Asbest und mehr: Die Realschule muss umfassend saniert und umgebaut werden. Das Projekt wird um ein paar Millionen Euro teurer als gedacht.

Renningen - Die Kosten für die Sanierung und Erweiterung der Realschule in Renningen werden nach neuesten Berechnungen die Zehn-Millionen-Euro-Marke deutlich überschreiten. Damit sind es zusammen mit der neuen Sporthalle und der Silcher-Schule nun schon drei zeitnah anstehende Projekte, deren Umsetzung im achtstelligen Euro-Bereich liegen wird.

 

Dass die Kosten für die Realschule durch die Decke gehen werden, war spätestens dann klar, als bekannt wurde, dass in den Wänden Asbest verbaut ist. Einfach nur die Wände neu zu streichen, war damit vom Tisch. Selbst danach war man bei der Stadt aber noch von Kosten in Höhe von rund 9,3 Millionen Euro ausgegangen (Stand: Anfang 2020). Bei der genauen Untersuchung durch das Büro Hermann + Bosch Architekten kamen jedoch noch weit mehr Baustellen zum Vorschein als „nur“ das Asbest in den Wänden. Das Ergebnis: Nach aktueller Schätzung wird das Projekt Realschule etwa 12,7 Millionen Euro kosten – also ziemlich genau so viel wie der Bau der Sporthalle und die Erweiterung der Friedrich-Silcher-Schule.

Asbest auch in der Dachabdichtung

Die Gründe für die Kostensteigerung sind vielgestaltig, wie der Stadtbaumeister Hartmut Marx erklärt: Zum einen wurde nicht nur in den Wänden, sondern inzwischen ebenso in der Dachabdichtung Asbest gefunden. Und die Akustikdecken in den Unterrichtsräumen sind mit kurzfaserigen Mineralfaserplatten belastet. Das Problem bei diesen Platten ist, dass die Fasern nicht so lang sind wie bei Glas- oder Stahlwolle, deshalb können sie beim Einatmen in die Lunge geraten. Die Fasern gelten als krebserregend. „Deshalb muss man die Platten komplett herausnehmen.“

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Wie beim Asbest gilt auch bei den Faserplatten: Im jetzigen Zustand seien die Stoffe für Schüler und Lehrer vollkommen ungefährlich, betont Marx. Wenn man die Platten aber bearbeitet, was bei den Bauarbeiten der Fall wäre, können die Fasern in die Luft geraten, deshalb müssen sie entfernt werden. Ähnlich verhält es sich beim Asbest, wie Jürgen Lauffer von den Freien Wählern, von Beruf Zimmerermeister, im Gemeinderat auf eine Anfrage von Resi Berger-Bäuerle (Frauen für Renningen) erklärte: „Wir haben da keinen Spritzasbest in Weichform, sondern einen, der fest im Baustoff verbaut ist, davon geht in der jetzigen Form keine Gefahr aus.“

Gebäude ist nicht standsicher genug

Weitere zusätzliche Kostenpunkte sind schalltechnische Defizite zwischen den einzelnen Unterrichtsräumen, außerdem sind die leichten Einbauwände und das Tragwerk des Gebäudes nicht ausreichend standfest. Denn Renningen liegt in der Erdbebenzone 1, entsprechend standsicher muss das Gebäude sein. Das ist offenbar nicht der Fall. „Es wäre grob fahrlässig, im Zuge der Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen nicht zu handeln und die Gebäudeaussteifung zu verbessern“, heißt es in einer Erklärung der Verwaltung.

„Wir sagen: Wenn wir es machen, dann machen wir es richtig“, sagte Marx. Dazu gehöre unter anderem, sämtliche Schadstoffe aus dem Gebäude zu entfernen. „Die Schule ist dann quasi neuwertig.“ Gemeint ist allerdings nur der zu sanierende Gebäudeteil. „Es gibt auch Teile, die nicht angefasst werden.“ Nur kleinere Sanierungsarbeiten, die dort in den kommenden Jahren ohnehin angestanden hätten, werden gleich mit ausgeführt.

Das ist der Grund, weshalb ein kompletter Neubau der Schule trotzdem ungleich teurer wäre als eine Sanierung. „Da sprächen wir grob überschlagen von mehr als 30 Millionen Euro.“ Auch aus Sicht des Gemeinderats wäre das nicht besonders nachhaltig, weshalb ein Neubau trotz der Kostensteigerungen nicht in Betracht gezogen wurde.