Reinhold Messner ist der erste Mensch, der auf den Gipfeln aller 14 Achttausender dieser Erde stand. Am 5. November berichtet der mittlerweile 78 Jahre alte Bergsteiger in Leonberg von den dramatischen Expeditionen auf den Nanga Parbat.

Reinhold Messner gehört zu den bekanntesten Abenteurern und Bergsteigern unserer Zeit. Er ist der erste Mensch, der auf den Gipfeln aller 14 Achttausender dieser Erde stand. Mit mittlerweile 78 Jahren erzählt Reinhold Messner am Samstag, 5. November, 19.30 Uhr, in der Stadthalle Leonberg vom Nanga Parbat – jener Berg, der eng mit seinen größten Erfolgen, aber auch mit seinem schlimmsten Schicksalsschlag verknüpft ist. Wir haben mit dem Südtiroler gesprochen.

 

Herr Messner, die Pandemie hat alles lahmgelegt. Sind Sie froh, wieder auf Tournee zu sein?

Nicht nur meine Auftritte, alles hat sich in dieser Zeit aufgestaut. Aber ich bin guten Mutes, ich werde es überleben.

Sind Sie noch in den Bergen unterwegs?

Nicht mehr so hoch, nicht mehr so schwierig. In den Dolomiten war ich jetzt auf 1800 Meter. Da hat es schon geschneit.

Verändert sich die Bergwelt?

Der Klimawandel ist schon seit Jahrzehnten zu beobachten. Die Pflanzenwelt geht nach oben, die Berge bröseln, die Abgänge haben eine zerstörerische Kraft. Überall auf der Welt wird es heißer: durch die großen Städte und Ballungszentren, durch Industrie und Fabriken.

Haben Sie sich deshalb bei den Grünen im Europarlament engagiert?

Sie meinen meine Zeit als Abgeordneter? Ich habe dieses Amt nie angestrebt und deshalb nach einer Periode wieder aufgehört. Die parlamentarische Arbeit war weit weg von Südtirol, und ich habe andere Projekte.

Können nicht gerade in der Politik wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel beschlossen werden?

Ich bin der Meinung, dass ich als Nicht-Politiker mehr Aussagekraft habe. In der Politik muss ununterbrochen abgewogen werden. Politiker zielen auf Massen und müssen deshalb Kompromisse schließen. Die Minderheit hat oft die Mehrheit, nur weil sie lauter schreit. Ich bin es gewohnt, Entscheidungen zu treffen, die dann durchgezogen werden.

Haben Sie Nationalbewusstsein?

Als Südtiroler habe ich das Glück, kein Deutscher, kein Italiener und kein Österreicher zu sein. Ich fühle mich als Südtiroler, als Europäer und als Weltbürger.

Sie bezeichnen den Nanga Parbat als Ihren Schicksalsberg.

Das ist er auch. Ich berichte von der ersten Expedition 1970 und den tragischen Umständen. Durch die zweite Expedition acht Jahre später kenne ich den Berg bis in den allerletzten Winkel. Ich nehme mein Publikum mit auf den Berg.

Früher waren die Achttausender ein Fall für einige wenige. Heute herrscht am Mount Everest reger Betrieb.

Was am Everest passiert, ist Tourismus und hat nichts mit Bergsteigen zu tun. Die Sherpas bauen Pisten, Straßen und ganze Zeltstädte auf. Ärzte und Köche betreuen bis zu 300 Gäste aus der ganzen Welt. Wer mit einer solchen Infrastruktur auf den Berg steigt, ist ein Tourist.

Mittlerweile haben Sie daheim in Südtirol ein Weingut und bei Ihnen weiden tibetanische Yaks.

Das verstehe ich unter Nachhaltigkeit, dass man nichts kaputtgehen lässt. Die Fläche lag 100 Jahre brach. Die Yaks weiden bis an die Vegetationsgrenze und pflegen die Berglandschaft.

Samstag, 5. November, 19.30 Uhr, Stadthalle Leonberg, www.traumundabenteuer.com.