Die Regionalliga Südwest wird zur kommenden Saison auf 20 Teams aufgestockt. Die neue Mannschaft aus China, die dann auch auf die Stuttgarter Kickers trifft, ist für die Liga eine echte Überraschung.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Wenn Tomasz Kaczmarek an diesem Donnerstag (10 Uhr) offiziell die Sommerpause bei den Stuttgarter Kickers beenden wird und sich die Mannschaft in Degerloch zum Trainingsauftakt versammelt, wird sich der Blick der Kiebitze wahrscheinlich auf die noch wenigen Neuzugänge richten – wie den am Mittwoch verpflichteten Verteidiger Edwin Schwarz von Kaczmareks Ex-Verein Viktoria Köln (dafür verlässt Stürmer Shqipon Bektashi den Verein).

 

Doch dieser Fokus könnte sich bald ändern. Wenn am 11. Juli nach der Managertagung der offizielle Spielplan für die Regionalliga herauskommen soll, wird die Staffel Südwest wahrscheinlich um eine Mannschaft (und Attraktion) reicher sein, sodass nächste Saison sogar 20 Teams ins Rennen gehen. Dabei handelt es sich um die chinesische U-20-Nationalmannschaft, sprich Olympia-Auswahl des Landes. Und das ist kein verspäteter April-Scherz. „Die Sache ist auch noch nicht in trockenen Tüchern“, sagt Felix Wiedemann vom zuständigen Südwestdeutschen Fußball-Verband, aber zumindest auf einem guten Weg.

U 20 nutzt die Liga zur Vorbereitung auf die Sommerspiele in Tokio

Im Fußball liegen die Welten eben manchmal eng beieinander. Erst vor Kurzem hat der DFB seine Kooperation mit dem chinesischen Verband vertieft – und das im großen Stil, sinnbildlich in Berlin: die Bundesregierung, die Regierung Chinas, der chinesische Fußball-Verband, das chinesische Bildungs- und Erziehungsministerium und die Deutsche Fußball Liga (DFL) saßen allesamt mit am Tisch. „Dass das deutsch-chinesische Abkommen auch auf politischer Ebene so hochrangig begleitet wird, zeigt, dass es eine sehr große Bedeutung hat. Gerade auch in China. Man will dort die Talente fördern, die es in diesem großen Land gibt, und baut dabei auf die Erfahrungen des DFB“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel nach der Unterzeichnung im Kanzleramt. „Das ist eine große Auszeichnung für die Nachwuchsförderung in Deutschland, und wir kooperieren sehr gerne mit unseren chinesischen Freunden.“

Genug der Worte, es sollen auch Taten folgen. Prompt kamen die Asiaten auf den DFB zu mit der Anfrage: Ob denn die U 20 in einem Spielbetrieb zwecks Vorbereitung auf die Sommerspiele 2020 in Tokio integriert werden könnte. Gesagt, getan? Es sieht danach aus. „Wir haben alle Vereine befragt, und die Rückmeldung war durchweg positiv“, sagt Wiedemann zur Reaktion in der Regionalliga Südwest. Marc-Nicolai Pfeifer, der kaufmännische Leiter der Stuttgarter Kickers, steht jedenfalls hinter der Teilnahme: „Wir finden es sowohl sportlich interessant, als auch wirtschaftlich unter dem Stichwort neue Märkte.“

Partien werden außer Konkurrenz gewertet

Das verwundert nicht so sehr: Zum einen haben die Vereine ein spielfreies Wochenende weniger (was bei den vorhandenen 19 Clubs zwangsläufig der Fall ist) und bleiben so im Rhythmus. Zum anderen verspricht ein Heimspiel gegen die U 20 Chinas durchaus eine respektable Zuschauerkulisse sowie einen Zuschlag vom DFB, also eine Win-win-Situation. Natürlich werden die Partien gegen die Gäste (die nur auswärts antreten) außer Konkurrenz gewertet, aber die Chinesen haben durchaus sportliche Ambitionen und wünschen sich eine parallel geführte Tabelle, in denen ihre Spiele entsprechend Niederschlag finden. Vielleicht hegt ja auch der eine oder andere Spieler aus dem Reich der Mitte Interesse, sich in Deutschland für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Das könnte eine spannende Geschichte werden und dürfte die vierte Liga, die künftig auch vermehrt in Sport 1 gesendet werden soll, aufwerten. Und die Fans werden vielleicht nicht nur auf neue Spieler schauen, sondern auch auf den Terminplan, nach dem Motto: Wann spielt mein Club gegen die chinesische Olympia-Auswahl?