Immer mehr Menschen legen bei der Buchung ihrer Reisen auch Wert auf den Nachhaltigkeitsaspekt. Wie die Tourismusbranche diesem Bedürfnis begegnen kann.

Baden-Württemberg: Florian Dürr (fid)

Das Dilemma vieler umweltbewusster Weltentdecker beginnt schon bei der Planung ihres Urlaubs: Mit dem Flugzeug zum ausgewählten Ziel? Zu viele CO2-Emissionen. Wie wäre es stattdessen mit dem geliebten Oldtimer-Camper? Unmöglich mit der dreckigen Dieselschleuder. Und eine Kreuzfahrt mit einem mit Schwer-Öl betriebenen Dampfer? Steht erst gar nicht zur Debatte. Was also tun, um gleichzeitig die Neugier auf die vielen Länder und Kulturen dieser Erde zu stillen? Viele Reisende wählen folgenden Weg: Trotzdem machen, aber natürlich: mit schlechtem Gewissen.

 

Nachhaltigkeit, die nicht auf Verzicht und Scham basiert“

Dieses Dilemma ist längst auch bei der CMT auf der Stuttgarter Messe angekommen – und damit bei den Vertretern der Tourismusbranche. „Nachhaltigkeit muss Normalität werden in den Betriebsabläufen und darf nichts Abschreckendes sein, dann wird ein Erfolg daraus“, sagte Staatssekretär Patrick Rapp am Montag beim Tourismustag.

Und Andreas Steinle vom Zukunftsinstitut Workshop GmbH warnte: „Wir sind gezwungen zu überlegen, wie wir mit den Ressourcen umgehen.“ Er fordert jedoch einen veränderten, positiveren Blick der Branche auf diese Herausforderung: „Nachhaltigkeit, die nicht auf Verzicht und Scham basiert, sondern auf Technologien und Perspektiven.“ Die Menschen mitwirken zu lassen bei der Transformation des Tourismus, sei dabei besonders wichtig. Denn Umfragen zeigten, dass viele Menschen durchaus gewillt seien, sich zu engagieren und damit ihren Teil zu nachhaltigem Reisen beizutragen.

Großer Aufwand, Urlaub und Umweltschutz in Einklang zu bringen

Wie auch die Aussagen einiger CMT-Besucher deutlich machen: „Wir achten beim Reisen immer mehr auf Nachhaltigkeit“, erzählen Markus und Birgit Stachel aus Neuburg an der Donau: „Wir parken unser Wohnmobil gerne bei Landwirten vor Ort, kaufen dort dann direkt unsere Lebensmittel regional und sind viel mit dem Fahrrad unterwegs.“ Aber es ist auch immer wieder das Bedauern über den Aufwand zu hören, Urlaub und Umweltschutz in Einklang zu bringen: „Wir reisen meistens mit dem Auto, weil es mit öffentlichen Verkehrsmitteln viel zu umständlich ist“, sagt Clemens Suck aus Fürth. Und seine Partnerin ergänzt: „Wir versuchen, uns auch im Urlaub nachhaltig zu verhalten, aber es ist nicht immer möglich.“

Es fehlt oft am Angebot, denn auch die Tourismusunternehmen selbst haben beim Thema Nachhaltigkeit noch Luft nach oben. „Die meisten wissen noch gar nicht, wann sie klimaneutral sein wollen“, berichtet etwa Heinz-Dieter Quack, der Leiter des Kompetenzzentrums Tourismus des Bundes.

Es fehlt oft am nachhaltigen Angebot

Der Bergsportausstatter Vaude hingegen war in diesem Bereich ein Frühstarter, seit 2012 ist das Unternehmen in Deutschland klimaneutral – und dient auch beim Tourismustag Baden-Württemberg auf der CMT als Positivbeispiel: „Man muss mehr auf unsere Kinder schauen, wir wollen eine lebenswerte Welt, damit wir überhaupt noch einen Spielplatz haben für den Tourismus“, sagt Geschäftsführerin Antje von Dewitz. Bei ihrem Unternehmen hat das Umdenken mit den kleinen, simplen Dingen innerhalb des Teams angefangen: Den Kaffee auf Fairtrade umzustellen etwa oder die Mülltrennung sauber hinzubekommen.

Die Unternehmerin erinnert sich, wie das Thema Nachhaltigkeit vor 15 Jahren überhaupt nicht zur Debatte stand. „Das hat sich aber fundamental geändert“, sagt sie. Dementsprechend wichtig sei es, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden: „Die idealistischen Konsumenten möchten sich gerne nachhaltig verhalten, aber das Angebot ist oft nicht da“, kritisiert sie. Und es werde zu häufig von „müssen“ und Verzicht geredet. Dabei steht für sie fest: „Es soll Spaß machen, etwas nachhaltig zu buchen.“

Schließlich lässt es sich so angenehmer verreisen als mit schlechtem Gewissen.