Das Landratsamt treibt seine Investitionsoffensive in Sachen Straßensanierung voran. Das Regierungspräsidium will den B-14-Ausbau zwischen Nellmersbach und Waldrems bis Ende Oktober fertig bekommen – doch dort droht die nächste Verzögerung.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Traditionell nutzen die Straßenbauer die vergleichsweise verkehrsarme Zeit in den Sommerferien, um anstehende Sanierungen zu realisieren. Das ist auch im Rems-Murr-Kreis der Fall gewesen. Noch ist keine der vor sechs Wochen eingerichteten größeren Baustellen abgebaut, aber die meisten Projekte sind auf der Zielgeraden. Dann allerdings stehen schon die nächsten Maßnahmen an – je nach Sichtweise als Fluch oder Segen der von Landrat Richard Sigel initiierten Investitionsoffensive in diesem Bereich. In den nächsten vier Jahren sollen jeweils rund sechs Millionen Euro in die Sanierung und den Ausbau von Kreisstraßen, Bauwerken und Radwegen gesteckt werden – doppelt so viel wie in den vergangenen Jahren.

 

Schwaikheim wieder erreichbar

Von diesem Samstag an soll Schwaikheim für den Individualverkehr wieder besser erreichbar sein. Wegen einer aufwendigen Brückensanierung war der Ort seit dem 23. Juli nicht mehr direkt über die B 14 befahrbar. Das hatte schon im Vorfeld für Proteste gesorgt, auch der Bürgermeister Gerhard Häuser hatte sich eingeschaltet.

Stefan Hein, der Leiter des Straßenbauamts im Waiblinger Landratsamt, räumt ein, dass in den ersten drei, vier Tagen tatsächlich ein kleines Chaos geherrscht habe – das aber nicht auf die mit allen Beteiligten abgestimmten Umleitungsregelungen zurückzuführen gewesen sei. Um den Busverkehr in vernünftigen Taktzeiten aufrecht erhalten zu können, sei diesem erlaubt worden, über kleinere Wirtschaftswege zu fahren. Obwohl ganz klar verboten, hätten auch Privat-Pkw, ja sogar Lastwagen versucht, die Strecke zu nutzen – mit dem Ergebnis, dass keiner mehr vorangekommen sei. „Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich das dann aber gut eingependelt“, sagt Hein, „auch der zu Beginn der Schulzeit befürchtete große Schock ist ausgeblieben.“ Nun hat die Sperrung ein Ende.

Zwei Kreisstraßen gesperrt

Darauf muss man im Backnanger Raum noch ein bisschen warten. Dort ist seit Anfang August – ebenfalls wegen einer Brückensanierung – die Strecke zwischen dem Backnanger Teilort Steinbach und Oppenweiler gesperrt. Die Arbeiten an der mit 114 Metern längsten Kreisstraßenbrücke kämen gut voran, würden aber, inklusive der Einrichtung eines Radwegs, noch bis voraussichtlich Mitte Oktober andauern, sagt Hein, angepeilt ist der 15. des Monats.

Fünf Tage länger muss man zwischen Vorderwestermurr und Käsbach warten. Die Straße zwischen den Murrhardter Teilorten muss grundlegend erneuert werden, gleichzeitig werden in dem Bereich bisher fehlende Gehwege angelegt. Kostenpunkt: Fast eine Million Euro. Fertigstellung: Voraussichtlich am 20. Oktober.

Weitere Projekte geplant

Fünf weitere größere Straßenbauprojekte unter der Regie des Landkreises sind dann in diesem Jahr noch geplant. Die Auswirkungen von einem sind jetzt schon zu spüren. Zwar soll mit der Randstabilisierung und Fahrbahndeckenerneuerung auf der maroden Straße zwischen Stöcken- und Königsbronnhof, die der Kreis im Auftrag des Landes durchführt, erst von kommender Woche an begonnen werden. Die Strecke, die von Althütte nach Allmersbach führt, ist aber jetzt schon gesperrt. Der Grund sei der Einbau einer Insel auf einem kleinen Kreisverkehr beim Stöckenhof, den die Gemeinde Berglen vornimmt, sagt Hein. Dies geschehe in einem ganzen Paket von Maßnahmen, mit denen die Kommune die Verkehrsgeschwindigkeit herabsetzen wolle. „Wir nutzen die dafür nötige Sperrung der Straße auch für unsere Maßnahme“, sagt Hein, „die ersten zwei Wochen allerdings waren für Forstarbeiten reserviert“. Bis zum 8. Oktober müssen sich Fahrer der Route auf eine Umleitung über Backnang und die B 14 einstellen.

Darüber hinaus ist noch in diesem Herbst geplant, eine Rutschung der Landesstraße zwischen Kapf und Vordersteinenberg zu beheben und jeweils die Fahrbahndecke bei Vorderwestermurr sowie zwischen Welzheim und Rienharz zu erneuern. Für letztere Maßnahme muss allerdings noch der Verkehrsausschuss des Kreistags seine Zustimmung geben.

Neue Planken für die Bundesstraßen

Fertig ist man weitgehend mit der Umrüstung der Mittelleitplanken auf den Bundesstraßen im Kreis, lediglich ein kleines Stück der B 14 hinter dem Leutenbachtunnel soll noch auf den neuen Sicherheitsstandard gebracht werden. Das freilich gilt nur für dieses Jahr – bis alle Planken auf Kreisgebiet ausgetauscht sind, werde noch einige Zeit vergehen. Hein schätzt mindestens drei Jahre. Die Umsetzung, mit welcher der Landkreis im Auftrag des Bundes betraut ist, sei leider nicht so einfach, wie sich dass der Laie vorstelle. In vielen Streckenabschnitten gerate die Befestigung in Konflikt mit deutlich in die Jahre gekommenen Entwässerungssystemen.

Erneut Verzögerungen bei B-14-Ausbau

Die insgesamt mit Abstand aufwendigste Straßenbaumaßnahme im Kreis, der vierspurige Ausbau der B 14 von Nellmersbach nach Backnang, biegt auf die Zielgerade ein – zumindest, was den Teilabschnitt bis zur Kreuzung Waldrems betrifft. Allerdings sind die Straßenbauer laut Auskunft des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart, das die Maßnahme im Auftrag des Bundes koordiniert, einmal mehr leicht hinter dem Zeitplan zurück. Die Deckschicht der Straße ist noch nicht vollständig aufgetragen. Die ausführende Baufirma habe Schwierigkeiten, eine Asphaltkolonne für den Teilabschnitt zu bekommen, die Branche sei wegen der insgesamt vielen Baustellen während der Sommerferien äußerst ausgelastet, so das RP. Man gehe aber derzeit davon aus, dass die Fahrbahnen bis Ende Oktober fertiggestellt seien. Unabhängig davon würden „Optimierungsmaßnahmen“ am Knotenpunkt Waldrems sowie der Illerstraße dann noch etwa einen Monat in Anspruch nehmen.

Zurzeit würden noch Restarbeiten an der Peripherie der Straße vorgenommen, Kabelverlegungen, Fundamente für Ampeln sowie Arbeiten an Amphibienleiteinrichtungen. Ist alles inklusive Asphaltdecke fertig, soll der äußere Fahrstreifen der östlichen Fahrbahn in Richtung Schwäbisch Hall frei gegeben werden. Die Fahrtrichtung Stuttgart soll wie bisher auf der westlichen Fahrbahn geführt werden. Dann müssten noch fehlende Mittelleitplanken eingebaut sowie Fahrbahnmarkierungen aufgebracht werden.

Ist alles fertig, wird das Waldremser Gewerbegebiet über die neu angelegte Illerstraße erschlossen. Eine Zufahrt über die Donaustraße bleibe weiterhin erhalten. Von der Neckarstraße, also aus Richtung Heiningen, könne zweistreifig auf die B 14 in Richtung Stuttgart eingebogen werden. Dank dieser Maßnahmen werde die Leistungsfähigkeit am Knotenpunkt Waldrems erhöht, so die Behörde.

Fertigstellung bis 2026 angepeilt

Bis der Verkehr durchgehend auf jeweils zwei Fahrstreifen bis zur bereits fertiggestellten Anschlussstelle Backnang-West rollen kann, wird indes noch einige Zeit vergehen. 2026 lautet das vom RP ausgegebene Ziel. Als nächste Baumaßnahme soll die Errichtung des östlichen Murrtalviaduktes in Angriff genommen werden, Baubeginn ist voraussichtlich Ende 2019/Anfang 2020. Der Bau des Tunnels Waldrems ist von 2020 bis 2023 vorgesehen. Ob das vom Bund freigegebene Geld bis zum Ende reicht, bleibt abzuwarten. Im Zuge der Detailplanung werde eine Überprüfung der Kosten durchgeführt, so das RP.