Der Ventilatorenhersteller plant für das laufende Jahr Rekordinvestitionen. Am Firmensitz Mulfingen entsteht ein Forschungszentrum, in China und den USA entstehen Werke. Sorge bereitet dem Familienunternehmen die angespannte Lieferkette.

Stuttgart - Der Ventilatorenhersteller EBM Papst stockt seine Investitionen deutlich auf. Bauprojekte sind in Deutschland, China und in den USA angeschoben worden. So entsteht am Firmensitz Mulfingen/Hohenlohe ein neues Forschung- und Entwicklungszentrum für 24 Millionen Euro. Und in Lauf an der Pegnitz in Bayern wird etwa ein EMV-Laborzentrum, in dem die elektromagnetische Verträglichkeit von elektronischen Geräten gemessen wird, fertiggestellt. In China und in den USA errichtet das Familienunternehmen zudem neue Produktionsstätten, um stärker noch als bisher in den Absatzmärkten zu produzieren. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf mehr als 182 Millionen Euro, das sind knapp 70 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Großteil davon fließt dabei nach Deutschland: knapp 107 Millionen Euro.

 

Das Problem mit der Knappheit

Mit den Investitionen will das Unternehmen die Grundlagen für das künftige Wachstum legen. Ziel des Unternehmens ist es bis 2025/2026 einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro zu erreichen, im vergangenen Geschäftsjahr (es endete am 31. März) lag er bei 2,1 Milliarden Euro. Ganz problemlos wird dieses Ziel allerdings nicht zu erreichen sein. EBM Papst kämpft derzeit – wie die meisten Industrieunternehmen – mit der Lieferkette. Nicht nur elektronische Bauelemente sind knapp, sondern auch Stahl und Kunststoffe. Alle Märkte und alle Produkte seien dabei von der Knappheit gleichermaßen betroffen.

„Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt und wir setzen unter enormer Kraftanstrengung alles daran, unsere Kunden wie gewohnt zu bedienen“, sagt Thomas Wagner, noch stellvertretender Chef von EBM Papst. Er rückt im Juli auf den Chefsessel auf und folgt dort Stefan Brandl nach, der das Unternehmen verlassen wird.

Tag für Tag erstelle das Unternehmen nun Programme, welche Produkte aufgrund der Materiallieferungen überhaupt gefertigt werden können und gleichen dies mit dem dringendsten aktuellen Bedarf der Kunden ab, so Wagner. Dennoch müssen die Kunden zwischen sechs Wochen und sechs Monaten auf Ihre Bestellungen warten. Wagner geht aber auch davon aus, dass die aktuelle Problemlage durch das Verhalten der Unternehmen durchaus überzeichnet ist. Denn: Wie viele andere Firmen hat auch EBM Papst seine Materialbestellungen im voraus am erwarteten Geschäftsverlauf bereits platziert und damit abgesichert. Dies dürfte auch ein Grund für den zuletzt sprunghaften Anstieg bei den Bestellungen des Mulfinger Unternehmens sein.

Große Sprünge

Die Entwicklung der Auftragseingänge pro Monat machen die Schwierigkeiten deutlich. So brachen im Monat April 2020 – also zum Start des abgelaufenen Geschäftsjahres von EBM Papst – die Auftragseingänge coronabedingt um mehr als 34 Prozent ein. Seit Juni vergangenen Jahres liegen sie wieder überwiegend leicht über den Vergleichswerten des Vorjahres, um dann im März 2021 auf plus 68 Prozent hochzuschnellen, sagt Finanzchef Hans Peter Fuchs.

Trotz der weltweiten Pandemie ist der Umsatz von EBM Papst im abgelaufenen Geschäftsjahr „nur“ um 2,5 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro gesunken. Nur in Asien konnte ein leichtes Plus von 0,3 Prozent erzielt werden. Geschrumpft ist der Umsatz vor allem in den USA (minus 7,1 Prozent) und in Deutschland (minus 6,4 Prozent).

Dennoch habe sich die Ertragslage verbessert. Grund dafür waren die gesunkenen Fixkosten wie sie bei Dienstreisen entstehen. Zahlen nennt Wagner nicht. Hoffnungen setzt EBM Papst in das digitale Geschäft. Um Konzepte zu entwickeln, wurde das konzerneigene Start-up EBM-Papst neo gegründet, so Fuchs. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 15 190 Mitarbeiter.