Für die Leistungsschau am Wochenende zieht gleich auch noch das Kirchplatzfest neben die Rankbachhalle.

Renningen - Ja, nur noch der Kirchturm fehlt. Michael Kriegler, der Vorsitzende des Renninger Musikvereins, muss schmunzeln. Normalerweise begeht sein Verein am letzten Pfingstferien-Wochenende das Kirchplatzfest natürlich auf dem Renninger Kirchplatz. Weil in diesem Jahr aber an diesem Wochenende ebenfalls die Leistungsschau in der Rankbachhalle stattfindet und die Renninger Wirtschaftskraft präsentieren soll, ist man kurzerhand auf den Parkplatz nebenan umgezogen.

 

„Nein, das hätte keinen Sinn gemacht, zwei solche Veranstaltungen an verschiedenen Orten laufen zu lassen“, ist Michael Kriegler überzeugt. Ansonsten ist aber alles so, wie immer. Die Pommesbuden drumherum, die gemütlichen Biertisch-Lauben in der Mitte. „Das haben wir extra so festlich gestaltet, da merkt niemand, dass er auf einem Parkplatz sitzt.“

Marcel Seyther, der Vorsitzende des Renninger Gewerbe- und Handelsvereins, organisiert die Messe. Foto: factum/Bach
Ebenso wenig wie drinnen jemand merkt, dass er sich in einer Sporthalle befindet. Die ganze Stadt hat sich in der Rankbachhalle versammelt und rund 50 Gewerbe-, Handels-, Industrie- und Handwerksbetriebe zeigen, was sie können. Mittendrin ein gestresster Marcel Seyther. Denn in Renningen organisieren die Unternehmer vom Gewerbe- und Handelsverein (GHV) ihre Leistungsschau noch selbst und ehrenamtlich. „Ja, da gehört schon eine gehörige Portion Idealismus dazu“, bekennt der GHV-Vorsitzende Seyther. „Aber auf diese Weise lernt man sich auch nochmals besser kennen.“

Alle fünf Jahre findet die Leistungsschau statt, turnusgemäß war es deshalb 2017 wieder an der Zeit. „Am Samstag war noch nicht so viel los“, berichtet einer der Aussteller, Igor Djekic, ein Verkäufer bei Rollladen Widmaier. „Aber heute, am Sonntag, strömen die Leute, wir können einige Aufträge an Land ziehen.“

Über solche Aufträge freut sich Djekic natürlich, dennoch sind sie bei einer solchen Leistungsschau nicht das wichtigste. „Die Leute sollen sehen, dass eine solche Firma hier in Renningen vor Ort ist“, betont er. Das sieht auch der Organisator Marcel Seyther so. „Wir wollen die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der lokalen Wirtschaft zeigen“, sagt er.

Denn Renningen – das ist viel mehr, als nur Bosch. „Unser Verhältnis zu Bosch ist gut, Bosch unterstützt uns auch“, sagt Seyther zwar. Dennoch, das eigentliche Rückgrat der Stadt am Rankbach sind die vielen Mittelständler und Familienbetriebe, findet der GHV-Vorsitzende. 1400 Unternehmen sind in Renningen registriert, etwa 7000 Arbeitsplätze gibt es hier, schätzt die Stadtverwaltung.

„Unsere mittelständische Wirtschaft ist fleißig, leistungsstark und kreativ“, sagte auch Bürgermeister Wolfgang Faißt bei einem Empfang für die Unternehmer am Freitagabend. „Die digitale Konkurrenz erhöht die Wechselbereitschaft der Kunden, der internationale Wettbewerb findet inzwischen direkt vor unserer Haustür statt.“ Auch deswegen sei es wichtig, so der Bürgermeister, dass die Unternehmen auf solch einer Messe Kontakte knüpfen und sich Netzwerke schaffen.

Organisator Marcel Seyther will daher nicht verhehlen, dass er sich ein bisschen mehr Resonanz gewünscht hätte. Mit rund 50 Ausstellern fällt die Messe in diesem Jahr erheblich kleiner aus als die letzte vor fünf Jahren.

„Da merkt man aber, dass die Handwerker komplett ausgebucht sind und für eine solche Messe zurzeit keine Zeit haben“, weiß er. Auch den Termin, direkt an den Pfingstferien, müsse man beim nächsten Mal überdenken. Dennoch, Hocketse, Wirtschaftsmesse, Trubel und Betrieb – den Kirchturm vermisst da wirklich niemand mehr.