Ein Gutachten bringt es an den Tag: Für den maroden Zustand der Perouser Straße ist falsches Material verwendet worden. Die Firma muss jetzt nachbessern, die Stadt ist fein raus.

Renningen - Es war also doch nicht der Unterbau. Entgegen den ersten Vermutungen der Stadt Renningen und ihres beauftragten Gutachters ist für den schlechten Zustand der Perouser Straße im Ortskern von Malmsheim nicht die unterste Frost- und Tragschicht verantwortlich, erklärt Hartmut Marx, Leiter des Fachbereichs Planen-Technik-Bauen im Rathaus, auf Anfrage unserer Zeitung. Stattdessen liegt das Problem in der sogenannten Bettungsschicht, die zwischen dem Unterbau und den Pflastersteinen liegt.

 

Dabei wurde falsches Material verwendet und dieses auch noch zu dick eingebaut. Das Gutachten ist mittlerweile vollständig ausgewertet, die Sanierung der Straße wird wegen der Witterung aber erst im nächsten Frühjahr erfolgen, so Marx.

Übeltäter ist die Bettungs-, nicht die Tragschicht

Der Verdacht war zuerst auf die Tragschicht gefallen – eine dicke und grobe Schotterschicht unter der Fahrbahn –, da diese bei Messungen an einer Stelle zu dünn gewesen war (wir berichteten). Messungen an vier weiteren Punkten zeigten jedoch, „dass das offenbar nur ein einzelner Ausreißer war“, sagt Marx. Überall sonst entspreche die Schicht den Standards, „sie ist ausreichend tragfähig, das haben die Versuche gezeigt“.

Der eigentliche „Übeltäter“ ist der Bereich direkt darüber. „Die Bettungsschicht liegt zwischen dem groben Schotter und den Pflastersteinen.“ Sie besteht aus feinerem Material aus unterschiedlich großen Körnchen, für gewöhnlich zwischen 0 und 5 Millimetern im Durchmesser. Wichtig sei dabei, dass die unterschiedlichen Größen alle und im richtigen Verhältnis vorhanden seien. Der Grund: „Die Hohlräume müssen verschlossen sein.“ Fehlen beispielsweise die kleinsten Körnchen, wird das Gemisch durchlässig. Und eine Aufgabe der Bettungsschicht besteht darin zu verhindern, dass der Sand in den Fugen des Pflasters bei Regen im Boden versickert.

Genau da lag in diesem Fall das Problem, erklärt Marx. Das Gemisch war zu grob, der Sand aus den Pflasterfugen verschwand und sammelte sich unterhalb der Steine, sodass sie ins Kippeln gerieten. „Und wenn Sie Pflastersteine lange genug gegeneinander ruckeln lassen, werden sie bröselig und zerfallen.“ Das Ergebnis sieht man sehr anschaulich auf der Perouser Straße, die an vielen Stellen bereits provisorisch mit Asphalt geflickt werden musste.

Es kommen mehrere Faktoren zusammen

Normalerweise ist die Bettungsschicht außerdem vier bis sechs Zentimeter dick, in diesem Fall sind es acht. „Bei richtigem Material hätte sich das vermutlich gar nicht so ausgewirkt, hier kommt eben beides zusammen“, meint Marx. Allgemein sollte die Bettungsschicht nicht zu dick sein, da sie nicht ganz so tragfähig sei wie der Unterbau. Letztlich liege der eigentliche Fehler aber im Material an sich, das die von der Stadt beauftragte Firma Eurovia geliefert bekam und einbauen ließ. Diese habe das Gutachten bereits vorliegen. Wie auch immer die Firma sich mit ihrem damaligen Lieferanten einigt – die Stadt ist finanziell fein raus. Ärgerlich bleibt die Geschichte allemal, nicht nur wegen des Verwaltungsaufwands, sondern vor allem für die Anwohner und Autofahrer. Denn für die Sanierung muss die Straße weitere zwei bis drei Wochen gesperrt werden.

Aus diesem Grund will die Stadt damit auch bis zum neuen Jahr warten. Denn für die Arbeiten müssen die Temperaturen ausreichend hoch sein, in Phasen unter fünf Grad geht nichts mehr, und die Sperrung verlängert sich. „Das wollen wir nicht riskieren“, so Hartmut Marx. Abschließend muss nur noch der Gemeinderat darüber entscheiden, ob im nächsten Frühjahr noch einmal Pflaster eingebaut werden soll oder doch lieber Asphalt. „Der Gutachter hat uns allerdings versichert, dass man an dieser Stelle ruhig Pflaster nehmen kann – wenn man es richtig macht.“