Die Landesregierung will nun doch einige Landesstraßenprojekte fördern, Bei den Betroffenen stößt das jedoch auf Ablehnung und Protest.

Rudersberg - Es sollte eine Priorisierung sein, eine Handreichung, nach welcher Reihenfolge die Gelder für den Landesstraßenbau zukünftig vergeben werden. Doch längst hat die Liste, die vorvergangene Woche von dem Stuttgarter Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) veröffentlicht wurde, in vielen Gemeinden der östlichen Region kontroverse Diskussionen ausgelöst.

 

150 Menschen protestierten vergangene Woche, als der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu Gast in Rudersberg gewesen ist. „Betrachtet man die Neubaumaßnahmen, so erkennt man den Verlauf der alten Planpfade der berüchtigten Neckar-Alb-Autobahn“, hatte der Sprecher der Bürgerinitiative, Bernd Renninger, seinen Unmut in einem offenen Brief an den Landesvater formuliert. Ihm dränge sich der Verdacht auf, „dass die Verkehrsplaner nie wirklich von diesem Ziel abgelassen haben“.

Die Neckar-Alb-Autobahn ist jenes Großprojekt, das vor rund 30 Jahren Furore gemacht hat. Die Straße hätte eine Verbindung zwischen der A 8 am Aichelberg (Kreis Göppingen) und der A 81 bei Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg) herstellen sollen. Vor allem in Winterbach, wo eine Autobahnbrücke das Tal hätte queren sollen, gab es entschiedenen Widerstand dagegen. Unter dem Ministerpräsidenten Lothar Späth wurden die Planungen zwar aufgegeben, die Ausweichrouten jedoch gestärkt. Die Südumfahrung von Winnenden gehörte etwa zu den Projekten, die in der Folge gebaut wurden.

Die aktuelle Priorisierung der Straßenbauprojekte hat unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Während die Schorndorfer Rathausspitze das Ziel einer Umfahrung des Teilortes Miedelsbach begrüßt und der CDU-Landtagsabgeordnete Claus Paal deren Notwendigkeit betont, sind aus Allmersbach und Winterbach andere Töne zu vernehmen. Das Ganze „wundere ihn sehr“, sagt der Allmersbacher Bürgermeister Ralf Wörner. Er sei bei seiner erstmaligen Wahl mit dem Versprechen angetreten, die zunächst anvisierte Trasse für eine Umfahrung zwischen Heutensbach und Allmersbach nicht weiterzuverfolgen. Das sei auch durch einen nachfolgenden Agendaprozess bestätigt worden. Es sei damals allerdings auch vorgeschlagen worden, die Straße westlich an dem Ort vorbeizuführen, und bei dieser Gelegenheit ein Gewerbegebiet anzuschließen, welches bislang nur über die Ortsmitte zugänglich sei, schränkt Wörner ein.