Es war durchaus eine feierliche Eröffnung der 76. Filmfestspiele von Venedig. Trotzdem erlebte der Festivalchef Alberto Barbera keine leichten Stunden: Er wurde wegen der Einladung an Roman Polanski zur Rede gestellt.

Venedig - Das internationale Filmfestival von Venedig hat mit einer Kontroverse über Roman Polanski begonnen. Bei der Eröffnungspressekonferenz am Mittwoch drängten Journalisten den Direktor des Filmfestivals, Alberto Barbera, und die Jury-Präsidentin Lucrecia Martel, darauf einzugehen, warum der Film „J'Accuse“ in den Wettbewerb für den Goldenen Löwen aufgenommen worden sei.

 

Polanski war aus den USA geflohen, nachdem er sich wegen illegalem Sex mit einem 13-jährigen Mädchen schuldig bekannt hatte. Er wird von den US-Behörden seit mehr als 40 Jahren per Haftbefehl gesucht.

Nicht mit Polanski essen

Barbera verteidigte die Aufnahme des Polanski-Films in den Wettbewerb. „Ich bin davon überzeugt, dass wir zwischen dem Künstler und dem Mann unterscheiden müssen“, sagte er. Die argentinische Regisseurin Martel sagte, sie sehe das nicht so. „Ich werde nicht an dem Galadinner teilnehmen, das von Polanski organisiert wird, weil ich viele Frauen repräsentiere, die in Argentinien mit dieser Art von Problemen zu kämpfen haben, und ich werde nicht dort sein, um ihm zu gratulieren. Aber ich finde es richtig, dass Polanskis Film hier auf diesem Festival ist.“

Weiteres strittiges Thema neben Polanski war die Frauenquote. In diesem Jahr sind nur zwei Filme im Wettbewerb beim Filmfestival von Venedig von Frauen gedreht worden. Barbera äußerte die Absicht, die Zahlen zu verbessern. Doch hätten die eingereichten Filme keinen Wettbewerbsplatz verdient. Er trat Vorwürfen der Voreingenommenheit mit der Aussage entgegen, das Auswahlkomitee bestehe zu 50 Prozent aus Frauen. Barbera sagte, er sei gegen Quoten für das Festivalprogramm. Martel war einem solchen Experiment gegenüber hingegen nicht abgeneigt. „Sind Sie sicher, dass die Qualität abnehmen würde?“, fragte sie. Das Filmfestival dauert bis 7. September.