Bei seiner Rede vor der Afrikanischen Union in Addis Abeba erntet US-Präsident Barack Obama jubelnden Applaus. Er betont die Gleichheit aller Menschen auf der Welt.

Addis Abeba - In einer denkwürdigen Grundsatzrede hat US-Präsident Barack Obama die Staatschefs Afrikas dazu aufgerufen, die Begrenzung ihrer Amtszeit einzuhalten und Jüngeren Platz zu machen. „Niemand sollte Präsident auf Lebenszeit sein“, sagte Obama am Mittwoch in seiner Rede vor der Afrikanischen Union (AU) im äthiopischen Addis Abeba – der ersten Rede eines US-Präsidenten vor dem 54 Mitglieder umfassenden Staatenbund. Obama bot sich selbst als Beispiel an: Auch er habe seine beiden Amtszeiten genossen und sei der Überzeugung, dass er ein „ziemlich guter Präsident“ sei. Dennoch denke er nicht daran, weiter zu regieren. „Ein Gesetz ist ein Gesetz. Keiner steht über dem Gesetz, nicht einmal der Präsident.“ In einigen Ländern Afrikas suchen Staatschefs derzeit die Begrenzung ihrer Amtszeit zu umgehen. In Burundi löste dies eine Krise aus. In den vornehmlich mit jungen Zuschauern besetzten Rängen der „Nelson-Mandela-Halle“ der AU lösten Obamas Worte starken Beifall aus.

 

Obama stellte den Begriff der Würde in den Mittelpunkt der Rede. Jeder Mensch, ob er in Asien, Europa, Afrika oder Amerika geboren worden sei, habe das Recht auf dieselbe Behandlung: „Eure Würde hängt von meiner Würde ab und meine Würde von der Euren.“ Wiederholt kam der erste dunkelhäutige Präsident der USA auf seine eigene Geschichte zu sprechen. „Ich stehe als stolzer Amerikaner vor Euch. Aber auch als Sohn Afrikas“, begann er seine Rede.

Afrika habe durch die einst über den Atlantik verfrachteten Sklaven zur heutigen Größe der USA beigetragen – genauso wie sein kenianischer Vater Obamas Identität mitgestaltet habe. Wenn der Kontinent den Idealen von der Gleichheit der Menschen und den universellen Menschenrechten folge, könne er auf die USA „als seinen besten Freund“ setzen. Afrika befinde sich derzeit „in Bewegung“, fuhr Obama fort. Die Volkswirtschaften des Kontinents könnten auf ein gesundes Wachstum verweisen, die Armut gehe zurück, mehr und mehr Afrikaner besuchten die Schule, ein Ende der Aids-Seuche sei abzusehen. Dies erfordere auch einen Wandel in den Beziehungen der Industriestaaten zum Kontinent: Entwicklungshilfe müsse durch Kooperation und Handel ersetzt werden. Der demografische Vorteil Afrikas, wo 40 Prozent der Bevölkerung jünger als 15 Jahre alt sind, bringe aber Herausforderungen mit sich. Die entscheidende Aufgabe sei es, jungen Afrikanern wirtschaftliche Chancen zu eröffnen.

Indirekte Kritik an Chinas Engagement in Afrika

Kaum ein Thema wurde von Obama ausgelassen. Er geißelte das „Krebsgeschwür“ der Korruption, warnte vor kriminellen Banden, die den Wildtierbestand gefährdeten und mahnte Demokratie an – wobei er die Staaten Kenia und Äthiopien namentlich erwähnte, die er auf seiner fünftägigen Afrika-Reise besucht hatte. Ohne das Land beim Namen zu nennen, übte er Kritik am starken Afrika-Engagement Chinas: Es sei nicht damit getan, Afrikas Infrastruktur mit fremden Arbeitskräften zu verbessern und die Bodenschätze auszubeuten. Unter tosendem Beifall versprach der US-Präsident den Afrikanern: „Ich komme wieder.“