Aussagen sind von Realschulrektorin Heike Barth von der Ostertag-Realschule in Leonberg zu vernehmen. „Bei uns ist wegen dieser Panne kein Chaos ausgebrochen, aber es zieht einen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich“, erklärt sie. So seien zum einen nach den schriftlichen Abschlussprüfungen noch andere Klausuren geplant gewesen, die nun verlegt werden müssten. Auch bereits terminierte Schullandheimaufenthalte müssten nun verlegt werden.

Start mit Mathe am 20. April

Besonders betroffen seien zudem die Lehrer, die die Deutschklausuren als Erst- und Zweitkorrektor korrigieren müssten. „Denen fehlen nun neun Tage“, sagt Barth. Sie werde schnellstmöglich einen Elternbrief schreiben, in dem die Vorkommnisse erklärt und der neue Zeitplan dargestellt werde. Die Schüler und Lehrer an der Ostertag-Realschule hätten die Verschiebung ganz überwiegend als sehr bedauerlich empfunden. „Sie haben sich darauf vorbereitet, dass es am Mittwoch los geht“, sagt Barth. Besonders bitter sei es wahrscheinlich für die Absolventen, die am 25. April zum Feiern auf das Frühlingsfest wollten. „Jetzt müssen sie am 27. April die Deutschprüfung nachschreiben.“

Auch an der Gerhart-Hauptmann-Realschule hält sich die Aufregung in Grenzen. „Wir haben so früh wie möglich eine Information bei uns auf die Homepage gesetzt“, erklärt die Konrektorin Juliane Wittig. Die Schüler seien etwas verärgert gewesen, hätten es aber schnell akzeptiert. „Jetzt haben sie am Mittwoch nochmals Unterricht zur Vorbereitung“, so Wittig.

An den Realschulen in Baden-Württemberg findet am Freitag, 20. April, der reguläre Termin für die schriftliche Prüfung im Fach Mathematik statt, am 24. April im Fach Englisch, am 25. April im Fach Französisch. Am Freitag, 27. April, ist der neue Termin für die Deutschprüfungen.