Ein Reiseführer mit dem Blick von Außen kann helfen, Stuttgart neu kennenzulernen. Doch was taugen die Tipps – und finden auch eingefleischte Stuttgarter Insider-Tipps?

Stuttgart - Über die von Reiseführen titulierten Insider-Tipps müssen Einheimische oft lächeln. Wir haben uns die Stuttgart Reiseführer von Marco Polo, Go-Vista und Merian vorgenommen und sind auf Empfehlungen gestoßen, die wahrscheinlich auch nicht allen eingeborenen Stuttgartern bekannt sind. Eine Auswahl.

 

Alternative Stadtführungen

Aus Sicht des Reiseführers Marco Polo, kann mit den Stuttgarter Geistern das spukige Gewand der Stadtgeschichte kennengelernt werden. Bei der ein- bis zweistündigen Tour zwischen Markthalle, Schloss und Bohnenviertel oder Nachts in den Wäldern rund um Stuttgart bekommen die Teilnehmer eine Mischung aus übersinnlichen Geschichten und historischen Erzählungen zu hören. Für richtige Spukfreunde wird ein Spaziergang entlang des längst im Untergrund verschwundenen Nesenbachs angeboten.

Die Verkäufer der Straßenzeitung Trott War kennt man – doch was so manch einem Stuttgarter ist nicht bewusst, dass der Verein mit alternativen Stadtführungen den sozial benachteiligten Menschen eine weitere Möglichkeit zum Geldverdienen bietet. Jenseits von schön und teuer wird von den Trott-War-Verkäufern bei einer etwa zweistündigen Tour, eine unbekannte Seite von Stuttgart aufgedeckt. Marco Polo kennzeichnet die alternative Stadtführung als Highlight.

Beet zur Miete

Stuttgart kann man auch mit dreckigen Fingernägeln neu entdecken: Marco Polo empfiehlt Stuttgartern einen Ausflug auf die Ostfildern, wo das Unternehmen „Meine Ernte“ Hobbygärtnern einen eigenen Gemüsegarten zur Miete anbietet. Bei Bauer Klaus Brodbeck in Möhringen kann man eine Saison nach Lust und Laune buddeln, sähen und ernten.

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Reise in den Kosmos

An dem 2016 neu renovierten Planetarium im Stuttgarter Schlossgarten ist jeder zumindest schon einmal daran vorbeigefahren. Doch statt Sternen gibt es dort auch Visuals und Beats von Stuttgarter DJs und Musikern, wenn einmal im Monat ein Livekonzert im Sternensaal stattfindet. Die Multimediashow ist ein echter Geheimtipp – denn wo sonst sieht man projizierte Lichteffekte und 360 Grad Videos in gemütlichen Sesseln?

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Spaziergang durch die Mustersiedlung

Stuttgart kann nicht nur hässlich und Baustelle: In den Merian-Top Ten ist die Weißenhofsiedlung als „Mustersiedlung für den modernen Großstadtmenschen“ aufgeführt. Die 33 kubischen Flachdachhäuser stehen für zeitlos gelungene Architektur und machen den Kern der Werkbund-Ausstellung „Die Wohnung“ aus. Spaziergänger können nicht nur der Frage „Wie wohnen?“ nachgehen, sondern auch zwei Häuser von dem weltberühmten Architekten Le Corbusier bestaunen. Diese sind Teil des Unesco-Weltkulturerbes.

Künstlerkoch tischt auf

Kunst und Kochen empfiehlt Marco Polo als absoluten Geheimtipp: Das St. Amour im Stuttgarter Westen ist kein richtiges Restaurant, sondern ein Kunstprojekt von Mario Ohno. Seine Einzimmertafel befindet sich in der Privatwohnung des Künstlers. Jeden ersten Donnerstag im Monat können Menschen, die sich bisher noch nicht kannten, einen gemeinsamen Abend verbringen, über Kunst reden und das mehrgängige Menü genießen.

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Steinerne Vergangenheit

Versteckt und nur wenigen Insidern bekannt: Das städtische Lapidarium im Stuttgarter Süden zählt laut Marco Polo zu den Stuttgarter Geheimtipps. Bei einem Spaziergang durch das Freilichtmuseum kann man Säulen und Architekturteile einstmals bekannter Stuttgarter Bauten betrachten oder sich einfach durch die Vergangenheit treiben lassen. Außerdem wird hier die römische Antikensammlung von Carl von Ostertag-Siegel gezeigt.

Kultur für alle

Ein weiterer Geheimtipp, den vielleicht nicht alle Stuttgarter kennen, befindet sich in Bad Cannstatt: Die Stuttgarter Kulturinsel wird von Marco Polo als „kunterbunter Kreativort“ bezeichnet. Die Location auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs ist eine gemeinsame Initiative der Stuttgarter Kultur- und Sozialeinrichtungen. Dort gibt es regelmäßig Ausstellungen, Theaterstücke, Benefizkonzerte und Veranstaltungen.

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Aussicht vom Westturm

Jedem Stuttgarter ist die Stiftskirche in der Innenstadt bekannt – viele kennen sie jedoch nur vom Vorbeigehen. Go-Vista empfiehlt deshalb einen Besuch des Westturms, der nur ein paar Mal im Jahr für Besucher geöffnet ist. Wie aus dem Gemeindebrief hervorgeht, kann als nächstes am 29.06.2019 die Aussicht auf den Rathausplatz und die Umgebung genossen werden.

Zurück in die 30er

Immer nur am Hans-im-Glück-Brunnen rumhängen ist fad: Genießer sind laut Marco Polo gut im Le petit Coq in der Hauptstätterstraße aufgehoben. Es werden, passend zum Einrichtungsstil, „herrlich ausgefallene Kreationen“ aus den 30er Jahren gemixt, die man an der großen Holztheke oder gemütlich auf einem blauen Sofa schlürfen kann. Für warme Sommerabende lädt der Außenbereich zum Verweilen ein – so kann man sich auch ein Bild vom Stuttgarter Verkehr machen.

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Blick auf den Kessel

Der Landschaftspark Wernhalde kann Einheimische nicht nur mit der Aussicht auf die Stuttgarter Innenstadt überzeugen, in dem kleinen Park am Rande des Lehnviertels können laut Marco Polo vor allem die „spektakulären Mammutbäume“ bestaunt werden. König Wilhelm I. ließ diese schon 1864 setzten.

Für den steilen, serpentinenartigen Weg nach oben sollte der Spaziergänger jedoch gut zu Fuß sein.

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Gemeinsames Tüfteln

Von wegen Wegwerfgesellschaft: Marco Polo empfiehlt einen Besuch im monatlich stattfindenden Repair Café, wo Kaputtes wieder heil wird, wenn man es gemeinsam repariert. Teilnehmer bringen Elektrogeräte, Telefone oder auch Bügeleisen mit und werden bei der Reparatur von Experten unterstützt. Nebenbei kann man bei einer Tasse Kaffee oder Tee die Nachbarn kennenlernen – und so seine Stadt mit ganz anderen Augen betrachten.