Claudia und Tobias Burgbacher wohnen in einem schwalbenfreundlichen Haus in Malmsheim.

Renningen - Claudia und Tobias Burgbacher sitzen auf der Terrasse ihres Hauses in Malmsheim und blicken schräg nach links über die üppig grüne Pflanzenfülle in ihrem Garten. Plötzlich ertönt ein schriller Pfiff in der Luft, und zwischen zwei Häuserwänden fliegt pfeilschnell ein schmaler Schatten – einer der hauseigenen Mauersegler kommt nach Hause. Halsbrecherisch fliegt er steil nach oben an der Hauswand entlang und verschwindet zielsicher im Loch des Nistkastens: „Manchmal hört man es richtig plumpsen“, erzählt Claudia Burgbacher und lacht, „Mauersegler haben nämlich nur ganz kurze Beinchen und können sich damit nicht gut festhalten, deshalb fliegen sie ohne innezuhalten durchs Loch in ihr Nest.“

 

Am Hause Burgbacher nisten derzeit zwölf Schwalben- und 32 Mauerseglerpaare. Grund genug für den Deutschen Naturschutzbund (Nabu), das liebevoll hergerichtete Malmsheimer Eigenheim als „Schwalbenfreundliches Haus“ auszuzeichnen. Der Vorsitzende des Renninger Nabu, Udo Schäfer, und Nabu-Mitglied Martina Riechert haben Plakette und Urkunde überbracht. Die beiden Arten, die    hier Unterschlupf gefunden haben, brauchen inzwischen menschliche Hilfe. Schwalben gelten als gefährdet, der Mauersegler steht schon auf der Vorwarnliste. An immer mehr Häusern werden Nester nach einer Fassadenrenovierung nicht mehr angebracht, und die nesttreuen Sommergäste finden nur schwer eine neue Bleibe. „Vor allem in dem Jahr mit der Vogelgrippe fanden wir auffällig, wie viele Vögel verzweifelt einen Nistplatz gesucht haben“, erinnert sich Tobias Burgbacher, „da haben wohl viele aus Angst die Nester entfernt.“

Es fehlt an Lehm- und Schlammpfützen

Nicht so die Burgbachers, die haben nach der Renovierung ihrer Hausfassade die Anzahl der Nistkästen aufgestockt: „Das war überhaupt keine Frage“, so die IT-Spezialistin. „Es braucht ja nicht viel, ein paar Bretter und ein paar Schrauben“, ergänzt ihr Mann, der die Kästen für die Mauersegler selbst gebaut hat. Die Nester für die Schwalben sind aus dem Baumarkt. Material, um ihr Nest selbst zu bauen, finden die zierlichen Segelflieger in der freien Natur fast gar nicht mehr. Es fehlt an Lehm- und Schlammpfützen für den Nestbau und an geeigneten Nischen und Vorsprüngen an modernen Gebäuden, von ausreichend Futter ganz zu schweigen. Bis zu einem Kilogramm Insekten muss ein Schwalbenpaar anschleppen, um die Brut satt zu bekommen.

Belohnt wird das Malmsheimer Ehepaar für den Einsatz reichlich, finden beide. Nicht nur, dass es trotz Teich deutlich weniger Stechmücken gibt, sondern sie beobachten mit viel Freude „ihre“ Vögel und bestaunen immer wieder die waghalsigen Manöver der begabten Flugkünstler. Und manchmal passieren Dinge, die nachdenklich stimmen: „In einem Sommer sind zwei Schwalbenpaare wohl den Raubvögeln zum Opfer gefallen“, erzählt Claudia Burgbacher, „und die Jungen waren noch im Nest. Da haben die Mauersegler die Schwalbenbrut mit durchgefüttert, obwohl das Schwerstarbeit für sie war. Sie mussten sich zum Füttern am Rand des Einfluglochs festkrallen, was mit ihren extrem kurzen Beinen nicht einfach ist.“

Schwalben sollen Segen bringen

Der Volksmund sagt, die Schwalben bringen jenen Segen, unter deren Dach sie ihr Nest bauen. Im Garten der Burgbachers ist man versucht, das zu glauben, und wundert sich nicht, dass die Nester in jedem Sommer wieder besetzt sind. „Dieses Jahr haben zwei Starenpaare in den Kästen gebrütet, bevor die Schwalben kamen“, freut sich Tobias Burgbacher, „das war echtes Timing. Die Stare waren kaum zwei Tage weg, da kamen auch schon die Mauersegler und haben erst mal Großreine gemacht“, grinst er. Mauersegler tragen allen Unrat fort, während die Schwalben den Dreck einfach aus dem Nest fegen. Unter den Schwalbennestern hat Tobias Burgbacher deshalb ein Brett befestigt, auf dem sich alles sammelt. Wenn die Schwalben weg sind, werden Nester und Brett gesäubert und können im kommenden Frühjahr neu bezogen werden. Ab Ende April halten die Burgbachers Ausschau, neben sich Kater Gizmo, der jedes Jahr vergeblich auf einen leckeren Schwalbenimbiss hofft.

Schwalben werden seltener

Nistplätze: Rauch- und Mehlschwalben gelten als gefährdet. Ihre Zahl nimmt nach Angaben des Nabu von Jahr zu Jahr ab. Als Gründe führt der Naturschutzbund neben fehlenden Nistplätzen, den Insektenschwund und fehlende Lehmpfützen an. Schwalben benötigen für den Nestbau feuchten Lehm.

Schutz: Schwalben und deren Nester stehen unter Naturschutz. Daher ist es verboten, ein Schwalbennest zu entfernen oder umzusiedeln. Gemäß dem Naturschutzgesetz müssen Hauseigentümer die Tiere dulden.