Knapp ein Jahr ist es her, dass die wirtschaftlich desaströse Lage der Remstalkellerei offenbart wurde. Nun wurden die Mitglieder über die aktuelle Entwicklung informiert. Ein mögliches Szenario für die Zukunft ist eine stärkere Zusammenarbeit mit der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft.

Weinstadt - Schon seit langem angekündigt, hätte sie am Dienstag stattfinden sollen: die Generalversammlung der Remstalkellerei. Doch Wahlen und Co mussten auf einen neuen Termin im Januar verschoben werden: „Ich habe einen Verfahrensfehler gemacht, durch den es keine Rechtssicherheit mehr gab“, räumt Peter Jung, der Geschäftsführer, ein.

 

Dennoch habe man die Mitglieder über die aktuelle Entwicklung informieren wollen. Die dürften gespannt gewesen sein, was sich getan hat, seitdem die Geschäftsführung vor fast einem Jahr in einem Rundschreiben über eine wirtschaftlich desaströse Entwicklung der Genossenschaft informierte – und darüber, dass die Traubengeldauszahlung deshalb erst einmal eingestellt ist.

Stärkere Zusammenarbeit mit der WZG

„Der Abverkauf der älteren Jahrgänge ist fast abgeschlossen, das war ein wichtiger Schritt“, berichtet Jung am Tag nach der Versammlung in einem Pressegespräch. Die eingelagerte Überkapazität war einer der Gründe für die Schieflage gewesen, zudem konnten dadurch keine frischen Produkte auf den Markt gebracht werden. Ein wichtiges Thema seien zudem Strategien für die Zukunft gewesen. Eine Liquidation des Standorts Beutelsbach stehe hingegen nicht im Raum, „das würde niemanden weiterbringen“, betont das Vorstandsmitglied Christoph Schwegler. Stattdessen wolle man weg von fixen Kosten und hin zu variablen Kosten. Wie das konkret aussehen könnte? Angedacht sei eine stärkere Zusammenarbeit mit der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG). An diese gebe es bereits eine Herbstablieferung, auch die deutschlandweite Vermarktung laufe bereits teilweise über die WZG. „Wir könnten weitere Dienstleistungen in Anspruch nehmen, Teilbereiche auslagern“, sagt Jung, der sich vorstellen kann, einen Teil des Weins dort auch ausbauen zu lassen. Die Szenarien sollen nun weiter entwickelt werden, „ich glaube aber nicht, dass wir bis zur Generalversammlung im Januar schon weit genug für Beschlüsse sind.“

Bleiben alle Ortsgenossenschaften bei der Remstalkellerei?

Viel getan habe sich im vergangenen Jahr bei den Produktlinien. Man habe die Premiumweine neu aufgestellt, gut komme die Rebsortenlinie an. „Wir wollen das Dreiviertel-Liter-Sortiment stärken, damit die Mitglieder eine höhere Wertschöpfung haben“, sagt Jung. Bisher allerdings sei die Höhe des Traubengelds – das nach dreimonatiger Pause wieder ausgezahlt wird – noch nicht zufriedenstellend. Die Ortsgenossenschaft Stetten hat aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung bereits beschlossen, die Remstalkellerei zu verlassen. Die Weingärtnergenossenschaften Korb-Steinreinach sowie Winnenden sind am Schwanken: „Ich würde die Ortsgenossenschaften gerne bei uns behalten“, sagt Schwegler. Allerdings: „Der Abgang an Rebfläche wäre nicht existenzbedrohend“, sagt Jung.

Mitgliedern ohne Fläche wurde gekündigt

Verschlankt hat sich die Remstalkellerei in einem anderen Bereich: Mitgliedern ohne Rebfläche wurde gekündigt. Sobald dies rechtskräftig wird, hat die Genossenschaft noch 600 Mitgliedern, seither waren es rund 1300. Jung: „Wir möchten, dass diejenigen entscheiden, die mit den Auswirkungen leben müssen.“