Dem Ulmer Münster droht Konkurrenz: Der weltweit höchste Kirchturm könnte in einigen Jahren von der Sagrada Familia in Barcelona übertroffen werden.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Kürzlich stand der SPD-Finanzminister Nils Schmid als ein willkommener Sendbote der Landesregierung unter den mittelalterlichen Prophetenskulpturen des Ulmer Münsters und blinzelte den 161,53 Meter hohen Hauptturm hinauf, der diese Kirche zur höchsten der Welt macht. In der Tasche hatte Schmid zwar keinen Scheck, aber etwas, das genauso gut ist, nämlich einen Bewilligungsbescheid zur Zahlung von 450 000 Euro aus dem aktuellen Denkmalförderprogramm. Das Geld kann die evangelische Gesamtkirchengemeinde vor Ort gut gebrauchen, schließlich bröckelt am höchsten Kirchturm der Welt immer irgendetwas.

 

2015 wird Jubiläum gefeiert

Im Ulmer Rathaus wiederum laufen schon die Vorbereitungen für ein städtisches Jubiläum im Jahr 2015, das den Arbeitstitel „125 Jahre Fertigstellung Münsterspitze“ trägt. Es gilt an der Donau bis heute als ein schwäbischer Geniestreich, dass die Ulmer einst listig die Fertigstellung des Kölner Doms im Jahr 1880 abgewartet hatten, um ihn nur zehn Baujahre später, am 31. Mai 1890, um exakt vier Meter und fünfzehn Zentimeter an Höhe zu übertreffen. Allerdings trüben Nachrichten aus Barcelona , die darauf hindeuten, dass es bald eine noch höhere Kirche geben wird, die Feierlaune. In der katalanischen Hauptstadt wächst scheinbar unaufhaltsam die 2010 von Papst Benedikt XVI. geweihte Basilika Sagrada Familia (Heilige Familie), die der Architekt Antoni Gaudí 1882 begonnen hatte. Derzeit stehen 18 noch unfertige Türme über dem Dach, der höchste soll bei 170 Metern enden und Jesus selbst geweiht werden. Im Jahr 2026, so die Prognose, könnte es vorbei sein mit dem Ulmer Alleinstellungsmerkmal, das Bedeutung nicht nur fürs Glaubensleben, sondern auch für den Tourismus hat.

Die Wirtschaftskrise in Spanien könnte den Verlust verhindern

Der Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner (SPD) sieht schon seit geraumer Zeit mit Unbehagen in Richtung der spanischen Emporkömmlinge, und auch Dirk Homburg, Kommunikationschef der Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, flüchtet in gequälten Humor. Man könne immer noch auf die Wirtschaftskrise in Spanien hoffen, flachst Homburg. „Vielleicht wird das ja nichts. Und dann können wir noch ruhiger schlafen, als wir es sowieso tun.“ So wenig Nächstenliebe – wenn das mal nicht den Säulenheiligen des Münsters zu Ohren kommt.