Der Altertumsforscher steht im Federseeried vor einer Ausgrabungsstätte; zu seinen Füßen liegen auf dem frei gelegten Moorboden mehrere morsche Holzstücke, die sich zu einer länglichen Silhouette formieren. Nur mit viel Fantasie erkennt man, dass es sich hierbei um die Überreste eines Boots handelt. Neben dem Boot – einem Einbaum – liegt ein zerbrochener Speer. Bis jetzt können die Wissenschaftler das sechs bis acht Meter lange Boot aus Lindenholz sowie das Jagdwerkzeug noch nicht genau datieren. Dazu müssen weitere Untersuchungen im Labor vorgenommen werden. Schlichtherle schätzt, dass die Funde aus der Jungsteinzeit stammen. Damals, so erklärt der Archäologe, haben die Menschen vom Einbaum aus Wassernüsse gesammelt – eine Wasserkastanie, die in dem oberschwäbischen Gebiet mittlerweile ausgestorben ist.

 

Schlichtherle und sein Team werden den Einbaum nach der Analyse wieder in der Tiefe des luftdichten Moors versenken. „Er könnte nämlich auch für künftige Forschergenerationen wichtig sein“, sagt der Archäologe. Per GPS können die Wissenschaftler der Zukunft dann den genauen Standort des Funds ermitteln und von den Informationen Gebrauch machen, die in den alten Holzstücken gespeichert sind.

In zehn Jahren wird man wissen, ob das Projekt gefruchtet hat

Die Baggerarbeiten im Federseeried, die eine Baufirma aus Norddeutschland im August dieses Jahres aufgenommen hat, wirken mittlerweile routiniert. Das war nicht von Beginn an so: Anfang September rutschte einer der Bagger beim Wenden von der Platte und versank in der Mudde, wie der graue, elastisches Schlick unter dem Torf genannt wird. Nach wenigen Stunden ragte nur noch das Führerhäuschen heraus. Die Maschine konnte jedoch geborgen werden.

Trotz dieses Zwischenfalls gehen die Arbeiten wie geplant voran. Ende November sollen die Gräben mit dem abgetragenen Torf gefüllt sein. Erste Erfolge sind bereits heute sichtbar. Ein paar Meter entfernt von den schaufelnden Baggern versinkt Projektleiter Stefan Schwab in seinen Gummistiefeln knöcheltief in einem Stück Boden, das den Namen „Feuchtwiese“ wieder verdient. Der Forstwissenschaftler scheint mit dem vorläufigen Ergebnis der Wiedervernässungsmaßnahmen zufrieden zu sein. „Das wird gut“, ruft er zu seinen Kollegen herüber.

Durch die Entwässerung des Federseerieds sind nicht nur die Lebensräume von Tieren und Pflanzen, sondern auch die Kulturzeugnisse aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit gefährdet. Sie gehören seit 2011 teilweise zum Weltkulturerbe der Unesco. Die Hinterlassenschaften der Bewohner, die ungefähr vom Jahr 5000 vor Christi an in Pfahlbauten rund um den Federsee siedelten, wurden jahrtausendelang im luftdichten Moor konserviert. „In wenigen Jahrzehnten wären diese Schätze nicht mehr da“, sagt Helmut Schlichtherle, der als Unterwasserarchäologe vom Landesdenkmalamt an dem Projekt beteiligt ist.

Erste Erfolge sind bereits sichtbar

Der Altertumsforscher steht im Federseeried vor einer Ausgrabungsstätte; zu seinen Füßen liegen auf dem frei gelegten Moorboden mehrere morsche Holzstücke, die sich zu einer länglichen Silhouette formieren. Nur mit viel Fantasie erkennt man, dass es sich hierbei um die Überreste eines Boots handelt. Neben dem Boot – einem Einbaum – liegt ein zerbrochener Speer. Bis jetzt können die Wissenschaftler das sechs bis acht Meter lange Boot aus Lindenholz sowie das Jagdwerkzeug noch nicht genau datieren. Dazu müssen weitere Untersuchungen im Labor vorgenommen werden. Schlichtherle schätzt, dass die Funde aus der Jungsteinzeit stammen. Damals, so erklärt der Archäologe, haben die Menschen vom Einbaum aus Wassernüsse gesammelt – eine Wasserkastanie, die in dem oberschwäbischen Gebiet mittlerweile ausgestorben ist.

Schlichtherle und sein Team werden den Einbaum nach der Analyse wieder in der Tiefe des luftdichten Moors versenken. „Er könnte nämlich auch für künftige Forschergenerationen wichtig sein“, sagt der Archäologe. Per GPS können die Wissenschaftler der Zukunft dann den genauen Standort des Funds ermitteln und von den Informationen Gebrauch machen, die in den alten Holzstücken gespeichert sind.

In zehn Jahren wird man wissen, ob das Projekt gefruchtet hat

Die Baggerarbeiten im Federseeried, die eine Baufirma aus Norddeutschland im August dieses Jahres aufgenommen hat, wirken mittlerweile routiniert. Das war nicht von Beginn an so: Anfang September rutschte einer der Bagger beim Wenden von der Platte und versank in der Mudde, wie der graue, elastisches Schlick unter dem Torf genannt wird. Nach wenigen Stunden ragte nur noch das Führerhäuschen heraus. Die Maschine konnte jedoch geborgen werden.

Trotz dieses Zwischenfalls gehen die Arbeiten wie geplant voran. Ende November sollen die Gräben mit dem abgetragenen Torf gefüllt sein. Erste Erfolge sind bereits heute sichtbar. Ein paar Meter entfernt von den schaufelnden Baggern versinkt Projektleiter Stefan Schwab in seinen Gummistiefeln knöcheltief in einem Stück Boden, das den Namen „Feuchtwiese“ wieder verdient. Der Forstwissenschaftler scheint mit dem vorläufigen Ergebnis der Wiedervernässungsmaßnahmen zufrieden zu sein. „Das wird gut“, ruft er zu seinen Kollegen herüber.

30 Jahre lang haben die Verantwortlichen an der Planung des Projekts gearbeitet. Weitere zehn Jahre werden noch vergehen, schätzt Schwab, bis man sicher sagen könne, ob das von der Europäischen Union unterstützte Projekt wirklich gefruchtet hat. Dann liegt es am Moor selbst, in seinen Urzustand zurückzukehren. „Wir haben den Anstoß gegeben“, sagt Schwab. Von dem endgültigen Resultat werden erst die nächsten Generationen profitieren können, erzählt der Projektleiter: „Es ist nur ein kleiner Zeithorizont, den wir hier miterleben. Bis das Federseeried wieder ein intaktes Moor sein wird, werden mehr als hundert Jahre vergehen.“

Ein Erbe der Eiszeit

Entstehung: In der Eiszeit drangen die Gletscher aus den Alpen bis nach Oberschwaben vor und formten Hügel und Senken. So entstand vor 15 000 Jahren auch das Federseebecken. Als es wieder wärmer wurde, begann die Verlandung des Gewässers. Es entwickelte sich das größte Moor Südwestdeutschlands.

Lebensraum: Das Federseeried ist Biotop für seltene und bedrohte Pflanzenarten. Zu ihnen gehören unter anderem das Breitblättrige Wollgras oder Orchideenarten wie das Fleischrote Knabenkraut. Das Moor ist zudem Vogelschutzgebiet – zum Beispiel sind hier der Weißstorch und das Braunkehlchen beheimatet.

Finanzierung: Das Budget zur Renaturierung umfasst 1,3 Millionen Euro und wird zur einen Hälfte aus Mitteln des EU-Programms „Life+“ finanziert. Die andere Hälfte stammt vom Naturschutzbund Nabu, dem Amt Vermögen und Bau in Ulm, der Stiftung Naturschutzfonds und dem Landkreis Biberach.