Trotz der politischen Spannungen mit der Türkei warnen Reiseveranstalter in Stuttgart vor Panikmache. Nach den verschärften Reisehinweisen der Bundesregierung fürchten einige Anbieter große Einbußen.

Stuttgart - Die politischen Spannungen in der Türkei beunruhigen Reiseveranstalter in Stuttgart. Nach der Mahnung des Auswärtigen Amtes zu erhöhter Vorsicht bei Reisen an den Bosporus fürchten einige Anbieter starke Einbußen. „Ich schätze mal, dass die Türkei-Buchungen in den nächsten Wochen auf null zurück gehen werden“, sagt beispielsweise Claudia Marques da Silva vom Schauinsland-Reisebüro am Stuttgarter Flughafen am Freitag. „Viele Kunden kommen jetzt und wollen umbuchen und stornieren.“

 

„Wir haben bislang noch nicht gemerkt, dass Kunden das Land nicht mehr bereisen wollen“, sagt hingegen Yakup Aslan von Schwabenland Reisen am Flughafen Stuttgart. „Aber das kann natürlich noch kommen“. Es komme nun darauf an, wie schnell Deutschland und die Türkei einen Weg aus der Krise finden. Grundsätzlich sieht der Stuttgarter Tourismuskaufmann keine Gefahr in einem Urlaub am Bosporus: „Wir dürfen jetzt nicht 80 Millionen Türken wegen Erdogan bestrafen.“

Offizielle Reisewarnung wäre wesentlich härter

Viel gelassener sieht die Situation Salih Ibak vom Reisebüro des Veranstalters SD-Reisewelt am Stuttgarter Flughafen: „Politik und Urlaub sind zwei verschiedene Schuhe“, sagt der Geschäftsinhaber. „Wir haben keine Probleme, keine Stornierungen, keine Rückfragen“. Die Türkei sei nach wie vor eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. „Die Leute wollen einfach nur Urlaub machen.“

Als Reaktion auf die Verhaftung des Menschenrechtlers Peter Steudtner und anderer Deutscher hatte die Bundesregierung am Donnerstag angekündigt, ihre Türkei-Politik neu auszurichten. Das Auswärtige Amt etwa verschärfte die Reisehinweise für das Land.

Solche Reisehinweise sind aber nicht das schärfste Instrument im diplomatischen Besteckkasten - eine offizielle Reisewarnung wäre wesentlich härter. Allerdings geht es dann um eine konkrete Gefahr für Leib und Leben. Eine Warnung würde die Tourismusindustrie empfindlich treffen - auf beiden Seiten. Urlauber können gebuchte Reisen dann leichter stornieren, was erhebliche Kosten verursachen würde.