Den schwäbischen Nationalhelden wird der erste Blühstreifen am Gewann Berg gewidmet.

Renningen - Renningen hat am Mittwoch prominenten Besuch zu verzeichnen gehabt: Den schwäbischen Nationalhelden Äffle und Pferdle ist der erste Blühstreifen am Renninger Gewann Berg gewidmet worden, und die beiden haben nicht gezögert, persönlich bei der Einweihung dabei zu sein. „Mir Viecher misset doch z’samma halda!“ findet das Äffle, und das Pferdle nickt: „So isch‘s.“ Schließlich soll der Blühstreifen den knapp gewordenen Lebensraum für Bienen und andere Kleinlebewesen in der Region erhalten helfen.

 

Heiko Volz, seit 1999 Autor von Äffle und Pferdle und seit 2010 die Stimme vom Äffle, und Volker Lang, genauso lang Sprecher des grauen Huftiers, haben sich deshalb mit Frank Geggus, dem Initiator von Bee-life und Vermittler von Blühstreifenpatenschaften, und dem Magstadter Imker Oskar Stefani auf dem Hof des Renninger Landwirts Andreas Kindler getroffen, um „ihren“ Streifen einzuweihen. Der wurde im Frühjahr von Schülern der Klasse 6a des Renninger Gymnasiums in mühsamer Handarbeit angelegt: „Mein elfjähriger Sohn hat mir erklärt, Demos seien Zeitverschwendung, in der Zeit könne man auch etwas tun“, erzählt Elternbeirätin Kerstin Bangemann, die ebenfalls mit von der Partie ist, immer noch ein klein wenig fassungslos. „Und dann hat er Andreas Kindler ein Stück Land für das Projekt abgeschwatzt.“

Jeder kann mitmachen

Die Idee ist zwar nicht in Renningen geboren, aber sofort adaptiert worden. Inzwischen hat der Landwirt rund einen Hektar Land für Blühstreifenpatenschaften zur Verfügung gestellt. Jeder, Firma oder Privatmann, kann hier eine ein- oder mehrjährige Patenschaft übernehmen.

Der Streifen, der dem Äffle und dem Pferdle gewidmet ist, steht jetzt in voller Blüte. Um Ringelblume, Rosenklee, Gelbsenf, Kümmel, Wegwarte und Leindotter summt und brummt es, es ist kaum zu glauben, dass die Insekten auch hier ums Überleben kämpfen. Frank Geggus schaut zufrieden auf die blühende Landschaft.

Die eigentliche Idee hinter „Bee-life“ ist zwar eine andere, nämlich Bienenstöcke an Firmen zu vermieten. „Wir stellen die gewünschte Anzahl Bienenstöcke auf das Betriebsgelände und versorgen die Bienen das ganze Jahr über von A bis Z.“ Die Firma hat dadurch einen dicken Pluspunkt in puncto Nachhaltigkeit und darüber hinaus firmeneigenen Honig, ein Geschenk für Kunden oder Mitarbeiter, welches so leicht nicht zu toppen ist. Fünf voll betreute Bienenstöcke kosten ungefähr 6000 Euro im Jahr. Geggus muss noch Überzeugungsarbeit leisten, viele Firmen sind von der Idee angetan, scheuen aber die Kosten. (In Leonberg gibt’s das bereits.)

450 Euro für drei Jahre

Mit den Blühpatenschaften bietet er ein günstigeres Modell an, etwas für die Umwelt zu tun. 450 Euro decken die Kosten für drei Jahre, dann wird der Blühstreifen erneuert. „Es steckt Arbeit dahinter, einen Blühstreifen anzulegen und zu erhalten, es braucht Geld für Saatgut, die Verunkrautung muss im Zaum gehalten werden und so weiter“, erklärt Kindler, der mit dieser Idee selbst Anfang des Jahres die örtlichen Firmen angegangen ist. „Da kam nicht viel zurück“, das hat ihn geärgert, „obwohl es einige gibt, die eigentlich ein schlechtes Gewissen haben müssten und froh um diese Gelegenheit sein sollten, der Natur etwas zurückzugeben.“

Doch wenn Äffle und Pferdle jetzt für Renningens Blühstreifen Pate stehen und für das Anliegen ihrer geflügelten, mehrbeinigen Kollegen die Trommel rühren, rückt vielleicht auch der Naturschutz vor der eigenen Haustür wieder ein wenig mehr in den Fokus: „Mir Viecher g‘herat au dazu“, stellt Äffle Heiko Volz klar, „ond mir send au bloß Menscha“, gibt Pferdle Volker Lang seinen Senf dazu.

Der Natur etwas zurück geben

Bürgermeister Wolfgang Faißt, stilecht und gemütlich mit einem Käfer-Cabrio ins Gewann gegondelt, meint: „Wir Bürgermeister werden ja als Vorantreiber von Baugebieten gerne als Landschaftsräuber verschrien, aber wir versuchen auch, der Natur und den Landwirten wieder etwas zurückzugeben.“ Blühstreifen am Straßenrand lege die Gemeinde schon seit einigen Jahren an, und die Gewanne mit dem atemberaubenden Blick auf die Heckengäulandschaft seien erst mal vor Veränderungen sicher.

Der Blühstreifen fasziniert den Schultes: „Das ist ein Vorzeigeprojekt, nicht wie geschleckt, sondern wild und einfach schön“, befindet er. Auch der Gedanke an die vermieteten Bienenstöcke lässt ihn nicht los, er will prüfen, ob sie sich als Ausgleichsmaßnahme für die Gemeinde eignet. Eine gute Idee, denn: „Nur 20 bis 25 Prozent des Honigs, der in Deutschland verzehrt wird, stammt auch aus Deutschland“, weiß Imker Stefani, dabei sei der Honig aus fernen Ländern wie China oder Südamerika oft voller Pestizide. Zumindest in Renningen könnten gemeindeeigene Bienen den Schnitt verbessern.