Nach erfolgreichen Jahren präsentiert sich Red Bull in dieser Saison bislang als schlechter Verlierer. Das Formel-1-Team um den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel fährt den Silberpfeilen von Mercedes hinterher. Auch am Sonntag in Monaco?

Sport: Dominik Ignée (doi)
E

inen Weg zurück gibt es nicht. Also hat der Gute-Laune-Rennstall Red Bull seine ohnehin schon gigantische Bewirtungsanlage im Hafen von Monte Carlo noch einmal aufgepeppt. Am Eingang erschlagen den Besucher zwei auf Hochglanz polierte Formel-1-Boliden. Es gibt nach wie vor den Swimmingpool und jede Menge Gartensofas, in die die Gäste versinken – beim traumhaften Blick auf das Reich der Grimaldis. Sie haben auch Palmen hingestellt, und damit die Verköstigung der Gäste weiterhin auf High-Speed-Level gewährleistet ist, wird künftig mehr denn je auch draußen gekocht.

 

Das Red-Bull-Motorhome ist vor allem beim Schickimicki-Grand-Prix in Monaco der Dreh- und Angelpunkt im Fahrerlager am Quai Antoine. Nur ist es seit dieser Saison bei den Blauen aber mit der guten Laune vorbei. Viermal gewann Sebastian Vettel die Weltmeisterschaft, doch in diesem verflixten fünften Jahr verpasst das Team des Getränkeherstellers den Anschluss. Mercedes enteilt, und so gibt die Konkurrenz die Titelverteidigung fast schon auf. Nicht nur Vettel macht ein langes Gesicht, auch Dietrich Mateschitz, den das süße Modegetränk zum Milliardär machte, vergeht offenbar der Rennspaß. Im Erfolgsfall ist alles wunderbar – doch wenn es läuft, wie es jetzt läuft, wird das große Ganze infrage gestellt.

Die nervösen Verlierer

Red Bull und Mateschitz präsentieren sich als nervöse Verlierer. Sie gehören zu den lautesten Kritikern des neuen technischen Reglements. Nach der Einführung der Hybridantriebe sieht das Team kein Land mehr, und so wird heftig geschimpft. „Es ist ein Reglement, das hinten und vorne nicht stimmt“, poltert Mateschitz. Die Formel 1 sei überreglementiert und nicht mehr Motorsport pur. „Ein Rennen sollte kein Bastelwerk sein, das sich aus verschiedenen Bedingungen, Bestrafungen, Disziplinen und Reglements zusammensetzt“, fügt der Österreicher hinzu. Der Sport sei kein Sport mehr, „wenn er nicht von den Rennfahrern und den Autos entschieden wird“.

Er wird in diesem Jahr aber tatsächlich von Autos entschieden – es sind die Silberpfeile aus dem Hause Mercedes. Die Schwaben haben in ihren britischen Fabriken früher damit begonnen, die Rennwagen für 2014 zu entwickeln – denn im WM-Kampf 2013 war der Zug ja auch vorzeitig abgefahren. Dass die Kräfteverhältnisse kippen können, damit ist in der Formel 1 immer zu rechnen – vor allem bei einer Flut an Neuerungen, durch die alle Ingenieure vor einem weißen Blatt Papier sitzen. Red Bull hatte Probleme, die zwei Hybrideinheiten im Auto so zu verstauen, dass die Kühlung des Motors nicht eingeschränkt wird.

Das Superhirn verrechnet sich

Man kann sich auch als Superhirn mal vertun. Vor dem Monaco-Grand-Prix jedenfalls musste sich der Stardesigner Adrian Newey mit einer Petitesse herumärgern – auch das noch. Er hatte die Kamera, die die Livebilder im Fernsehen liefert, in die Frontnase montieren lassen, während sie bei den anderen Autos draußen angebracht ist. Nicht unklug, nur lieferte das gute Stück im Red Bull nicht die qualitativ erforderlichen Bilder, und so hieß es auf Anweisung der Fia: Kommando zurück! Das Ding muss jetzt auch beim Red-Bull-Auto außerhalb der Nase platziert sein.

Die etwas größeren Sorgen und Sticheleien finden im Duell gegen Mercedes statt. Höhepunkt der Nickligkeiten war zuletzt der Streit über die Niki-Lauda-Kurve an der Rennstrecke in Spielberg. Mateschitz hat den Ring in der Steiermark umgebaut. Deshalb findet im Juni erstmals seit einer 13-jährigen Österreichpause im Alpenland wieder ein Formel-1-Rennen statt. Um die Kurvennamen gewinnbringend an Sponsoren zu verkaufen, hat Red Bull kurzerhand die Lauda-Biege und die Gerhard-Berger-Kurve abgeschafft. Das geht vor allem Lauda an die Ehre. „Ich bin schon schwer enttäuscht“, sagt er. Seines Erachtens sei es doch etwas ungewöhnlich, jemandem ein Denkmal zu Lebzeiten wieder wegzunehmen. „Danach ist es mir ja wurscht. Ich kann es nur darauf zurückführen, dass ich jetzt bei Mercedes bin, und wir Red Bull um die Ohren fahren“, sagt Niki Lauda, der als einziger Österreicher einen Grand Prix in Österreich gewann.

Zur Strafe soll es eben eine Packung geben – Lauda will im Juni am Red-Bull-Ring mit einem Doppelerfolg kontern. Vielleicht passiert das aber auch schon am Sonntag beim Großen Preis von Monaco. Das wäre wieder so eine bittere Niederlage für die erfolgsverwöhnte blaue Truppe. Gibt es doch einen Weg zurück? Gedanken an einen Rückzug aus der Formel 1 weist Dietrich Mateschitz von sich. Noch. „Im Moment“, sagt er, „ist einfach der Wurm drin.“Monaco -