Der vor einem Jahr an Rems und Murr eingeführte Handwerker-Parkausweis wird als Erfolg gewertet. Bei den Betrieben stößt die Pauschalregelung auf gute Resonanz. Fast 800 Exemplare wurden bisher ausgestellt.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Wenn bei Familie Maier in der Altstadt das Klo verstopft ist oder bei Familie Müller in der Einkaufsstraße die Heizung streikt, hatten die im Notdienst zu Hilfe eilenden Handwerker bis vor einem Jahr ein Problem: Bevor es zum Kunden gehen konnte, mussten Schreiner, Maler oder Klempner erst nach einem Parkplatz suchen und Ticketautomaten füttern.

 

Einheitliche Regelung für alle 31 Kreiskommunen

In einem eingeschränkten Halteverbot durfte der Transporter mit dem Material ebenso wenig stehen bleiben wie auf einem Anwohnerparkplatz. In eine Fußgängerzone durfte ein Servicemonteur außerhalb der Lieferzeiten noch nicht mal einfahren, um sein Werkzeug und die vor Ort benötigten Ersatzteile auszuladen. Strafzettel sammeln oder Arbeitszeit verplempern, hieß die Devise – zumal in den Städten und Gemeinden im Rems-Murr-Kreis auch noch unterschiedliche Ausnahmeregeln galten. Um keine Bußgelder zu kassieren musste ein kreisweit tätiger Betrieb für jeden Einsatzort seiner Monteure auch einen eigenen Parkausweis beantragen – mit unterschiedlichen Zuständigkeiten, Laufzeiten und Gebühren.

Seit Januar 2022 hat das Wirrwarr mit den Parkberechtigungen ein Ende. Auf Drängen der Kreishandwerkerschaft führte der Rems-Murr-Kreis den einheitlichen Handwerker-Parkausweis ein, der nicht nur für alle 31 Städte und Gemeinden gilt, sondern auch Parken etwa in verkehrsberuhigten Bereichen erlaubt. Außerdem müssen Handwerker im Vor-Ort-Einsatz keinen Parkschein mehr lösen – ein echter Mehrwert für bei den Anfahrtskosten schon von enorm steigenden Spritpreisen gebeutelte Betriebe.

435 Betriebe im Kreis nutzen die Pauschalgenehmigung für 50 Euro

Entsprechend groß war die Resonanz auf die kreisweit gültige Lizenz zum Parken. Fast 800 Handwerker-Parkausweise wurden laut dem Kreiswirtschaftsförderer Timo John seit dem Start der Aktion ausgestellt, die einheitliche Pauschalgenehmigung erleichtert 435 Betrieben den beruflichen Alltag. „Der Handwerker-Parkausweis ist für den Landkreis und die Betriebe eine Erfolgsgeschichte“, sagt Timo John. In den Ausweis können bis zu drei Fahrzeuge eingetragen werden, die Jahresgebühr kostet die Firmen 50 Euro. Weil der Antrag über die Online-Plattform Service-BW gestellt werden kann, sieht Landrat Richard Sigel im Verfahren „eine pragmatische, digitale Lösung“.

Für andere Berufsgruppen kommt der Sonderparkausweis offenbar nicht in Frage. Eine Abfrage des Landratsamts bei den Rems-Murr-Kommunen ergab, dass für eine ähnlich gelagerte Genehmigung für andere Branchen kein Bedarf gesehen wird. Bei den Handwerkern allerdings könnte das Rems-Murr-Modell hingegen Schule machen. Nach Auskunft der Kreisverwaltung liegt die Einführung eines Handwerker-Parkausweises auch bei den Landratsämtern in Böblingen, Esslingen und Ludwigsburg auf dem Tisch.