Das Stuttgarter Ministerium hat die Rangfolge der Straßenbauprojekte im Rems-Murr-Kreis neu bewertet. Zu den Gewinnern gehört die von der Gemeinde Oppenweiler favorisierte Ortsumfahrung.

Rems-Murr-Kreis - „Objektive und nachvollziehbare Kriterien“ hat das Stuttgarter Verkehrsministerium für jene Listen von Straßenbauprojekten versprochen, die jetzt in den Rathäusern die Runde machen. Allerdings sind die Ergebnisse der „Priorisierung für den Neu- und Ausbau von Bundes- und Landesstraßen“, wie sie offiziell heißen, keine leichte Kost. Auch einen Tag nach der Veröffentlichung der neuen Listen, die im Rahmen einer so genannten Straßenbaukonferenz in Stuttgart erstellt wurden, hatten viele der Betroffenen im Kreis Mühe, die Ergebnisse einzuordnen. So viel scheint indes festzustehen: Für die meisten Straßenbauprojekte im Rems-Murr-Kreis bleibt es bei dem bisherigen Status. Überraschender Aufsteiger ist die Ortsumfahrung von Oppenweiler, überraschender Absteiger die Umfahrung von Schorndorf-Miedelsbach. Sie hatte auf der Priorisierungsliste im Sommer des Vorjahrs gut im Rennen gelegen, findet sich nun aber auf einem hinteren Platz wieder.

 

Die im Murrtal seit Jahrzehnten geforderte Ortsumfahrung von Oppenweiler steht ganz oben auf der Liste. Das sei „eine großartige Botschaft“ für seine Kommune, sagt der Bürgermeister Steffen Jäger. Was die Bürger längst wüssten, werde nun vom Verkehrsministerium bestätigt: „Die Umfahrung gehört zu den dringlichsten Straßenbauprojekten in ganz Baden-Württemberg.“ Erstmal gebe es nun die Perspektive, dass tatsächlich gebaut werden könne. Die nächsten Schritte müssten rasch folgen, etwa der Start des Planfeststellungsverfahrens. Die Gemeinde werde das Land bei „dem Jahrhundertprojekt mit all ihren Kräften unterstützen“.

„Verhalten optimistisch“ kommentiert der Landrat Johannes Fuchs die Ergebnisse der Stuttgarter Straßenbaukonferenz. Es stimme ihn positiv, dass der Rems-Murr-Kreis nach den Plänen des Ministeriums zumindest mit einigen wichtigen Projekten „den Fuß in der Tür“ habe. Jedoch handele es sich bei den Bundesstraßen lediglich um Anmeldungen zum Bundesverkehrswegeplan. Ein beharrliches Drängen insbesondere bei den örtlichen Abgeordneten sei weiterhin nötig, damit diese Vorhaben auch finanziell abgesichert würden. Auf der Liste der Landesstraßen, über die das Ministerium selbst entscheiden könne, fehlt Johannes Fuchs vor allem der Ausbau des Autobahnzubringers zwischen Backnang und Mundelsheim. Dort „sind wir leider immer noch keinen entscheidenden Schritt weiter“, bemängelt der Landrat. Man setze nun darauf, „dass das Land eine Sonderfinanzierung für die L 1115 auf die Beine stellt“.

Deutlich negativer sieht man die Angelegenheit in Backnang. Die Stadt sei „beim Bundesfernstraßenausbau auf die Ersatzbank verbannt“, kommentiert der örtliche Oberbürgermeister Frank Nopper. Obwohl sich der B-14-Abschnitt zwischen Nellmersbach und Backnang zum „schlimmsten Flaschenhals im Nordosten der Region Stuttgart“ entwickelt habe, sei das Bauvorhaben nur in der Gruppe der mittelfristig und ohne konkrete Zeitvorgabe umzusetzenden Projekte eingestuft.

Auch in Schorndorf gibt es wenig Jubel, insbesondere, weil die Umfahrung von Miedelsbach in der Bewertung von Platz vier auf Rang acht abgerutscht sei. Man müsse allerdings sehen, räumt der Oberbürgermeister Matthias Klopfer ein, dass das Land die Zahl von ursprünglich 700 angemeldeten Verkehrsprojekten auf 100 reduziert habe. „Es ist positiv, dass wir noch dabei sind“, sagt Klopfer. Allerdings habe der Regierungspräsident Johannes Schmalzl noch am Mittwochabend über das Internetforum Facebook verlauten lassen, dass die Umfahrung von Miedelsbach zu jenen Verkehrsprojekten gehöre, die bis zum Jahr 2025 realisiert würden. „Ich habe immer gesagt, dass dieses Projekt erst nach dem Jahr 2020 realisiert wird“, erklärt der OB. Nun gelte es, die Sache im Gespräch mit dem Verkehrsministerium zu prüfen, und selbst „gute Argumente zu finden“.

Einige Projekte zur Erneuerung, die bereits im bisherigen Maßnahmenplan für die Landesstraßen enthalten waren, finden sich weiterhin darin. Dazu zählt der Ausbau der Landesstraße zwischen Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) und Winnenden, die seit der Eröffnung der B-14-Umfahrung von Winnenden erheblich an Bedeutung gewonnen hat, sich jedoch baulich in einem schlechten Zustand befindet. Ähnliches gilt für den Ausbau der Landesstraße 1120 zwischen Kaisersbach und Fornsbach.