Die Prüfung einer Ortsumfahrung Sielmingens wurde jüngst im Technischen Ausschuss in Filderstadt abgelehnt. Alle Fraktionen fordern aber bessere Verkehrsverbindungen ins Neckartal.

Filderstadt - Die Verwaltung Filderstadts hat im Technischen Ausschuss jüngst eine Niederlage hinnehmen müssen. Anlass waren die Beratungen über die Stellungnahme der Stadt zum Regionalverkehrsplan. Der Beschlussantrag, eine Verkehrsuntersuchung für eine Ortsumfahrung von Sielmingen zuzulassen, wurde mehrheitlich mit sieben zu fünf Stimmen abgelehnt. Die Ausschussmitglieder der SPD, der Grünen, Matthias Weinmann (Freie Wähler) und Helmut Schumacher (CDU/FDP) stimmten dagegen (wir berichteten).

 

Der OB in schwieriger Mission

Am 29. Mai wird sich der Gemeinderat mit den Empfehlungen des Technischen Ausschusses auseinandersetzen. „Wir werden in öffentlicher Sitzung noch einmal darstellen, wie wir zum Inhalt unserer Stellungnahme gekommen sind. Wir empfehlen eine Untersuchung und nicht mehr“, sagt Oberbürgermeister Christoph Traub. Er werde dem Gremium sagen, dass es vom Technischen Ausschuss keine Empfehlung für die Sicht der Verwaltung gebe: „Mir geht es aber auch darum, darzustellen, dass es beim Regionalverkehrsplan um weit mehr geht als um die Umfahrung Sielmingens.“ Die Verwaltung müsse eine Stellungnahme abgeben, welche den „komplexen Verkehrsfragen“, die Filderstadt beträfen, gerecht werde. „Ich versuche, die Argumente darzustellen und zu überzeugen, immer im Respekt vor der Vorberatung im Technischen Ausschuss“, sagt Traub.

Freie Wähler wollen Tunnel

Einen Antrag an die Verwaltung, sagt der OB, habe es nach dem Votum im Ausschuss nur von der Fraktion der Freien Wähler gegeben. Er liegt auch unserer Zeitung vor. Darin verweist der Fraktionsvorsitzende Stefan Hermann darauf, dass auch ein Mitglied seiner Fraktion die Verwaltungsvorlage abgelehnt habe. Die Verkehrsbelastung in Sielmingen sei bereits jetzt übermäßig hoch. Angesichts zu erwartender Verkehrszunahmen müsse sie vermindert werden.

Eine Ortsumfahrung dürfe jedoch „weder zu zusätzlicher Lärmbelastung noch zu übermäßigem Flächenverzehr“ führen. Deshalb müsse folgender Passus in der Vorlage des Gemeinderats aufgenommen werden: „Die Stadtverwaltung setzt sich für die Untersuchung einer Ortsumfahrung Sielmingens in einer weitestgehenden Tunnellösung ein sowie einer Untersuchung möglicher für Filderstadt negativer oder positiver Verkehrsverlagerungen bei Realisierung einer solchen Umfahrung.“

Während sich in Sachen Ortsumfahrung wieder einmal die kontroversen Standpunkte offenbaren, zeigen sich Verwaltung und Stadträte bei der Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs auf den Fildern einmütig. Filderstadt setzt in diesem Verkehrssegment vor allem auf die Anbindung an das Neckartal – konkret nach Esslingen. „Die zweitgrößte und die größte Stadt im Kreis sollten besser miteinander verbunden sein“, sagt dazu OB Traub.

Die Stadtverwaltung und die Stadträte favorisieren dabei eine Verlängerung der Schienenstrecke über Neuhausen hinaus ins Neckartal – nach Esslingen. Sie könnte über Ostfildern in die Kreisstadt führen, und zwar als sogenannte Zweisystembahn. Damit würde vermieden, dass die Fahrgäste in Neuhausen von der S- in die Stadtbahn umsteigen müssten.

Express-Busse als Zwischenlösung

Gleichzeitig wird als Alternative eine Verlängerung der S-Bahnstrecke über Neuhausen, Denkendorf und Köngen nach Plochingen ins Spiel gebracht. Mit ihr könnte nicht nur das Neckar-, sondern auch das Filstal an die Filder angebunden werden. Solange keine dieser Strecken gebaut ist, könnte als Interimslösung ein Relex-Bus – ein Express-Bus mit wenigen Stopps – von Esslingen über Bernhausen zum Flughafen fahren. „Das wäre am schnellsten umzusetzen“, sagt der OB. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Bauer hatte im Technischen Ausschuss einen Relex-Bus nach Nürtingen angeregt.

Bei den Filderstädter Kommunalpolitikern gilt die durch Stuttgart 21 entstehende neue Schienenverbindung vom Flughafen nach Wendlingen nur als Ergänzung zu den oben genannten Schienentrassen. Als eine vielversprechende Alternative zum Autoverkehr wird schließlich eine Schienenverbindung von Tübingen über Aichtal und Filderstadt zum Flughafen gesehen.