Der ADFC bedauert die Tendenz im Gemeinderat und die Ablehnung sogar des Kompromissvorschlags.

Renningen - Eineinhalb Jahre lang haben sich Fahrradfahrer aus der Umgebung für einen neuen Fahrradweg entlang der Kreisstraße 1013 zwischen Malmsheim und Perouse eingesetzt. Wöchentlich organisierte der ADFC eine Fahrraddemo, um ein Umdenken im Renninger Gemeinderat zu erreichen, der das Projekt 2015 abgelehnt hatte. Entsprechend groß ist nun die Enttäuschung, dass sich die Politiker nun schon zum zweiten Mal mehrheitlich gegen den Radweg positioniert haben.

 

Einen großen Unterschied hätte selbst ein positives Votum wohl kaum gemacht. Denn sogar der Landkreis, der die Kosten für den Radweg tragen müsste, hat wegen der zu erwartenden Nutzerzahlen von dem Projekt mittlerweile Abstand genommen. Der ADFC zeigt sich daher kompromissbereit. Allerdings: Der Alternativvorschlag des Landkreises, stattdessen die bestehende Waldwegeverbindung zu asphaltieren, um somit zumindest eine Verbesserung für Radfahrer zu erreichen, wurde auf Anregung der Renninger Stadtverwaltung in den Ausschüssen zunächst abgeschmettert. Und das, obwohl dem Landratsamt zufolge bei der gemeinsamen Besprechung im Herbst sowohl Vertreter aus Renningen als auch aus Rutesheim diesem Kompromiss durchaus positiv gegenübergestanden hätten.

ADFC bemängelt die Argumente

„Offenbar fehlt der Stadtverwaltung in Renningen auch der Wille, eine einmal festgelegte Position zu hinterfragen und alternative Sichtweisen zur Kenntnis zu nehmen“, sagt Peter Grotz, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbands Böblingen, über die Inhalte der Beschlussvorlage, die den Renninger Ausschüssen vorgelegt wurde. Gerade vor dem Hintergrund der zwischenzeitlichen Ansiedlung von Bosch als großem Arbeitgeber und des Radverkehrskonzepts des Landkreises „waren wir schon sehr erstaunt, dass die aktuelle Drucksache in ihren Beschlussvorschlägen nahezu unverändert den Status quo des Jahres 2015 abbildet. So werden wir die Steigerung der Attraktivität des Fahrrads als Verkehrsmittel nicht erreichen.“

Lothar Braun vom ADFC Renningen zeigt zwar Verständnis für die Debatte an sich, da in der Tat große Finanzmittel und Natureingriffe nötig wären. Eine echte Kosten-Nutzen-Analyse sieht er in der Drucksache der Renninger Stadtverwaltung aber nicht. Und er bemängelt, dass die Argumente „teilweise nicht überprüfbar oder schlicht falsch“ seien. Die Stadt poche zum Beispiel auf den Erhalt der Bäume mit der Begründung: Jeder einzelne Baum sei wichtig. Doch bereits 30 Leute, die vom Pkw aufs Rad umsteigen, sparten mehr CO2 ein, „als durch die gerodeten Bäume gebunden worden wäre“.

Das Aus für den Kompromissvorschlag aus dem Landkreis – die Asphaltierung des Waldwegs – ruft bei den Radfahrern nun großes Kopfschütteln hervor. Ebenso die Argumentation der Stadtverwaltung, ein wassergebundener, also geschotterter Weg sei sogar besser für Radfahrer, da er bei Nässe nicht so rutschig sei.

„Einen ,guten‘ Schotterweg gibt es nicht“

„Der Waldweg wäre dann eine akzeptable Alternative, wenn er asphaltiert wäre“, stellt Peter Grotz klar. „Ein geschotterter Waldweg ist für Freizeitradler okay, aber nicht für die, die die Strecke täglich im Berufsverkehr nutzen.“ Lothar Braun erklärt, warum: „Für den Alltagsradfahrer ist eine wassergebundene Oberfläche eine erhebliche Einschränkung bezüglich Befahrbarkeit mit schmalen Reifen, Kraftaufwand und Rutschsicherheit.“ Spurrillen werden bei Begegnungsverkehr zudem zum Problem. „Einen ,guten‘ Schotterweg gibt es nicht“, so Braun.

Der ADFC hofft nun stark, dass zumindest in diesem Punkt im Renninger Gemeinderat noch ein Umdenken stattfindet. Denn bislang fanden erst die Vorberatungen in den Ausschüssen statt, eine endgültige Entscheidung fällt am 27. Januar. Ob die Protestaktion des ADFC – jede Woche radelt eine Gruppe die Strecke zwischen Malmsheim und Perouse ab – in irgendeiner Form weitergehen wird, ist aber noch offen. „Das müssen wir mit den Kollegen vor Ort besprechen, wenn der jetzt erst einmal aufgestaute Frust verdaut ist“, sagt Peter Grotz.