Die erste Abendtour zu den Einzelhändlern in Malmsheim findet großen Anklang.
Renningen - Dem Internet-Handel und der Abwanderung von Kunden in die großen Städte Paroli bieten sowie das Aussterben der Innenstädte verhindern – dazu soll nach den Worten des Renninger Bürgermeisters Wolfgang Faißt die „Abendtour Renningen“ beitragen. Das Interesse an der neuen Art der Präsentation des örtlichen Einzelhandels war riesengroß. „Die 80 Eintrittskarten dafür waren zügig verkauft“, sagt der Rathauschef.
Unter den Gästen waren nicht nur Einheimische, sondern auch Besucher aus der Nachbarschaft, etwa aus Weil der Stadt, wo es solche Veranstaltungen schon länger gibt. Auch einige Gemeinderäte wollten sich anschauen, was Marlies Delago, seit Oktober Wirtschaftsförderin der Stadt, als Abendtour organisiert hatte.
In vier Gruppen gingen die Besucher zu den vier teilnehmenden Einzelhandelsgeschäften. Zuvor hatte jeder Gast eine Papiertüte mit Renninger Motiv und kleinen städtischen Gaben bekommen. Diese sollte sich im Laufe des Abends noch mit weiteren kleinen Aufmerksamkeiten der Händler füllen, beispielsweise mit einer Handcreme bei Bettina Diebold.
Nicht nur ortsansässige Besucher
Zuvor hatte die Apothekerin der Drei-Eichen-Apotheke über ihre Arbeit und so manche Schwierigkeiten ihres Berufsstandes berichtet. So muss sie etwa bei Rezepten darauf prüfen, ob die plausibel sind. Wenn sie verordnete Rezepturen selbst herstellt, muss sie alle Bestandteile auf Reinheit und Richtigkeit prüfen. Und dies alles muss schriftlich festgehalten werden. „Wenn wir eins können, dann ist es dokumentieren“, sagte sie mit einem Lachen.
Fröhlich ging es auch bei Birgit Gaubisch zu, die nicht nur Freie Wähler-Gemeinderätin ist, sondern auch in dritter Generation das Geschäft Mode und Qualität Gaubisch führt. Der flächenmäßig kleine Laden bietet eine große Auswahl an Damen-, Herren- und Kinder-Wäsche, Bademoden, Hemden, Kleidern und Oberteilen. Sie habe zwar immer noch Stammkundschaft, sagte Birgit Gaubisch, aber es kämen auch viele Leute aus der Umgebung. Auf die Frage, ob auch Bewohner aus Schnallenäcker II zu ihr kämen, sagte sie: „Die Leute müssen sich erst orientieren und merken, dass sie im Ort einkaufen können.“
Seit 2001 gibt es in Malmsheim den CAP-Markt. „Wir sind hier sehr zufrieden und wollen so lange wie möglich bleiben“, sagte Wilhelm Kohlberger, Geschäftsführer der gemeinnützigen Femos. Mit der Filialleiterin Selda Eroglu präsentierte er den Markt, der seine Produkte überwiegend von Edeka bezieht und in dem neun Beschäftigte arbeiten, 60 Prozent davon mit Handicap. „Wir wollen sichere Arbeitsplätze für Menschen schaffen, die sonst nicht so einfach unterkommen und gleichzeitig die Nahversorgung vor Ort sicherstellen“, sagte Kohlberger. Er und Selda Eroglu betonten, dass es in dem Supermarkt viele regionale Produkte gebe, etwa Waren aus der Sessler-Mühle, Heckengäulinsen oder Honig- und Obsterzeugnisse mit dem Landkreis-Logo „Heimat, nichts liegt näher“.
Kurze Wege für die Kundschaft
Wer in Malmsheim Schuheinlagen oder gar Maßschuhe braucht, hat ebenfalls kurze Wege. Denn Werkstatt und Geschäft von Harald Mann, die Mann Orthopädie-Schuhtechnik, liegen gleich um die Ecke. Harald Manns Großvater hat 1913 damit begonnen, sich um die Fußgesundheit seiner Mitbürger zu kümmern. „Wir kommen aus dem klassischen Handwerk“, erklärte Harald Mann und zeigte, wie er die Füße seiner Kunden mit modernen Methoden vermisst sowie die Einlagen-Werkstatt.
Zum Abschluss der Abendtour hatte Marlies Delago Plätze im Restaurant Cabico reserviert, um den Abend in lockerer Runde Revue passieren zu lassen. Die Idee zu dieser Art von Wirtschaftsförderung hat Marlies Delago zum einen aus Weil der Stadt von ihrer Kollegin Marion Beck, und zum anderen aus Markgröningen. „Wir waren vor fünf Jahren die ersten“, sagte Wolfgang Milde vom Verein Markgröningen Aktiv. Inzwischen habe es dort schon 38 stets gut besuchte Abendspaziergänge zu 130 Geschäften und Dienstleistern gegeben.
Zweite Tour
Die nächste Abendtour ist geplant. Sie findet am 11. April in Renningen statt.