Wenn Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto direkt an der Schule absetzen, ist dies für Schüler zwar bequem – oft sind die Elterntaxis aber lästig oder gar gefährlich. Die Grundschulen haben sich deshalb einiges einfallen lassen.

Rems-Murr-Kreis - Elterntaxis sind für die einen bequem, für die anderen aber lästig – wenn nicht gar oft gefährlich. Drei Grundschulen im Rems-Murr-Kreis haben auf das seit Jahren bestehende Problem reagiert, Konzepte entwickelt und umgesetzt – und berichten davon:

 

Fellbach: Die Elternhaltestelle funktioniert

Chaos am Morgen, wendende Autos auf dem Zebrastreifen, gefährdete Kinder – das war einmal. Die Maicklerschule in Fellbach hat gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Kommune seit Schuljahresbeginn im September 2019 eine Elternhaltestelle direkt vor der Türe eingerichtet. Dort können Eltern, die ihre Kinder mit dem eigenen Auto zur Schule bringen (müssen oder wollen), ihre Kleinen rauslassen – und das in der definierten Zeit von 7.30 bis 9 Uhr.

„Das funktioniert gut“, sagt die Rektorin Verena Weiß dazu. So gut, dass die Elternhaltestelle nun dauerhaft eingerichtet ist. Inzwischen, so berichtet die Schulleiterin weiter, habe der Verkehr morgens vor der Schule abgenommen. Es gebe weniger Gefährdungen – und die Parkplätze blieben tatsächlich frei für die Elterntaxis. Ein Allheilmittel sei es zwar nicht. Teilweise würde sich der Verkehr noch an anderer Stelle vor der Schule knäueln. Aber ihr Fazit lautet: „Es hat sich gelohnt.“

Parallel zur Einrichtung der Elternhaltestelle hat die Schule noch weitere Maßnahmen ergriffen: die Eltern über die Situation informiert, das Thema mit den Kindern besprochen; Väter und Mütter haben auch sogenannte Laufbusse organisiert, bei denen Kinder sich auf ihrem Schulweg abholen und schließlich in größeren Gruppen in der Schule ankommen – teilweise mit elterlicher Begleitung.

Das alles habe geholfen, die Lage vor der Schule zu beruhigen. „Der Leidensdruck ist zurückgegangen“, sagt Weiß. Allerdings sei das Problem in Fellbach nicht die Masse an Elterntaxis gewesen. „Es war eine geringe Menge an Fahrern, die unvernünftig gehandelt haben“, so Weiß. Doch nun sei die Situation besser.

Schorndorf: Hausaufgabengutscheine und ein Pokal

Die Reinhold-Maier-Schule in Schorndorf-Weiler ist einen anderen Weg gegangen – und das – wie es aussieht – recht erfolgreich: Dort werden die Kinder bei der Ehre gepackt. Wie das geht? Jeden Morgen fragen die Klassenlehrerinnen die rund 150 Erst- bis Viertklässler: „Wer ist gestern nach Hause gelaufen?“ und „Wer ist heute morgen in die Schule gelaufen?“ Die Lehrerinnen notieren alles geschwind in eine Liste – und der Tag kann beginnen. Die Klasse mit den meisten Fußgängern bekommt zu Weihnachten, zu Ostern und kurz vor den Sommerferien den „Zu-Fuß-zur-Schule“-Pokal.

Wer in dem Zeitraum dazwischen nur einmal gefahren wurde, zählt schon nicht mehr in die Wertung. Ein weiterer Ansporn für die Kinder: Wer weniger als fünf Mal in die Schule gefahren oder mit dem Auto abgeholt wurde, bekommt einen Hausaufgabengutschein. Den kann das Kind wann immer einlösen und muss dann einmal keine Hausaufgaben machen. „Unser Programm hilft“, sagt Rektorin Petra Schiek dazu. Und das bereits seit mehr als fünf Jahren.

Was sich verändert hat? „Die Motivation der Kinder“, sagt die Leiterin der Grundschule. Die Kinder würden sich gegenseitig darauf ansprechen, warum sie denn gefahren werden. Manche Kinder sind dann sogar so eifrig, dass sie sich selbst bei schlechtestem Wetter weigern, von Papa kurz gefahren zu werden – auch wenn die Schule genau auf seinem Weg liegt. Man will ja schließlich den Pokal – oder zumindest einen Gutschein.

Petra Schiek hat aber auch festgestellt: „Die hartnäckigen Fälle wird man nicht los.“ Wer unbedingt sein Kind fahren möchte oder muss, kann es dann, so der Vorschlag der Schule, auf dem Parkplatz der benachbarten Feuerwehr rauslassen.

Backnang: „Küss-und-Tschüss“ auf speziellen Parkplätzen

Auch die Plaisirschule in Backnang war geplagt von dem Thema Elterntaxis: Chaos auf dem Lehrerparkplatz, riskante Manöver, Kinder, die gefährdet wurden. Appelle an die Eltern in Form von Elternbriefen oder auch die Ansprachen an Elternabenden, das alles habe wenig genutzt, berichtet die Rektorin Annedore Bauer-Lachenmaier. Erst die Einrichtung einer Elterntaxihaltestelle mit dem vielsagenden Namen „Küss-und-Tschüss“ hat Abhilfe geschaffen.

Seit Mai 2018 gibt es nun fünf definierte Parkplätze bei der Turnhalle. Dort dürfen Elterntaxis zwischen 7 und 18 Uhr maximal fünf Minuten halten. In dieser Zeit können Eltern dort in Ruhe ihre Kinder aussteigen lassen und sie sogar bis zum Eingang begleiten, den man von den Parkplätzen aus nicht sehen kann.

Damals, im Mai 2018 bei der Einführung, haben sowohl die Lehrer und Lehrerinnen als auch Eltern täglich morgens Posten vor der Schule bezogen mit Flyern, in denen es um die Sicherheit der eigenen Kinder ging. „Natürlich wurden wir auch beschimpft“, sagt Bauer-Lachenmaier. Doch inzwischen seien die Elterntaxihaltestellen gut angenommen. Eltern würden sich gegenseitig korrigieren. Allerdings: „Es gibt immer noch Eltern, die es nicht einsehen“, so die Rektorin. Doch mit regelmäßiger persönlicher Ansprache, Elternbriefen und Infos für die Erstklasseneltern will die Plaisirschule auch weiter Werbung für Küss-und-Tschüss machen.