Die Losung von Porsche lautet: Kurze Wege, alles unter einem Dach. Der Sportwagenbauer aus Stuttgart hat 150 Millionen Euro in sein Entwicklunszentrum in Weissach investiert.

Weissach - Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat das Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach als Beispiel für die Innovationskraft des Landes gelobt. „Unsere Unternehmen im Land wissen, dass im globalen Wettbewerb nur bestehen kann, wer sich einen technischen Vorsprung bewahrt. Dafür steht das Entwicklungszentrum Weissach, und dafür bietet der Technologiestandort Baden-Württemberg die richtigen Rahmenbedingungen“, sagte Kretschmann bei der Einweihung des bisher größten Investitionsprojekts in der Geschichte des Entwicklungszentrums. 150 Millionen Euro hat Porsche für drei Bauten ausgegeben: ein Designstudio, einen Windkanal und ein Elektronik-Integrationszentrum.

 

„Weissach steht mehr denn je für höchste deutsche Ingenieurskunst und für puren schwäbischen Erfindergeist“, stimmte Porsche-Chef Matthias Müller in das Lob ein und kündigte an, dass der Ausbau des Entwicklungszentrums mit Investitionen von 95 Millionen Euro bis 2017 weitergehen wird. Dabei geht es um den Bau eines Antriebsprüfgebäudes bis 2016. Die Arbeiten haben bereits begonnen. Porsche bündelt als einziger Autobauer alles rund um Forschung und Entwicklung an einem Ort: von den ersten Designskizzen über die Serienentwicklung bis zu Fahrtests auf eigenen Straßen.

Als weiterer Standort kommt Rutesheim hinzu

Gegenwärtig werden mehr als 6000 Mitarbeiter in der Entwicklung, im Motorsport, im Einkauf und den unterstützenden Bereichen beschäftigt, davon 4500 bei Porsche selbst, weitere 1500 bei Partnerunternehmen. Im April hat der Entwicklungschef Wolfgang Hatz im Interview mit der Stuttgarter Zeitung angekündigt, dass die Entwicklungsmannschaft weiter aufgestockt wird. „Dieses Jahr werden wir an die 400 neue Mitarbeiter einstellen“, sagte Hatz und verwies auf den steigenden Bedarf wegen der Investitionen in neue Modelle, alternative Antriebe und die Optimierung der Verbrennungsmotoren. In den vergangenen drei Jahren hat Porsche nach Angaben von Hatz bereits 1400 Mitarbeiter für das Entwicklungszentrum mit seinen bisherigen Standorten Weissach, Hemmingen und Bietigheim-Bissingen eingestellt. Im Zuge der Erweiterung haben sich die Entwickler jetzt in Richtung Mönsheim ausgedehnt. Als weiterer Standort wird Rutesheim hinzukommen, denn Porsche hat das Gelände der Druckerei Drescher angemietet, die 2012 den Betrieb einstellen musste.

Die drei wichtigsten Funktionen in der frühen Konzeptphase von Fahrzeugen sind in Weissach jetzt unter einem Dach angesiedelt: Designstudio, Konzeptbau und Windkanal. Davon verspricht sich das Unternehmen handfeste Vorteile, denn der zeitraubende Transport der Modelle zwischen den zuvor weit verstreut liegenden Gebäuden entfällt. Zudem müssen die Fahrzeuge für den Transport nicht mehr getarnt werden. Mit dem neuen Designstudio sollen den 100 Mitarbeitern der Designabteilung optimale Bedingungen für kreatives Arbeiten geboten werden. Wegen des starken Wachstums musste Porsche zuletzt das Styling auslagern und außerhalb des Geländes Studios anmieten. Jetzt kann der Bereich zurückkehren.

Der Wind weht mit Tempo 300

Aufwendigste Einzelinvestition in dem 150-Millionen-Euro-Projekt sind Gebäude und Anlagen für den neuen Windkanal. Porsche spricht von einem Hightech-Windkanal, dessen Gebläse Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern erzeugen kann. Er soll den Autos zu einer energieeffizienten Aerodynamik verhelfen sowie Fahrkomfort und -sicherheit weiter verbessern. Zur Energieeffizienz leistet auch die Anlage selbst einen Beitrag. So wird ein Großteil der Energie aus dem Abbremsen des Gebläses in das Stromnetz zurückgespeist.

Im neuen Elektronik-Integrationszentrum haben künftig 570 Beschäftigte Arbeitsplätze, die maximal 30 Meter voneinander entfernt sind. Bisher waren die einzelnen Abteilungen der Elektronik und Elektrik über zwölf verschiedene Standorte in Weissach verteilt. Das belegt, dass die Bedeutung von Elektrik und Elektronik, die im Sportwagenbau ursprünglich nur eine Nebenrolle gespielt hat, über die Jahre hinweg immer mehr zugenommen hat. Mittlerweile gibt es in einem Porsche-Sportwagen 50 bis 80 miteinander vernetzte Steuergeräte für 6000 Funktionen.