Das Universalgenie Kaspar Mohr, das im 16. Jahrhundert versuchte zu fliegen, soll die Künstler inspirieren, die sich am Kultursommer Rechberghausen 2018 beteiligen.

Region: Corinna Meinke (com)

Rechberghausen - Zum fünften Mal soll die kleine Schurwaldgemeinde Rechberghausen zum Schauplatz für Skulpturen werden. Der Verein Kulturmühle hat 21 Künstlerinnen und Künstler aus dem süddeutschen Raum für eine auf drei Monate angelegte Freiluftausstellung eingeladen. Unter dem Motto „Vor dem Wind – gegen den Strom“ entstehen noch bis zum Frühjahr die Arbeiten, die vom kommenden 17. Juni an in dem Dorf zu sehen sein sollen. In den Jahren 1999 bis 2007 hatte Rechberghausen mit Picasso- und Chagallausstellungen mehrere Zehntausend Besucher in die Provinz locken können, außerdem macht Rechberghausen als Hochzeitsgemeinde von sich reden, da hier an sieben Tagen pro Woche Trauungen rund um die Uhr möglich sind.

 

Die „Schwiegermütter“ von Guido Messer erregten Aufsehen

Das Thema Heiraten hat dem Ort bereits vor drei Jahren die Skulpturenausstellung „Liebes- und Hochzeitsglück“ eingebracht, weil Rechberghausen immer wieder in unregelmäßigen Abständen Schauplatz für sommerliche Skulpturenschauen ist. So verwandelte sich die Kommune zuletzt vor zwei Jahren zum Ausstellungsort für Bronzearbeiten des aus dem Remstal stammenden Künstlers Guido Messer. Seine vor dem Schloss aufgestellten Großplastiken „Schwiegermütter“ erregten damals Aufsehen.

Das Universalgenie Kaspar Mohr soll die Künstler inspirieren

Die kommende Schau möchte mit dem Universalgenie Kaspar Mohr eine lange vergessene historische Persönlichkeit aus der Versenkung holen, die in Rechberghausen begraben liegt. Der im Oberschwäbischen geborene Mohr war bei einem Kuraufenthalt in evangelischen Jebenhausen verstorben. Weil er nicht auf evangelischem Boden beerdigt werden durfte, fand er seine letzte Ruhe in der Schurwaldgemeinde. Spannend ist die Figur des auch als Leonardo von Schussenried bezeichneten 1575 geborenen katholischen Gelehrten und einstigen Priors des Klosters Schussenried, weil er trotz eines Verbots der Kirchenoberen einen Flugapparat aus federbesetzten Flügeln baute und damit angeblich Flugversuche unternahm.

Das tauge allemal als Quelle der Inspiration für die teilnehmenden Künstler, beschied der Vereinsvorstand der Kulturmühle und wählte dazu das bereits erwähnte Motto „Vor dem Wind, gegen den Strom“. Tatsächlich soll die Schau im kommenden Jahr etwas Besonders werden, lässt die erste Vorsitzende Ursula Seng durchblicken. Mit 21 Teilnehmern handle es sich um die bisher größte Skulpturenausstellung, die die Mitglieder stemmen wollen. Außerdem gebe es parallel zu der Schau unter freiem Himmel, die sich als Skulpturenweg durch den ganzen Ort ziehen werde, noch eine Ausstellung in der Kulturmühle. Dort könnten die Künstler kleinere Arbeiten zeigen, von denen die ein oder andere wohl den Besitzer wechseln werde, hofft Seng, die davon ausgeht, dass die Großskulpturen im öffentlichen Raum wohl nicht so leicht einen Käufer finden.

Der Verein sucht noch nach Sponsoren

Alle Arbeiten, mit denen sich die Künstler beteiligen, befinden sich noch im Entstehungsprozesss. Zunächst hatten sich die Teilnehmer bei einem Rundgang durch Rechberghausen über die jeweiligen Standorte verständigt. Wenn die Skulpturen im Mai angeliefert werden, sollen sie vor Ort für den geplanten Katalog fotografiert werden. Bis zur Vernissage am 17. Juni werden Fachleute über einen mit 2000 Euro dotierten Jurypreis entscheiden, während der Gewinner des Publikumspreises in Höhe von 500 Euro erst zur Finissage am 23. September bekanntgegeben werden wird. Solange können sich die Besucher an der Abstimmung beteiligen. Sein Vorhaben wird den Verein 20 000 Euro kosten, so die Rechnung. Es werden Sponsoren gesucht.