Das Interessanteste aus dem StZ-Plus-Archiv: Christoph Zmolnig glaubt, dass Baader, Ensslin und Raspe in ihren Zellen ermordet wurden. Mit einer Strafanzeige will er Licht ins Dunkel der Nacht zum 18. Oktober 1977 bringen.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)

Stuttgart - Vermutlich wird all seine Mühe umsonst sein. Warum sollte es ausgerechnet einem Österreicher, dessen Namen nicht einmal Google kennt, gelingen, ein dunkles Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte neu zu schreiben? Christoph Zmolnig, 54, ist mit seinem Škoda Fabia die ganze Nacht durchgefahren. Nun, an einem nasskalten Morgen kurz vor Weihnachten, hockt er vor dem Grab von Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe. In seinem olivfarbenen Anorak könnte man ihn für einen Friedhofsgärtner halten. „Der Stein liegt schief“, sagt er. „Bei meinem letzten Besuch lag er noch gerade.“ Aus seinem Rucksack holt Zmolnig zwei Grablichter, zündet sie an und stellt sie links und rechts der eingravierten Namen auf. Dann betet er für die toten Terroristen. Zmolnig ist nicht nur Sozialist, sondern auch Katholik. Vielleicht erklärt diese disparate Geisteshaltung, warum er beharrlich für etwas kämpft, das ihn eigentlich nichts angeht.