Zurück zur Akademie: welche Gestaltungsfreiheit hat Ihr Nachfolger?
In einer Hochschule gibt es zwei entscheidende Organe: den Senat und die Hochschulleitung, deren Vorsitzender der Rektor ist. Die Zuständigkeiten sind aufeinander abgestimmt. Zwar ist die Merz-Holding für das Leitbild und die strategische Ausrichtung auch der Akademie verantwortlich. Aber die Freiheit von Forschung und Lehre und die Strukturen der Hochschule bieten meinem Nachfolger große Gestaltungsmöglichkeiten.
Welche Anforderungen muss er erfüllen?
Sie oder er hat intern eine leitende Rolle und vertritt die Hochschule nach außen. Das heißt, sie oder er kämpft natürlich mit Politik, Wirtschaft und Administration um das Wohl der Einrichtung. Innerhalb der Hochschule muss man aber auch integrieren und neue Aufgaben und Perspektiven entwickeln – und zwar mit allen Mitgliedern der Akademie. Die oder der Neue muss auch eine große fachliche Affinität mitbringen zu den Themen Kunst, Gestaltung und Medien, aber auch zum theoretischen Überbau – das ist eine unserer Säulen. Außerdem erwarten wir Führungserfahrung und einen Hochschulabschluss.
Wer wählt Ihren Nachfolger aus?
Der Träger schlägt vor, aber er braucht die Zustimmung des Senats.
Was hebt die Akademie von anderen Medienhochschulen ab?
Wir haben eine starke Ausrichtung entlang kultureller, sozialer und wissenschaftlicher Themen. Unsere Studierenden müssen die Theorie als Werkzeug begreifen, sehr komplexe Fragestellungen zu erfassen, sich entsprechende Positionen dazu erarbeiten und Kriterien für eine Gestaltung und Publizierung entwickeln. Die Theorie ist bei uns integrierter Bestandteil der Gestalterausbildung, und die Studierenden arbeiten stark projektorientiert – das zeichnet uns aus. Wer in unsere Publikationen schaut, sieht, wie breit gefächert die Inhalte sind und wie tief gehend gearbeitet wird. 98 Prozent unserer Absolventen arbeiten in dem studierten Berufsfeld, und die Zahl der Studienabbrecher liegt unter einem Prozent.
Wie finanziert sich die Akademie?
Zum einen über Studiengebühren: 383 Euro pro Monat für den Bachelor-, 415 Euro für den Masterstudiengang. Weiter finanzieren wir uns seit unserer staatlichen Anerkennung 1985 über Landeszuschüsse. Damals hatte man Anspruch auf 60 Prozent Förderung der Personal- und Sachkosten sowie 30 Prozent auf Mieten oder Bauten. Das wurde 2003 pauschaliert. Auch die Stadt Stuttgart unterstützt uns von Anfang an auf vielfältige Weise, und wir werben zudem auch Drittmittel ein.
Sie sprachen von Kürzungen, die ins Haus stehen. In welcher Größenordnung?
Nach Kürzungen in den Jahren 2004 und 2013 um je fünf Prozent wurden uns nun weitere, vielleicht sogar erheblichere Kürzungen angedroht. Das ist umso bitterer, als im staatlichen Hochschulbereich ja viele Gelder freigemacht worden sind, Stichwort Hochschulpakt. Wenn es in Zukunft kein sinnvolles Konzept zur Unterstützung gemeinnütziger Hochschulausbildung gibt, wird sich der Bereich auf profitable Angebote rund um Wirtschaft, Jura oder Management beschränken.
Wie stark soll denn gekürzt werden?
Das wissen wir noch nicht, wir hoffen aber, dass wir in Überlegungen des Ministeriums einbezogen werden. Die aktuelle Unklarheit ist für alle bezuschussten, nichtstaatlichen Hochschulen sehr bedrohlich. Aber es gibt noch ein anderes Thema: Ich werde auch den Kampf begleiten müssen gegen die wachsende Konkurrenz von Schmalspurausbildungen im Medienbereich. Und da geht es schon ums Geldmachen.
Sie sind ein wichtiger Treiber für die Gründung eines Film- und Medienhauses. Werden Sie auch, wenn Sie nicht mehr Rektor sind, dies weiter vorantreiben?
Es könnte auch der neue Rektor machen. Jedenfalls hängt mein Herzblut dran. Es ist mir wichtig, dass die Landeshauptstadt ein weit über die Grenzen hinaus beachtetes Zentrum für Film und Medien bekommt, wo ein öffentlicher Diskurs stattfindet, rund um das bewegte Bild. Wir sind aber insofern auf einem guten Weg, als wir die erste Planungsstudie sehr erfolgreich abgeschlossen haben. Die wird am Montag abgegeben. Dann ist die Politik gefragt.